© Wildkraut & Wanderschuh
Ich hatte Rotklee-Blüten auf dem Schirm, seit ich bei der Siruprezept-Recherche auf ein Rotkleesirup-Rezept gestoßen war. Für die diesmonatige Rettungsaktion von Wir retten, was zu retten ist (#wirrettenwaszurettenist) stehen nämlich Liköre und Sirup auf dem Plan. Sirup gekauft hatte ich ein einziges Mal in einem der vergangenen Sommer für Berliner Weiße. Die vorgemischten roten bzw. grünen Weißen aus der Flasche sind ungenießbar. Der klassische Berliner Sommerdrink verlangt nach Weißer mit echtem Schuss Himbeer- oder Waldmeistersirup.
Bei der Rettungsaktion geht es aber gerade nicht darum, Dinge im Supermarkt zu kaufen, sondern zu zeigen, dass selbst Gemachtes oftmals sehr einfach, fast immer schmackhafter, meist gesünder und in der Regel befriedigender ist. Sirup also!
Sirup ist ein gesüßtes oder natur-süßes Konzentrat von Saft, der in der Regel aus Früchten und Pflanzenextrakten gekocht wird. Soweit die Theorie. Ich war beim Stöbern bass erstaunt, woraus sich in der Praxis so alles Sirup machen lässt. Sogar ein Rezept für Haselnusssirup hatte ich gesichtet, nur sind die Haselnüsse hinterm Haus noch nicht so weit. Also weiter gesucht und beim Rotklee fündig geworden.
Der Rotklee selber ließ sich hingegen schwer finden. Aber das sagte ich ja bereits. Die erste Rotklee-Suchtour verlief ergebnislos. Abgesehen von einem Wäscheständer voller heilsamer Teezutaten von der Wiese.
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Im zweiten Anlauf wurde ich doch noch fündig und sammelte einen Eiscontainer voller Rotklee-Blüten.
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Einen Extrakt aus Rotklee-Blüten kann man als Tee oder Limonade trinken. Also Mann kann und Frau sollte. Zumindest wenn sie in dem Alter ist, wo die Hormone am Umsortieren sind. Die Wirkstoffe im Rotklee bieten lästigen Wechseljahresbeschwerden Paroli.
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Nun geht es heute aber nicht um Tee und Hormone, sondern um Sirup und Liköre.
Liköre setze ich eher mal an als Sirup, habe aber nur Kornelkirsch-Likör im Blog. Sirup hatte ich bisher von Holunderblüten und von Löwenzahnblüten gemacht, da diese wunderbar für Desserts, Salate aber auch Herzhaftes eingesetzt werden können, sowie einen leuchtend roten Sirup mit roten Johannisbeeren und Melisse-Minze-Bouqet. Auch der karamellige Rotklee-Sirup wird sicher den einen oder anderen Salat erfreuen (anstelle von Honig im Dressing) oder Cocktail bereichern.
Ich habe den Sirup annähernd nach Rezept gemacht. Statt Zitrone habe ich Limette zusammen mit den Rotklee-Blüten gebadet und keine Zitronensäure verwendet. Am Anfang habe ich kochendes statt kaltes Wasser aufgegossen. Dies mag von Vor- oder Nachteil sein. Ich habe leider keinen Kaltansatz zum direkten Vergleich. Überhaupt ist fraglich, was außer der roten Farbe vom subtilen Rotklee-Geschmack und von den Wirkstoffen in der Flasche ist. Ist aber schnuppe, solange das Ergebnis gut schmeckt. Und das tut es. Leicht fruchtig und samtig karamellig.
Der Weg bis dahin war ein klebriger. Grundsätzlich ist der Rotklee-Sirup spielend einfach herzustellen. Man muss nur den richtigen Moment abpassen, wenn der Sirup die richtige Konsistenz hat. Meine erste Abfüllung wurde sehr schnell sehr fest. Ich habe deshalb die Flasche im Wasserbad nochmals erwärmt, um den zähen Sirup in ein größeres Gefäß umkippen zu können. Das ging nicht ohne Verdünnung. Ihr ahnt es? Genau! Die zweite Abfüllung war zu dünn. Also nochmal ins Töpfchen und erneut eingekocht. Insgesamt habe ich 4 verschiedene Flaschen eingemanscht und einen Trichter vorübergehend verstopft. Am Ende passte der Sirup auf wundersame Weise doch in die kleinere Flasche und ist noch nicht mal zäh.
Mein Mitbringsel für den Rettungsevent, den Sina und Susi dereinst ins Leben gerufen hatten und der sich wachsender Beliebtheit erfreut.
Rezept
Rezeptüberschrift
Rotkleeblüten mit Limette angesetzt, ergeben einen angenehm karamellig-fruchtigen und schön anzuschauenden Sirup.
Quelle: Blog Tipps von der Kräuterfee (abgewandelt)
Rezept: Peggy Schatz
Zubereitungszeit:50 min + 24 h Ziehzeit
1 unbehandelte Limette
500 g Zucker
ca. 1 l Wasser
Zubereitung:
Die abgeschüttelten aber ungewaschenen Blüten (siehe Hinweis unten) in einem Topf mit kochendem Wasser übergießen, so dass sie gerade bedeckt sind.
Die Limette in Scheiben schneiden, zu den Blüten geben und unterstuken.
Alles 24 h ziehen lassen.
Dann den Topf samt Inhalt erhitzen, alles kurz aufkochen und 20 Minuten ziehen lassen (hatte ich vergessen).
Den Rotklee-Extrakt durch ein Sieb abgießen und in einem nicht zu kleinen Topf mit dem Zucker verrühren und den Sud so lange einkochen, bis er karamellig duftet und die gewünschte Konsistenz hat. Bitte daran denken, dass der Sirup im erkalteten Zustand deutlich zähflüssiger wird, als im heißen Topf.
Die gewünschte Glasflasche (mit nicht zu engem Hals, falls der Sirup recht zäh zu werden scheint) mit kochendem Wasser vorspülen und dann den heißen Sirup einfüllen. Fest verschließen.
Wegen des hohen Zuckergehalts ist Sirup in der Regel ungekühlt lange haltbar. Sicherheitshalber (da wir auf Zitronensäure als zusätzliches Mittel zur Konservierung verzichtet haben) kann der Sirup genauso gut im Kühlschrank aufbewahrt werden.
Hinweis aus dem Originalrezept: „Die Rotkleeblüten sollten nicht gewaschen oder nach Regen geerntet werden, da sie sonst an Geschmack verlieren.“
klebt und schmeckt …
Dass auch die folgenden von den Mit-Rettern geköchelten Sirupe oder angesetzten Liköre schmecken, davon gehe ich aus. Bleibt gern kleben!
Obers trifft Sahne – Likör von Marillen-, + Mirabellenkernen
giftigeblonde – göttlicher Ribisel-Pfirsich-Sirup
The Apricot Lady – Rotweinlikör
Pane-Bistecca – Himmelbrum-Vanille Sirup
lieberlecker (Andy) – Ingwer-Limetten-Sirup
Unser Meating – Johannisbeersirup
Summsis Hobbyküche – Roter Johannisbeerlikör
Brittas Kochbuch – Himbeersirup
Brotwein – Ingwer-Zitronen – Sirup mit Earl Grey
Leberkassemmel und mehr – Longan-Likör
Auchwas – Sirup -Bro-Ma-Ro-Zi
1x umrühren bitte aka kochtopf – Eicello
Prostmahlzeit – Limoncello
Sakriköstlich – Chai-Sirup
Fliederbaum – Waldlikör
Barbaras Spielwiese – Pfefferminzsirup
Jankes*Soulfood – Zwetschgenkernlikör
multikulinarisches – Rotklee-Sirup
münchnerküche – Zitronen-Thymian-Sirup
Katha-kocht! – Zitronenmelisse Sirup
thecookingknitter – Gurken-Zitronen-Sirup
Anna Antonia Herzensangelegenheiten – Chili-Rum-Punsch
So, so, aus diesem Unkraut kann man also tatsächlich etwas machen! Du bist doch immer wieder eine Quelle des Wissens, was Wildpflanzen angeht. Und irgendwann lerne ich noch, dass das Wort Unkraut ein Un-Wort ist.