off-topic: wandern & schreiben

Schwalben
© Wildkraut & Wanderschuh

Der Regen plätschert, aber innen scheint die sonnige Erinnerung an einen wundervollen Tag.

Ich durfte am Samstag bei herrlichem Sonnenschein mit 8 Mädels durch die märkische Landschaft streifen, im flaschengrünen Turnowseee planschen und den einen oder anderen Gedanken zu Papier bringen.
Das Konzept nennt sich ‚Von der Wanderlust zur Schreiblust‘ und wird von den Text-liebenden Damen Sibylle Mühlke und Dorothee Köhler veranstaltet. In Bälde zumindest. Wir waren Testlauf numero 2.
Besagte Wanderung war nicht nur dazu angetan, den Kopf frei zu blasen, sondern auch Beobachtetes – innen und außen – in Textform zu verarbeiten.

Ich liebe wandern. Insbesondere oberhalb 2000 Höhenmetern. Leider gibt das Leben die erhoffte jährliche Hüttentour in den Alpen nicht her. Heimliche Träume, wie die Umrundung des Mt. Assiniboine in Neuseeland oder Besteigung des Mt. Whitneys in der Sierra Nevada bzw. die Rückkehr zum Berg Lake in den kanadischen Rockies mit mehr Zeit im Gepäck, sind längst begraben. Die Sehnsucht aber bleibt…

Dies wurde mir am Samstag schmerzlich bewusst, als die erste Schreibaufgabe ‚Ich an diesem Tag‘ lautete.

Hier bin ich nun. 50 Höhenmeter über Berlin und eine gefühlte Ewigkeit weit weg.
Wandern. Unterwegs sein, um auf Bergpfaden, an felsigen Ufern oder auf Blumenwiesen die Seele aufzutanken. Sich erschöpfen und doch gestärkt sein. Ich liebe es. Ich vermisse es!

8 Frauen, denen Worte die Welt bedeuten. Und ich.
Was tue ich hier? Weiterbildung oder Flucht aus dem Alltag? Egal!
Das Rotkehlchen im Baum und die Ringelnatterfamilie 2m neben mir versehen meine zur Zeit recht graue Welt mit einem erfrischenden Farbtupfer.
Dafür bin ich dankbar.
Und dafür braucht es auch keine 3000 Höhenmeter.

© Wildkraut & Wanderschuh

Am Ufer des idyllischen Turnowsees entstand folgender Haiku, eine japanische Prosaform, bei der man Silben zählen muss…

Am Ufer des Sees
sind wir nur Beobachter.
Das Leben ist drin.

© Wildkraut & Wanderschuh

Der 2. Text ist etwas holprig geraten, da die Zeit, die auf den letzten beiden Kilometern als Stichworte gesammelten Eindrücke zu verdauen, kurz bemessen war. Einige Gedanken, die es nicht auf’s Papier geschafft hatten, mir aber wichtig waren, habe ich nachträglich ergänzt.

Ein Wegweiser schickte uns auf die Spur. Wie an der Perlenschnur aufgefädelt, jeder für sich, allein mit seinen Eindrücken und Gedanken. Begleitet von zarten Vogelstimmchen machten wir uns auf den Weg, die ersten Schritte von sattgrünem Gras gepolstert.
Wurzeln von irgendwo kreuzen und Markierungen, die ich nicht verstehe sind auf Bäume gemalt.
Die kleine Raupe, die freischwebend vom Baum hängt, hätte ich beinahe umgerannt. Um das Unauffällige zu sehen nutzt der höchste Hochstand nix. Nicht zu übersehen dagegen waren die Mistkäfer, die behäbig dunkel in der Sonne glänzten.
Der Rest hüllte sich in grün. Moos, Klee, Farn und Breitwegerich. Mittendrin eine von Moos und Melancholie bedeckte Bank.
Verlockende Seitenwege tun sich auf.
Im Wald darf man man selbst sein. Die Bäume machen es uns vor. Hier herrscht keine Angst vor dem Alter. Die Jungen stützen die Alten und auf den Alten wachsen die Jungen.
Auch sind Eitelkeit und Egoismus Fremdwörter im Wald. Man nimmt sich gelegentlich das Licht, aber nie den Platz zum atmen.
Die Laubbäume üben schon Herbst.
Der breiter werdende Weg und Telefonkabel künden von der näher rückenden Zivilisation. Ein altes Gehöft, Pferdekoppeln und ein Notenblatt aus Schwalben säumen die letzten Meter. Die Libellen und das Zirpen der Grillen bleiben zurück, während wir aus der geschwungenen Landschaft in unsere geradlinigen Leben eintauchen.

Ich kann diese Art Workshop nur empfehlen. Spannend, welch kreativen Wege ein und dasselbe Erleben nimmt. Selbst mein eigenes Geschreibsel hat mich überrascht…

Ich wünsche den beiden Initiatorinnen viel Erfolg und bedanke mich für die Einladung! Ein weiteres herzliches Dankeschön geht an die liebe Nata, die uns zusammen gebracht hatte.

Mal sehen, ob und wie ich das Erprobte ggf. im Blog einfließen lassen kann. Statt finalem Einzeiler einen Haiku?

Als Nachschlag gibt es im nächsten Artikel den ursprünglich afrikanischen Maisauflauf, der als Wegzehrung diente.

veröffentlicht am: 20.08.2013

noch mehr Appetit holen

Senf dazu geben

3 Kommentar(e)

  • Danke! Ich war von der Landschaft auch überrascht. Da man mit dem öffentlichen Verkehr ganz gut hinkommt, werde ich die Märkische Schweiz bestimmt mal wieder besuchen.

  • An die Schwalben kann ich mich noch gut erinnern… 🙂 Habe mich auch gefreut, sie in so großer Zahl zu sehen.
    In den Städten sind sie leider mit den letzten Brachen und Insekten und mangels Nistplätzen verschwunden, aber auf dem Land (oder zumindest in Landschaftsschutzgebieten, wo die Natur noch einigermaßen im Gleichgewicht ist) gibt es sie Gott sei Dank noch.

Schreibe einen Kommentar zu Anna

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und akzeptiere, dass meine email-Adresse zwecks Spamvermeidung verarbeitet und gespeichert, aber nicht angezeigt, nicht für Werbung genutzt und auch nicht an Dritte weiter gegeben wird.