Am Pfingstwochenende war ich unterwegs, um wildes Grünzeug zu sammeln und musste feststellen, dass wo letztes Jahr ein Meer von duftendem Steinklee wogte, jetzt ein Steinklotz steht. Pfffft. Dafür habe ich ein wahres Felsenbirnenparadies entdeckt und mich an den reifen süßen Früchten satt gegessen. Einen Teil nahm ich mit heim und servierte ihn zu in Öl ausgebackenen Holunderküchlein. Rezepte für den köstlichen Frühsommer-Klassiker gibt es zu Hauf. Ich wählte eines mit Fluff, indem die Eier nicht im Ganzen sondern erst das Gelbe vom Ei und zum Schluss das aufgeschlagene Eiweiß an den Teig gegeben werden.
Da im Original-Rezept von acht Holunderblüten die Rede war und ich wesentlich mehr Holunderküchlein basteln wollte, erhöhte ich die Teigmenge um 50%. Hätte ich mal nicht! Ich behielt mindestens die Hälfte des angesetzten Teigs über. Um ihn nicht umkommen zu lassen, habe ich am nächsten Tag einen herzhaften Schmarrn mit Radiccio daraus kreiert. Eine gewisse Übung in Sachen Schmarrn habe ich seit meinem #someroffline ja. Der Ausback-Teig war dank Fruchtsafts und Buttermich (im Original Weißwein) leicht säuerlich und nur wenig gesüßt und harmonierte mit dem bitteren Radicchio.
Radicchio hat zwar momentan keine Saison, aber wenn er mir frisch vor die Füße rollt, greife ich gern zu. Bei meinem Ede K. gibt es den nämlich nie. Nicht einmal zur Hochsaison. Ich habe also den Radicchio in Streifen geschnitten, in der Pfanne angebraten und dann den Teig darüber gekippt und verteilt. Die Masse habe ich stocken lassen und gewendet so gut das eben ging. Dann habe ich mit dem Pfannenwender alles zerpflückt, um noch mehr braune Oberfläche mit köstlichem Röstaroma zu bekommen. Im Endeffekt wars dann ein herzhafter bitter-süß-fruchtiger Schmarrn.
Vielleicht habt ihr ja auch Teig vom Holunderblüten ausbacken übrig. Dann werft doch Radicchio, blanchiertes Gemüse oder Früchte eurer Wahl hinein und macht was draus… Als Resteverwertungsidee nimmt mein herzhafter Radicchio-Schmarrn am Kochtopf-Blogevent Foodwaste, Misfits & saisonal teil.
Rezept
herzhafter Schmarrn mit Radicchio
Quelle:Vorbereitungszeit: 10 min plus 30 Minuten Ziehzeit
Zubereitungszeit: 10 min
Zutaten
für für 3 bis 4 Personen1 Radicchio
1 Zwiebel
Pfeffer
Salz
Teig
100 g Weizenmehl50 g Buchweizenmehl
2 Eier
150 ml Orangensaft
300 ml Buttermilch
10 g Zucker (optional; war wegen der ursprünglichen Verwendung bei mir mit dran)
1 Prise Anis
1 Prise Kardamom
1 Prise Salz
Butter (zum Braten)
Joghurt (griechisch oder natur als Dressing)
Zubereitung:
Die Eier trennen. Das Eigelb mit den übrigen Zutaten bis auf die Buttermilch in einer Scüssel verrühren und mit der Buttermilch auf die gewünschte dickflüssige Konsistenz bringen. Den Teig 30 Minuten im Kühlschrank ziehen lassen. Dann das zwischenzeitlich gekühlte Eiweiß steif schlagen und vorsichtig unter den Teig heben.
Den Radicchio in kurze Streifen schneiden. Die Zwiebel schälen und fein würfeln. Beides zusammen mit etwas Butter in einer weiten Pfanne kurz anbraten, bis der Radicchio weich wird und anfängt zu bräunen. Salz und Pfeffer darüber streuen.
Soviel Teig zum Radicchio in die Pfanne gießen und gleichmäßig über die gesamte Oberfläche verteilen, wie ihr den Pfannkuchen dick haben wollt. Die angegebene Menge sollte zwei Pfannen-Füllungen hergeben. Mir hatte eine gereicht. :-)
Den Pfannkuchen stocken lassen und vorsichtig anheben um zu sehen, ob die Unterseite gut gebräunt ist. Dann den Pfannkuchen wenden. Keine Sorge wenn er zerfällt! Die zweite Seite ebenfalls anbraten und den Pfannkuchen noch in der Pfanne zerreißen und fertig braten. Ggf. weitere Butter in die Pfanne geben, bis die Teigstücken golden-braun gefärbt sind.
Der Radicchio-Schmarrn kann mit einem Klacks Joghurt (natur oder griechischer) noch verfeinert werden. Auf dem Foto fehlt dieser.
Beste Resteverwertung und das mit dem zu viel Teig hätte auch mir passieren können. 😉