Kochen für Menschen mit Demenz

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Kochen für Menschen mit Demenz
Kochen für Menschen mit Demenz
© courtesy of J.Rebbe

Es lag schon lange auf meinem Schreibtisch. Harter Tobak. Wurde deshalb immer wieder von schnelleren, bunteren, leichter abzuhandelnden Themen überholt… Das Buch ‚Kochen für Menschen mit Demenz‘.

Neulich hatte ich den kulinarischen Horizont der aufstrebenden Intelligenz beleuchtet. Heute nun Betrachtungen zur kulinarischen Erlebniswelt für Menschen mit abnehmenden geistigen Kräften…

Alters- oder krankheitsbedingte Demenz ist ein Thema, welchem Betroffene und Pflegende häufig ratlos gegenüber stehen.
Um zumindest im Bereich Essen und Trinken Hilfestellung zu leisten, wurde dieses Buch geschrieben. Das Büchlein ‚Kochen für Menschen mit Demenz‘ erschien als Paperback im Selbstverlag. Die Autoren sind Claudia Menebröcker, Expertin für geriatrische Ernährungstherapie und Jörn Rebbe, diätetisch geschulter Koch. Sie vermitteln Einblicke, Ratschläge und Rezeptvorschläge, um diese schwierige Lebenssituation für alle Beteiligten zu erleichtern.

Im ersten Teil des Buches werden bei Demenzkranken häufig beobachtete organische und psychische Einschränkungen beschrieben. Thema sind unter Anderem Probleme wie:

  • veränderte Wahrnehmung (Geschmack und Lebenswelt)
  • gestörte Appetitregulation
  • erhöhter Energiebedarf
  • Schluckstörungen
  • Verlust erlernter Fertigkeiten

Dazu gibt es im Buch Vorschläge, wie Abläufe rund um die Nahrungsaufnahme, sowie die Mahlzeiten selbst stressfreier und für den Demenzkranken angenehmer gestaltet werden können. Es wird erörtert, wie – mit oftmals erstaunlich einfachen Mitteln – die verschiedenen Sinne angeregt und diverse Einschränkungen überwunden werden können.

Weiterhin werden Ess- und Trinkhilfen von WGP Produktdesign vorgestellt. Das weitestgehend normal aussehende Geschirr und Besteck bietet dank geringfügiger Modifikationen ein hohes Maß an Selbständigkeit und Normalität für den Patienten.

Im Rezeptteil des Buches ‚Kochen für Menschen mit Demenz‘ werden vielfältige herzhafte Gerichte und Dessert vorgestellt, die auf die Bedürfnisse des Pflegebedürftigen zugeschnitten, aber trotzdem visuell und geschmacklich ansprechend sind. Zum Beispiel muss die – je nach Einschränkung oftmals unerlässliche – Pürierung des Essens nicht zwangsläufig in hässlichem Einheitsbrei auf dem Teller resultieren. Dank natürlicher Farbstoffe, formgebender Elemente und Geliermittel kann Sauerbraten als Mousse, Fisch als Klösschen und Hähnchen als Timbale das Auge erfreuen und den Gaumen kitzeln.

Die Rezepte sind in folgende Bereiche eingeteilt:

  • Zwischendurch und unterwegs (Kuchen, Snacks und Mixgetränke)
  • Alles aus einem Topf (Suppen und Eintöpfe)
  • Pikante Klassiker (Fisch, Fleisch und Beilagen)
  • Süße Sattmacher und
  • Feine Desserts

Außerdem wird mittels Symbolen verdeutlicht, welche Gerichte bei Schluckstörungen geeignet sind und welche ohne Besteck essbar sind.

Und zwischendurch immer wieder berührende Momentaufnahmen – Portraits von demenzkranken Menschen, mit liebevollen Gedanken und Beobachtungen unterlegt…

Dieses einfühlsame Koch- und Ratgeberbuch wurde 2009 mit dem Gourmand World Cookbook Award in der Kategorie „Ernährung und Gesundheit“ ausgezeichnet.

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veröffentlicht am: 16.08.2010

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3 Kommentar(e)

  • Ich habe mal eine Zeitlang ehrenamtlich in der Küche eines Altenheimes geholfen. Dort habe ich die unterschiedlichen Koch- und Gewürzweisen für alte und auch demente Menschen ein wenig kennengelernt.

    Am meisten hat mich beeindruckt, zu erfahren, wie ein gekochtes Essen aus beispielsweise 3 Komponenten (Fleisch, Gemüse, weitere Beilage) einfach pürriert wurde und dann so verfüttert. Oder aber wie stark im Sommer gesalzen wurde, damit bei den alten Menschen genug Durst entsteht. Diese trinken sonst oft zu wenig v

  • Habt ihr da herzhaftes Essen teilweise auch ‚versüßt‘? Diese Option wird im Buch beschrieben, wenn die Geschmackswahrnehmung gestört ist und gesüßte Speisen eher angenommen werden…

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