Bei einer Landpartie im Dahme-Seenland, hielten wir an einem der Höfe, die Produkte aus eigener Ernte am Straßenrand feilbieten. Die angepriesenen alten Kartoffelsorten, die ich gerne probiert hätte, waren leider aus. Wie markierter Text die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich zieht, zog mich jedoch das leuchtende Gelb einiger Quitten in ihren Bann. Herrlich duftend lagen die flaumigen handfesten Herbstfrüchte in ihrem Körbchen und lockten zur Mitnahme. Diesem Sog konnte ich nicht widerstehen.
Zu Hause stellte sich dann die Frage, was damit anstellen? Der Klassiker wäre ja Quittengelee oder Quittenbrot, was kein Brot, sondern ein Fruchtleder ist. Bei Quittengelee muss ich unweigerlich an meinen ersten Selbstversuch denken und wie grandios dieser in die Hose ging. Nein, da lass ich mich gern mit Mamas Quittengelee beschenken und mache etwas anderes aus den herausfordernd leuchtenden Quitten. Einen Teil kochte ich nach dem in meinen Lesezeichen schlummernden Brotdoc-Rezept als persische Quittenmarmelade ein. Nur bei den Gewürzen habe ich dann doch geschummelt und statt persischer Gewürze, Zartbitter-Schokolade ins Mus gerührt. Eine gute Idee.
Einen Teil der geraspelten Quitte bewahrte ich auf, um damit ein türkisches Quitten-Gebäck nachzubauen, das ich bei Pinterest entdeckt hatte. Die Rezeptangaben für die Quitten-Hörnchen waren sehr vage. Traditionell werden in türkischen Rezepten häufig Maßangaben wie ein Teeglas voll hiervon, eine Tasse voll davon verwendet. Auf der Seite Türkische Rezepte gibt es eine feine Übersicht, die solche Mengenangaben für uns in Gramm und Milliliter übersetzt.
Nach weiterer Recherche zum türkischen Namen des Gebäcks, Ayvalı Ay Çöreği, stieß ich auf weitere süße Hörnchen mit diversen fruchtigen Füllungen. Sämtliche gefundenen Rezepte waren auf Türkisch. Deepl.com, das Übersetzungstool meiner Wahl, half jedoch, sodass ich aus 2 Rezepten – oben erwähntem für die Quitten-Füllung und einem weiteren für die umschließende Teighülle – köstliche Happen nachbacken konnte. Statt Milch verwendete ich für den Teig Naturjoghurt.
Meine Lieblingsformulierung in der Beschreibung der Zubereitung des türkischen Gebäcks, war: ‚Kneten Sie den Teig, bis er etwas härter als ein Ohrläppchen ist und nicht an den Händen klebt.‘ Haha, aber genau so isses. Wenn der Teig nicht mehr klebt, fühlt er sich in etwa wie ein Ohrläppchen an. 🙂 Das Quittengebäck ist einfach gemacht, braucht aber etwas Zeit. Die Teiglinge werden nach dem Ausrollen mit der vorbereiteten Quitten-Walnussmasse befüllt, aufgerollt und zu Hörnchen gebogen, wobei die Teigenden dicht verschlossen (verzwirbelt) werden. Zum Ausrollen der kleinen Teigfladen habe ich ein Kinder-Nudelholz verwendet.
Die Quitte ist ein Kernobstgewächs und bildet eine eigene Gattung Cydonia und hat eine Reihe malerischer Synonyme: Kretischer Apfel, Kydonischer Apfel, Hesperiden-Apfel, Venus- oder Adonis-Apfel, Baumwollapfel und Schmeckbirne. Die hübschen leuchtend gelben Quitten haben eine wachsartige Schale, was sie sehr gut haltbar macht, die meist flaumig behaart ist.
Die ursprüngliche Heimat liegt im östlichen Kaukasus und im Transkaukasus. Populationen in der Türkei, in Iran, Turkmenistan, Syrien und Afghanistan könnten durch die schon lange zurückliegende Verbreitung durch Menschen entstanden sein. Erste Nachweise über kultivierte Quitten aus dem Kaukasus reichen 4000 Jahre zurück, in Griechenland findet man sie ab 600 v. Chr., bei den Römern ab 200 v. Chr. In Mitteleuropa wird sie erst seit dem 9. Jahrhundert angebaut, als wärmeliebende Pflanze dort bevorzugt in Weinbaugebieten.
Wikipedia
Werft die Kerngehäuse der Quitte nicht gleich weg! Es lohnt, die Kerne herauszupuhlen, zu trocknen und bei Husten wie einen Hustenbonbon zu lutschen. Außerdem sollen sich die Kerne, einige Stunden eingeweicht bis sie einen Schleim bilden, zur Behandlung von rissiger, entzündeter Haut eignen. Die Schalen und der restliche Quitten-Abfall kann heiß überbrüht als Tee getrunken oder als Quitten-Essig angesetzt werden.
Der Teig des türkischen Quittengebäcks wird nicht gesüßt. Dieser simple Teig ist übrigens begeisternd einfach zu verarbeiten. Geschmeidig, ohne auch nur ein bisschen zu kleben. Da macht sogar das Ausrollen (gänzlich ohne Mehl) richtig Spaß. Ich kann ihn mir diesen Teig auch sehr gut herzhaft gefüllt vorstellen. Beim Backen nimmt das Quittengebäck eine weiße Farbe an und wird anschließend mit Puderzucker bestreut.
Bei der Quitten-Füllung hatte ich statt Zucker Honig verwendet. Anders als im Rezept habe ich die Walnüsse erst mit dem Honig karamellisiert und dann die geraspelte Quitte zugegeben. Wie sich herausstellte, hätte das Gebäck süßer sein sollen. Verwende also gern deutlich mehr Honig als ich. Oder aber du machst es wie ich und weichst vom traditionellen Puderzuckerüberzug ab. Den Puderzucker habe ich, zwecks süßerer Geschütze, abgewischt und die Quittenhörnchen stattdessen mit weißer Kuvertüre überzogen. Das hat uns und auch meiner Wanderpartnerin bei der Geburtswanderung im Schlaubetal sehr gefallen, wo ich das Quitten-Gebäck als süßen Proviant dabei hatte.
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Rezept
Türkische Quitten-Hörnchen
Quelle: Teig: Blog Sahrap Soysal; Füllung: tuerkischegerichte.comVorbereitungszeit: 20 min
Zubereitungszeit: 1,5 h
Zutaten
für 18 StckFüllung
350 g Quitte (ohne Schale gewogen)80 g Walnüsse
mindestens 4 geh. EL Honig (ich: 3)
50 ml Wasser
Teig
1 Eigelb100 g Butter (Zimmertemperatur)
120 ml Joghurt (natur)
265 g Mehl
Puderzucker (alternativ weiße Kuvertüre ca. ½ Packung)
Zubereitung:
Für die Füllung, die Quitten schälen, vierteln und das Kerngehäuse vorsichtig heraus schneiden (geht schwer, ist aber notwendig, um keine harten Spelzen in der Füllung zu haben). Dann die Quitten-Viertel raspeln. Die Raspel werden an der Luft schnell braun. Bei einer Füllung für Teigtaschen macht das aber nichts. Die Walnüsse grob hacken.
In einem großen Topf die Walnüsse mit dem Honig verrühren und bei mittlerer Hitze in ca. 5 Minuten karamellisieren lassen, bis der Honig hellbraun wird und die Nüsse karamellig zu duften beginnen.
Die geraspelten Quitten und das Wasser zugeben und unter gelegentlichem Rühren bei kleiner Hitze 20 Minuten köcheln lassen. Etwas abkühlen lassen.
Inzwischen für den Teig, das Eigelb, den Joghurt und die Butter in einer Knetschüssel verquirlen. Ich habe die Rührmaschine verwendet. Nach und nach das Mehl hinzufügen und einkneten. Immer mal wieder stoppen und mit den Fingern die Konsistenz des Teigs prüfen. Er sollte nicht mehr kleben und geschmeidig sein.
Den Teig mit einer Teigkarte in 18 gleich große Stücke teilen (ca. 26 g pro Teigling), die Stücke zu Kugeln rollen und, mit einem Tuch bedeckt, 30 Minuten bei Raumtemperatur ruhen lassen.
Die Teigstücke auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche mit den Händen oder einem (kleinen) Nudelholz zu einem Viereck mit etwa 12 cm Kantenlänge ausrollen. Je einen Esslöffel der Walnussmischung auf eine Ecke setzen, die Ecke überschlagen und den Teig aufwickeln, so dass die beiden Ecken rechts und links überstehen. Diese Ecken nun verzwirbeln, damit sie schließen und beide Enden aufeinander zu bewegen, damit sich gekrümmte Hörnchen ergeben.
Die vorbereiteten Hörnchen auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen und bei 180 °C im vorgeheizten Backofen 20 bis 25 Minuten backen, bis sie weiß werden. Das Quittengebäck aus dem Backofen nehmen und etwas abkühlen lassen. Anschließend durch ein feines Sieb, mit Puderzucker bestreuen oder weiße Kuvertüre im Wasserbad zerlassen und die Quittenhörnchen damit einpinseln.
Warten, bis sie leicht warm geworden sind, mit Puderzucker bestreuen und servieren. Guten Appetit...
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