Mit Fichtennadel marinierte gedämpfte Judasohren und gebratener Fenchel an Räucherforellen-Kartoffelpüree

Rezeptdetails

Heimische Judasohren, die durch importierte und eingeweichte Mu err-Pilze ersetzt werden können, werden mit Fichtennadeln und Fenchelgrün aromatisiert und gedämpft. Dazu gibt es Kartoffelpüree mit eingearbeiteter Räucherforelle und gebratenen Fenchel.

Autor: Peggy Schatz
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zum Rezept | 06.01.2023 | 4 Kommentar(e)
Kartoffelpüree mit Räucherforelle, gebratener Fenchel und marinierte, gedämpfte Jud
Kartoffelpüree mit Räucherforelle, gebratener Fenchel und marinierte, gedämpfte Judasohren

Anfang Dezember haben mein Herr Schatz und ich an einer Winterpilz-Exkursion mit dem zertifizierten Pilzsachverständigen Dirk Harmel teilgenommen. Bei Temperaturen um die Null Grad stapften wir durch den Tegeler Forst, inspizierten jeden umgefallenen Baumstamm und ließen unsere Pilzfunde vom Meister der Mykologie beäugen. Bei den meisten gefundenen Winterpilzen handelte es sich um Arten, die auf Holz wachsen. Einige davon haben Frostschutzmittel in ihren Zellen verbaut, sodass selbst starker Frost ihnen nichts anhaben kann. Wir lernten Heil- und Vitalpilze, wie die Schmetterlingstramete, kennen und waren enttäuscht, wenn sich appetitlich aussehende Pilze von schöner Statur als giftig herausstellten.

Also auch bei den Winterpilzen ist äußerstes Gebot, nur zu verzehren (bzw. als Heiltee zu trinken), was man eindeutig identifizieren kann. Im Zweifelsfall einen Sachverständigen aufsuchen und Pilzfunde prüfen lassen. Essbare Pilze haben wir damals im Tegeler Forst leider keine gefunden, aber zumindest davon gehört. Unter anderem vom Judasohr, einem Winterpilz, der in der asiatischen Küche Mu Err heißt und getrocknet im Asialaden erhältlich ist. Ich habe mich in der freien Woche nach Weihnachten intensiv mit der Thematik befasst. Es gibt gute Videos, die die Merkmale der essbaren Winterpilze, aber auch deren gefährlicher Doppelgänger detailliert beschreiben.

Beim letzten Spaziergang vor dem Jahreswechsel bin ich gar nicht weit gekommen. Im nahe gelegenen Laubwäldchen, einem richtigen Biotop, habe ich aus Neugier jeden toten Baum besucht. Das ergab einige schöne Fotomotive, aber tatsächlich wurde ich auch mit essbaren Winterpilzen belohnt. Ich bin mir recht sicher, einige Samtfußrüblinge gefunden zu haben. Wegen der Verwechslungsgefahr mit dem ähnlichen Gifthäubling (der selten auch auf Laubholz wächst), ließ ich die honiggelben Pilze stehen und lasse sie beim nächsten Mal vom Orts-ansässigen Pilzsachverständigen prüfen. Womit ich nicht wirklich gerechnet hatte, war, auf Judasohren zu stoßen. Judasohren wachsen häufig auf alten Holundersträuchern, weshalb er auch Holunderpilz genannt wird, manchmal aber auch auf sich zersetzendem Holz anderer Laubbäume. Ich fand eine ganze Kolonie davon. Yipeah. Genau genommen wachsen Judasohren das ganze Jahr über. Im Winter sind sie aber nicht unter Blättern versteckt. 🙂

Judasohren, ein heimischer Winterpilz (auch als Mu Err bekannt)
Judasohren, ein heimischer Winterpilz (auch als Mu Err bekannt)

Judasohren sind hell- bis dunkelbraun, matt glänzend und an der Unterseite durch das Sporenpulver etwas heller. Einige Exemplare (vor allem die kleinen) sind tatsächlich wie ein menschliches Ohr geformt. Im Handel sind Judasohren meist getrocknet erhältlich und werden in großen Mengen vor allem aus Vietnam importiert. Sie sind reich an Eisen, Kalium und Magnesium und enthalten Phosphor, Silicium und Vitamin B1. Die Pilze sind entzündungshemmend und senken den Cholesterinspiegel. 2017 hat die Deutsche Gesellschaft für Mykologie das Judasohr zum Pilz des Jahres gekürt. Die Konsistenz des heimischen Winterpilzes ist weich-knorpelig. Judasohren haben kaum Eigengeschmack, nehmen aber gut andere Geschmäcker an, weshalb sie in der asiatischen Küche gern und einfallsreich verwendet werden.

Judasohren küchenfertig
Judasohren küchenfertig

Einen Einfall, wie ich meinen Winterpilz-Fund verarbeiten wollte, hatte ich, als ich im Kühlschrank ein Gläschen in Öl eingelegter feingehackter Fichtennadeln fand. Ich marinierte die Judasohren mit dem Fichtennadel-Ölgemisch, quasi ein Auwald-Nadelwald-Crossover.

Judasohr marinieren

Kombiniert habe ich die Pilze mit Räucherforelle und Fenchel. Die Räucherforelle wanderte ins Kartoffelpüree und den Fenchel habe ich Pfannen-gebraten. Das zarte Fenchelgrün kam ebenfalls an die Pilz-Marinade. Aus Erfahrung wusste ich, dass das feine Nadelwaldaroma beim Erhitzen nachlässt. Das hatte ich beim Pilze marinieren nicht bedacht. Roh essen soll man Judasohren wegen möglicher anhaftender Bakterien nicht, obwohl dies theoretisch möglich ist. So kam ich auf die Idee, die Pilze nicht zu braten, sondern lediglich zu dämpfen.

Damit wiederum, kann ich Felix und Zora eine Freude machen, denn die beiden suchen im aktuellen Kochtopf-Blogevent nach Rezepten mit Volldampf, also gedämpften Gerichten. Da bin ich doch gern dabei…

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Rezept

Mit Fichtennadel marinierte und gedämpfte Judasohren und gebratener Fenchel an Räucherforellen-Kartoffelpüree

Quelle:
Vorbereitungszeit: 30 min
Zubereitungszeit: 45 min

Zutaten

für 2 Personen
500 g mehlige Kartoffeln
100 g frische Judasohren (bzw. getrocknete Mu Err-Pilze eingeweicht)
125 g Räucherforelle
3 ½ TL Fichtennadeln in Öl (feingehackte Fichtennadeln mehrere Wochen im Kühlschrank in Öl ziehen lassen)
1 EL Zitronensaft
3 Fenchelknollen
etwa 200 ml Milch
Meersalz
schwarzer Pfeffer (frisch gemahlen)
Öl (zum braten)

Zubereitung:

Vom Fenchel die harten Stängel abschneiden und das zarte Fenchelgrün fein hacken. Die Judasohren in Streifen schneiden. Drei TL Fichtennadel-Öl-Gemisch sowie das gehackte Fenchelgrün unter die Pilze rühren und mindestens 30 min marinieren.

Die Fenchelknollen in etwa 1 cm dicke Scheiben schneiden und mit Öl in der Pfanne von beiden Seiten goldbraun braten.

Für das Püree die Kartoffeln mit Schale als Pellkartoffeln kochen.
In einer flachen Schüssel die Fischfilets mit Zitronensaft beträufeln und 5 Minuten ziehen lassen. Den Fisch mit der Gabel zerdrücken, salzen und pfeffern. Inzwischen die Pellkartoffeln schälen. Die Kartoffeln zur Forelle geben und unter Zugabe von Milch mit einem Kartoffelstampfer zu einem glatten Püree von gewünschter Konsistenz verarbeiten. Das Räucherforellen-Kartoffelpüree bei Bedarf mit Meersalz und schwarzem Pfeffer nachwürzen. (Wenn man das Püree Pünktchen-frei möchte, alternativ weißen Pfeffer verwenden).

Während die Kartoffeln kochen und der Fenchel brät, die marinierten Judasohren-Streifen mit Salz und Pfeffer würzen. Die Pilze in einen Dämpfaufsatz oder in ein Sieb geben und dieses über einen flachen Topf mit etwas Wasser hängen und das Sieb mit einem Deckel abdecken. Das Wasser zum Kochen bringen und die Pilze 15 Minuten lang dämpfen.

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Senf dazu geben

4 Kommentar(e)

  • Liebe Peggy,
    Fichtennadeln gibt es hier zwar keine, wohl aber Wolkenohrpilze – immer frisch auf dem Markt – ich verwende sie gerne!
    Eine spannende Kombination hast du da gezaubert, danke fürs Mitdämpfen.
    Mit besten Grüssen aus Fernost,
    Felix

  • Lieber Felix,
    es freut mich, dass dir meine recht ungewöhnliche Zutatenkombination gefällt! Was Wolkenohrpilze angeht, sitzt du ja quasi an der Quelle. Auch ohne Fichtennadeln findest du bestimmt einen aromatischen Partner für die Judasohren. Vielleicht fein gehäckselte Kaffirlimettenblätter? 🙂
    LG Peggy

  • Wow wie spannend. Hier wachsen auch viele Pilze und es gibt auch „Pilztouren“. Ich muss mal daran teilnehmen. Danke für diesen interessanten Beitrag und natürlich für das köstliche Rezept.

  • Liebe Anita,
    immer wieder gern… 🙂
    Es war sehr schade, dass wir bei unserer Pilztour keine essbaren Winterpilze gefunden hatten. Aber interessant war es allemal. Gut möglich, dass sich die Pilzwelt Spaniens deutlich von unserer hier gewohnten unterscheidet.
    LG Peggy

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