Wie angekündigt, gibt es für ca. 1 Jahr an jedem 10. einen Süßwasser-
fisch samt Steckbrief im Tausch gegen eure Rezepte.
Hier kommt Süßwasserfisch #1.
Zu Übungs-
zwecken und aus Lokalpatriotismus beginne ich ganz bescheiden mit einem sehr schmackhaften, aber kaum beachteten Süßwasserfisch, der Plötze.
Das Rotauge, unter Anderem auch Plötze, Schwal oder Rotte genannt, mit lateinischem Namen Rutilus rutilus, ist ein im nördlichen Europa, Kleinasien und Russland vorkommender Schwarmfisch.
Wegen seiner besonderen Beißerchen hat er eine breite Nahrungspalette und kann sich hervorragend an die verschiedensten Standorte anpassen.
Die Größe der Fische hängt davon ab, ob im selben Gewässer Raubfische vorhanden sind, denen er als Jungfisch zur Nahrung dient. Fehlen Raubfische, bleibt das Rotauge vergleichsweise klein.
In Osteuropa wird das Rotauge nach wie vor befischt. In Westeuropa ist die Plötze als Speisefisch dagegen unbedeutend. Grund ist ihr Grätenreichtum. Wie man den allgegenwärtigen Tausendsassa dennoch mit Genuss verspeisen kann, siehe Tipp unten.
Obwohl wirtschaftlich unbedeutend hat es die Plötze in Berlin jedoch zu einer gewissen Berühmtheit gebracht, denn nach ihr wurde der fischreiche Plötzensee benannt.
Die Bulgaren nennen das Rotauge liebevoll Babushka, was auf russisch widerum Großmütterchen heißt.
Wer sich für diesen Event an einer Plötze versuchen möchte, sollte nicht im Fachhandel danach suchen. Eine gute Adresse dürften dagegen ein Angler des Vertrauens oder Anglerverein sein, da die Plötze zu den am häufigsten geangelten Süßwasserfischen in unseren Breiten zählt.
Namen:
latein: Rutilus rutilus
deutsch: Rotauge, Schwal, Bleier, Meefischli, Plotz, Plätze, Plötze, Ridde, Ridder, Rotaschel, Rotte (komplette Liste s.u. catalogue of life)
Stammbaum:
Gruppe: Knochenfisch (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Ordnung: Karpfenartige (Cypriniformes)
Familie: Karpfenfische (Cyprinidae) / Weißfisch
Gattung: Rutilus
Art: Rotauge (Rutilus rutilus)
Aussehen:
- Länge von 20 bis 50 Zentimetern
- Gewicht von 250 g bis 1 kg, aber auch >2kg möglich
- in abhängig vom Alter und Wohngewässer, recht hochrückige und seitlich abgeflachte Körperform
- rote Iris im Auge (namensgebend)
- ca. 45 große Rundschuppen entlang der Seitenlinie
- end- bis leicht unterständiges Maul, kleine Mundspalte
- dunkelgrüne bis blaugrüne Färbung am Rücken
- silberfarbe Flanken mit gelblichem Schimmer (Abhängigkeit vom Gewässer)
- rötlicher Glanz des Bauches während der Laichzeit
- Brust- und Bauchflossen sowie die Afterflosse gelblich bis kräftig rot
- die Rücken und Schwanzflosse ist grau
Oft wird das Rotauge mit der Rotfeder verwechselt, wobei das deutlichste Unterscheidungsmerkmal zwischen diesen beiden Fischen die Stellung der Rückenflosse ist. Beim Rotauge fängt die Rückenflosse ziemlich genau über den Bauchflossen an, bei der Rotfeder aber erst deutlich hinter den Bauchflossen. Außerdem können beide anhand der Augenfarbe unterschieden werden, die beim Rotauge rot und bei der Rotfeder gelblich ist.
Gefährdung:
Das Rotauge wird in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN, sowie nationalen und regionalen Roten Listen als nicht gefährdet (Least Concern) eingestuft.
Vorkommen:
Die Plötze lebt als anspruchsloser Schwarmfisch in stehenden und langsam fließenden Gewässern in fast ganz Europa nördlich der Alpen und der Pyrenäen bis zum Ural. Sie lebt auch auf den britischen Inseln und im Brackwasser der Ostsee, fehlt aber im nördlichen Skandinavien und im südlichen Balkan.
Rotaugen sind weniger anfällig für Gewässerverschmutzung und können in einer Reihe von unterschiedlichsten Gewässerhabitaten Bestände bilden.
Nur kalte Forellenbäche mit einer hohen Fließgeschwindigkeit und klare Gebirgsseen mit ganzjährig niedrigen Wassertemperaturen werden von Rotaugen meist nicht besiedelt. Rotaugen gelten allgemein als eine stark anpassungsfähige euryöke und ubiquitäre Fischart, die eine große Gewässerbandbreite mit unterschiedlichen ökologischen Bedingungen besiedeln kann. Hierzu gehören auch regulierte Fließgewässer wie Kanäle für die Binnenschifffahrt und Hafenbecken. Ebenso findet man sie in Talsperren bishin zu kleinen Weihern.
Sehr fruchtbarer Fisch, kann ein Gewässer in kurzer Zeit regelrecht “überrennen”. In regulierten Gewässern sind die Fische imstande, in freien strömenden Gewässerabschnitten zu laichen.
Rotaugen bilden mit dem Flussbarsch in den meisten Gewässern den größten Anteil der Fischbiomasse, der in trüben Gewässern nur noch von Karpfen und Brassen übertroffen werden kann.
Zwischen Rotauge, Rotfeder, Aland und Brassen kommt es häufig zu Hybriden, also natürlichen Kreuzungen, sofern diese Arten zur gleichen Zeit im gleichen Gewässerabschnitt ablaichen.
Die im Brackwasser der Küstenregionen lebenden Plötzen ziehen zum Ablaichen in Flussläufe.
Nahrung:
Die Nahrung der Plötze besteht einerseits hauptsächlich aus diversen Kleintieren wie Plankton, Würmer, Insektenlarven, Insekten, kleinen Schnecken und Muscheln, aber auch aus verschiedenen Wasserpflanzen wie z.B. Wasserpest, Tausendblatt (Myriophyllum), Wasserlinsen und Armleuchteralgen (Characeae).
Nutzung:
Das Rotauge dient als Köderfisch zum Beangeln von Raubfischen wie Hecht, Flussbarsch, Wels, Aal oder Zander. Ansonsten ist es vor allem wegen seiner leichten Fängigkeit und seines häufigen Vorkommens für Anfänger ein beliebter Angelfisch.
Rotaugen sind vor allem in Osteuropa als Speisefisch bedeutend. Dort werden sie mit Zugnetz, Stellnetz oder Reuse gefischt.
Kulinarisch:
delikater Speisefisch im Zeitraum von November bis Juni; im Sommer wegen Algen-Fraß eher modriger Geschmack;
viele Gräten (siehe Tipp)
Zubereitung als Bulette, frittiert, gebraten oder sauer eingelegt
Quellen und weiterführende Links:
Rotauge auf Angler-Seiten.de
Rotauge im Fischlexikon.eu
Rotauge auf Wikipedia
Rutilus rutilus auf Fishbase.org (engl.)
Stammbaum des Rotauges
Namen des Rotauges im catalogue of life
Länder, in denen das Rotauge vorkommt
Fischbestände in Deutschland (interaktive Karte)
Tipp: Wenn man Weißfische an den Seiten vom Rücken bis zum Bauch mit einem scharfen Messer in kurzen Abständen (3-4 mm) etwas einschneidet, werden die Gräten in kurze Stücke zerteilt, so dass sie sich gebraten oder gebacken gefahrlos, und ohne dass die Gräten zu spüren sind, verzehren lassen.
Eine weitere traditionelle Zubereitungsart ist das Marinieren in Essig oder Zitronensaft, wodurch der Kalk in den Gräten aufgelöst und diese aufgeweicht werden. (Quelle: Wikipedia)
siehe auch: Schröpfen von Fisch
Zubereitet habe ich die Rotaugen noch nie, gegessen allerdings schon oft. Wenn man an die luxemburgische Mosel fährt, gehört eine Friture Moselle unbedingt dazu. Das Gericht besteht normalerweise aus frittierten Rotaugen, die aus der Hand gegessen werden. Bei uns im Rheinland sollen die Baggerseen voll von Rotaugen sein, sagte man mir einst. Allerdings ist es hier nicht sehr üblich, sie zu verspeisen.