Ende vergangene Woche verbrachten wir im Kreise unserer Lieben bei einem goldglänzenden Jubiläum. Die Jubilare wussten nichts von ihrem Glück, was die Überraschung um so gelungener und die gemeinsam an lauschigem Ort verbrachte Zeit um so wertvoller machte.
Die Harmonie wurde einzig von meinem Daumen gestört, der just zu diesem Zeitpunkt meinte, auf doppelten Umfang anschwellen und heftig puckern zu müssen. Pffft.
Inzwischen hat der Daumen wieder Bikini-Figur, muss aber als Überleitung zu einer Art von Infektion mit hässlicheren Auswüchsen herhalten, vor der ich die Augen nicht verschließen mag. Die winzigen ansteckenden Eiterpusteln zeigen sich sogar an Stellen, wo man sie keinesfalls vermuten würde. Ein Thema, welches mir aus mehreren Gründen nahe geht. Deshalb habe ich mir Gedanken und Salat gemacht.
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Es war einmal ein Laubenpieper-Garten voller roter, saftiger Tomaten. Die Bienen (wenige an der Zahl) summten, die Früchte schmeckten und freuten sich auf Vollendung in einem schmackhaften Tomatensalat. Meist mit Zwiebeln vom Beet gegenüber, Öl, Salz, Pfeffer und den Kürbiskernen aus Nachbars Garten. Auch an die seit geraumer Zeit im Garten angepflanzte und ab und an im Salat auftauchende Minze hatten die Tomaten sich gewöhnt.
Als eines schönen Tages am Gartenzaun schwarze Johannisbeerbüsche auftauchten und begehrlich auf die freien Beete schauten, entschied der Laubenpieper kurzerhand, diese einzupflanzen bevor sie verdorren und dann zu schauen was im Einzelfall zu tun ist. Die schwarzen Johannisbeeren, deren Gärten zerstört waren, wollte er behalten. Zumindest für eine Weile. Andere aus verödeten Gärten, wo es eher Sinn machte diese wieder fruchtbar machen zu helfen, wollte er zurück bringen.
Einige Tomatenpflanzen beäugten die Neuankömmlinge skeptisch. So viele Sträucher. Und jeder davon voller Beeren. Ausgerechnet Rappelschwarze. Obst kann man doch nicht trauen und schwarzem schon gar nicht. Oder? Zumindest hört man so Einiges … Dass es sich bei gelegentlich beanstandeten fauligen dunklen Früchtchen um Obst vom süd-östlichen Gartennachbarn und nicht um umgetopfte schwarze Johannisbeeren handelte, interessierte die skeptischen Rothäute nicht. Was zählt, ist der Salat … und dass er bleibt, wie er ist.
Trotz trüber Gedanken versuchten die kritischen Tomaten am ersten Tag, die neuen Gewächse durch ignorieren auf Abstand zu halten. Aber in den folgenden Tagen wurden immer mehr Plätze für Johannisbeerpflanzen okkupiert, in der zweiten Wochenhälfte sogar unmittelbar zwischen den Tomatenpflanzen.
Puh, nun wurde es den besorgten Tomaten unheimlich. Kommen die Johannisbeeren am Ende etwa auch noch in den Salat??? Wer kann das ernsthaft wollen? Also hielten sich diese Nachtschattengewächse zu jenen, die die passenden Antworten auf ihre Sorgen parat zu haben schienen. Dass diese teils von der braunen Sorte waren, schien sie nicht zu beunruhigen.
Dabei hätte es für jene Tomaten tatsächlich guten Grund gegeben, elementare Garten-Fragen zu stellen und auch, gegen den einen oder anderen Umstand aufzubegehren. Beispielsweise gegen die neuen Abhängigkeiten durch unfruchtbar gemachtes Saatgut. Reproduktion unmöglich! Oder dagegen, ihre Salatschüssel künftig mit genmanipulierten entfernten Verwandten vom Teichufer gegenüber teilen zu sollen. Oder gegen die schleichende Vergiftung der Bienen. Differenzieren war aber leider keine Stärke jener besorgten Tomaten. Diffamieren naheliegender.
Kleine braune Flecken verrieten, dass die Infektion mit Braunfäule bereits eingesetzt hatte.
Die infizierten Tomaten waren überzeugt, dass die neu angekommenen schwarzen Johannisbeersträucher gar nicht aus jenen zerstörten Gärten stammten, von denen sie am Rande ihrer Salatschüssel gehört hatten. Bestimmt kamen sie aus den unwirtlichen trockenen Gärten der 3. Parzelle. Also sollten sie auch bleiben, wo keine Tomate wächst.
Dass jene Gärten nicht zuletzt deshalb verödet waren, weil Generationen von Laubenpiepern ihre Tomaten, Kürbisse und Zwiebeln mit Nährstoffen gedüngt haben, die den Gärten der 3. Parzelle entzogen wurden, interessierte die mittlerweile teilweise faulig werdenden Tomaten nicht die Bohne. Hauptsache in ihrer Salatschüssel stimmte alles. Tat es aber nicht! Mit fauligen Tomaten lässt sich nämlich kein anständiger Salat machen. Schwarze Johannisbeeren hin oder her …
Als zum Ende der Woche kein Tomatensalat mehr angerührt wurde, und die infizierten Tomaten erkannten, wie hässlich grau ihr Inneres und braun ihr Äußeres geworden war, tat es ihnen leid. Statt an die braune Sorte hielten sie sich nun an diejenigen Tomaten, die sich vor der Infektion geschützt hatten, und die wunderbare Gabe besaßen, auf Andere abzufärben. So wurden sie wieder heil. Und rot. Und köstlich. (Ist ja’n Märchen. Da klappt sowas. Immer.)
Das Ende dieser kritischen Woche wurde jedenfalls mit einem fruchtigen Tomaten-Salat gefeiert. Tomaten-Johannisbeersalat.
Was sonst?
ein Tomaten-Märchen …
… und ganz nebenbei auch ein schmackhaftes veganes Rezept mit Frische-Kick. Deshalb darf es bei Kathas #tierfreitag-Sammlung mitmachen.
Rezept
Tomatensalat mit schwarzen Johannisbeeren
Quelle: blackcurrant co-operative NZ (abgewandelt)Vorbereitungszeit:
Zubereitungszeit: 15 min
Zutaten
für 2 Personen5 reife Tomaten
1 Schalotte
100 g Schwarze Johannisbeeren
2 Zweige Minze
2 EL grüne Kürbiskerne
Salz
schwarzer Pfeffer (frisch gemahlen)
2 EL Rapskernöl
1-2 EL Granatapfelessig (alternativ: anderer Fruchtessig)
1 EL Löwenzahnsirup (alternativ: Honig)
Zubereitung:
Die Tomaten achteln, dabei den Strunk rausschneiden. Die Schalotte schälen und fein hacken. Die Johannisbeeren (falls frisch vom Strauch) abrebeln und abspülen. Die Minzblätter vom Stängel zupfen und fein hacken.
Tomaten, Zwiebel und Schwarze Johannisbeeren in eine Schüssel geben. Kürbiskerne und Minze darüber streuen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Granatapfelessig, Rapskernöl und Löwenzahnsirup unterrühren. Zugedeckt mindestens 30 Minuten durchziehen lassen.
Ich hoffe deinem Daumen geht es besser. Und auch die anderen Spuren verschwinden langsam.
Deine Geschichte ist sehr schön geschrieben und danke für das Rezept.