© Wildkraut & Wanderschuh
Nachdem wir im ersten Teil unserer Reise in’s Laferland nach Strich und Faden verwöhnt wurden, stand nun eigener Einsatz auf der Tagesordnung. Nach einem köstlichen Frühstück im Restaurant ‚Le Val D’or‘ (sensationell der nach Wildpilzen schmeckende Braten) wurden wir per Shuttle nach Guldental transferiert. Wenn ich mir das richtig gemerkt habe, ist Guldental das größte Weinanbaugebiet der Nahe-Region und Heimat der Familie Lafer. Gleich gegenüber des idyllisch anmutenden Wohnhauses liegt die Kochschule von Johann Lafer.
Von außen frisch getünchtes, altehrwürdiges Gemäuer, drinnen moderne, bunt-schillernde Welt….und Herr Lafer. Der begrüßte uns mit seinem werbewirksamen strahlenden Lächeln und platzierte uns im olivenholz-drapierten Speisebereich. Nicht zu übersehen war ein riesiger Flat-Screen, welcher auf wundersame Weise ein Eigenleben zu besitzen schien.
Johann Lafer hatte keine Kosten und Mühen gescheut, um seine Kochschüler und Gäste mit neuester Technik (in Kooperation mit Fraunhofer Institut und auch HP) zu beeindrucken. Herr Lafer meint, ohne Hi-Tech oder technische Spielereien, sei heute kein Jugendlicher mehr an den Herd zu locken. Wir waren – bis auf wenige Ausnahmen – zwar alle nicht mehr so ganz jugendlich , aber trotzdem schwer beeindruckt, als Johann Lafer durch reine Willenskraft, einige magische Handbewegungen (und versteckte Infrarot-Sensoren) den Raum in loungiges, buntes Licht tauchte und die passende Musik hervorzauberte…
Das Konzept, sowie Herrn Lafers Omnipräsenz tragen Früchte. Die Kochschule erhält pro Tag etwa 80 Anfragen…
Nun waren also wir an der Reihe, mit Johann Lafer zu kochen. Sein nettes Team hatte bereits einige Handgriffe vorbereitet, so dass sich die Bereitung des Menüs entspannt anließ. Wer lieber zuschauen oder fotografieren wollte, konnte dies nach Herzenslust tun. Immer wieder mal konnten Auserwählte sich unter dem strengen Blick des Meisters an zuvor gezeigten Handgriffen ausprobieren. Beim Parieren des Kalbsfilets bekam ich meine Chance.
Ich hatte genau zugeschaut, wie Johann Lafer, die weißen Häutchen vom Fleisch parierte und wollte mir mit S. die Handgriffe beim 2. Filet schwesterlich teilen. Aber Herr Lafer brachte alles durcheinander – mich vor allem – als er lauthals rief: „Die Kette muss ab!“
Entgeistert starrte ich meine Hände an. Dort befand sich keine Kette, noch nicht einmal ein Hauch von Armkettchen oder dergleichen. Nur mein Ehering. Aber er hatte ja ‚Kette‘ gesagt. Sollte tatsächlich meine Halskette gemeint sein? Was hat die denn um Himmels Willen mit dem Kalb zu schaffen????
Inzwischen breitete sich allgemeine Heiterkeit angesichts meines verdutzten Gesichtsausdrucks aus und Johann Lafer eilte zu Hilfe. Er erklärte, dass das schmale Fleischbändchen gemeint sei. Das hatte ich zwar nicht vergessen, aber nun war es ab. Auf den nächsten Handgriff war ich besonders scharf, wollte nur sicher gehen, das Messer richtig angesetzt zu haben. Hatte ich…und Herr Lafer zeigte auch gleich nochmal wie es dann weitergeht. Auch ab! Zu dumm, dass wir nur 2 Filets zum Üben hatten. Die verbliebenen 2 Handgriffe teilten wir uns dann aber tatsächlich noch.
Ansonsten putzte ich Pfifferlinge und rührte gemeinsam mit der Cupcake-Queen Vanilleeis mit Strohrum zusammen, beobachtete – soweit möglich – das übrige Geschehen (man kriegt ja bei Kochkursen nie wirklich alle Zubereitungsschritte mit, es sei denn es ist Einzelunterricht), machte Fotos, trank einen Magenbitter wegen meines aufsässigen Magens und bestaunte die Wunder der Technik – eine ganze Wand voller geheimnissvoll blinkender Anzeigen und zugehöriger Türchen.
Apropos Technik. HP hatte seinen Lifestyle-Laptop dabei. Ein kleines, feines, aber nicht ganz leichtes Teil, dem man den Kopf verdrehen kann. Aus dem aufgeklappten Laptop wird mit einer Drehung (zuklappen nicht vergessen) eine Art Pad, welches man zum Beispiel zum Rezept lesen (ohne Papier bemühen zu müssen) auf saubere Arbeitsflächen legen kann. Wenn ich richtig informiert bin, ist das kleine Kerlchen relativ robust und abwischbar. Schriftenerkennung geht auch, so dass Rezepte (als Bild gescannte, im Textformat vorliegende oder handschriftlich am Pad erstellte) nicht nur am Bildschirm gelesen, sondern auch mit Notizen versehen und gespeichert werden können. Ausprobieren konnten wir das allerdings nicht, da wir pausenlos am Kochen bzw. Schlemmen waren und die rücksichtsvollen HP-Mitarbeiterinnen keine Konkurrenz zum Kochkurs und schon gar keine Werbeveranstaltung machen wollten. So hielt sich das Corpus Delicti bescheiden im Hintergrund und wurde nur vom Interessierten wahr genommen. Diese Zurückhaltung seitens HP trotz aller gewährten Großzügigkeit hat uns alle angenehm überrascht.
Nach einer Zwischen-Stärkung mit Variationen vom Thunfisch (lecker!) begann der Genuss unseres offiziellen Menüs gegen 13 Uhr mit Garnelen im Orangen-Chili-Mantel und geschmorter Paprikasalsa, gefolgt von Kürbis-Curry-Süppchen mit Zitronengras-Kokos-Schaum und knusprigen Schinkenröllchen, Steinbutt unter der Kartoffelkruste auf Kohlrabi und Rotweinbutter, Rosa pochiertes Kalbsfilet im Kräutermantel mit Gnocchis und Pfifferlingen an Rotwein-Reduktion (die war köstlich, aber leider ohne unser aller Zutun entstanden und nicht wie im Rezept) und zum Abschluss Apfelkuchen mit Marzipan und Nüssen.
Die Paprika-Salsa, Kürbissuppe und Schinkenröllchen waren alle recht würzig. Für meinen Geschmack einen Ticken zu würzig. Aber insgesamt ein optisch und lukullisch beeindruckendes Menü. Würde ich sofort wieder essen. Heute ist mein Magen auch nicht so angespannt…
Nach dem Essen erhielten wir jeder unser JH-Küchendiplom (ich in 3-facher Ausfertigung als Peggy Scholz, Peggy Schatzi und mit meinem korrekten Namen). Herr Lafer beglückte uns zudem noch mit seinem ‚großen Lafer‘ und handsignierter Schürze. Dann plauderte der Hausherr ganz gelöst noch ein wenig aus Kochschule und Gourmet-Restaurant. Die Rede war von humorlosen Gästen, eifersüchtigen Tischdamen und blauen Flecken bei der Kochschul-Neueröffnung. Ein leichter, fröhlicher Nachtisch…
Dann hieß es Abschied nehmen. Von Herrn Lafer, von Guldental und voneinander. Irgendwann gegen Mitternacht kam ich (immer noch wohlig satt) und zufrieden bei meinem Herrn Schatz in Berlin an. Die Zeit auf der Stromburg und in Johann Lafers Kochschule werde ich in bester Erinnerung behalten. Auch war es ein Genuss, Claudia und Sivie wieder zu treffen, sowie Zorra und Barbara live zu begegnen. Ebenfalls gefreut hat mich die Begenung mit Frau Micha von Burda, sowie allen anderen Mitstreitern und Gastgebern.
Herzlichen Dank an HP, sowie an Herrn Lafer und Team!
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Klingt nach einen riesengroßen Erlebnis. Auf den zweiten Teil Deines Berichts hatte ich mich jetzt schon richtig gefreut. Es hat Spaß gemacht, das alles zu lesen. – Bisschen neidisch bin ich ja schon ;o)