Einmal monatlich stellt Autorin und Käse-Scout Ursula Heinzelmann spannende Lieblings- und Fundstücke in einem kombinierten Käse-Wein-Tasting vor.
© Wildkraut & Wanderschuh
Der knuffige Name CheeseTalk beschreibt sehr schön das Anliegen der Verkostungen, bei denen nicht nur die Expertise der Käse-Dame zählt, sondern die um den rustikalen Holztisch versammelte Mannschaft eingeladen ist, die mitgebrachten Käse zu beschnüffeln, zu betasten, zu bestaunen, zu kosten und Eindrücke zu teilen.
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In der Ankündigung für den Juni-CheeseTalk stand was von Schafskäse im Ziegenfell. Ich kenne nur Wolf im Schafspelz. Neugierig geworden meldete ich mich, ahnungslos aber mutig, an.
Bereis die Anreise gestaltete sich olfaktorisch anspruchsvoll. Ein Gemisch aus Sch…haufen, Bier und Schnaps durchwehte das S-Bahn-Abteil. Letztere 2 Odore stammten vom Mann im Blaumann gegenüber, der sein Feierabendbier dezent mit mitgeführtem Schnäpschen herunter spülte. Über Herkunft des ersten Lüftchens wollte ich lieber nichts Genaueres wissen. Auf jeden Fall war ich froh, mir in der Markthalle 9 Gesicht und Gaumen klarspülen zu können, um mit unbelasteten Rezeptoren in die Käseverkostung einzusteigen.
Die Runde war bunt gemischt und nett mit kleinem Abstrich beim Möchtegern-Weinkenner aus Österreich, der sich vorübergehend zu uns verirrte und dessen Sachkenntnis sich weitestgehend durch Ignoranz auszeichnete.
Ansonsten gab es da einen Fritz, der was mit Käse macht, ein ebenfalls vom befellten Käse angelocktes Mutter-Tochter-Gespann, einen philippinischen jungen Künstler, sowie ein goldiges Ehepaar, das regelmäßig zum CheeseTalk kommt.
Gastgeberin Ursula Heinzelmann sprühte vor Begeisterung für ihre Mitbringsel.
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Nach der Einstimmung durch Original-Möhrenlaibchen vom Dottenfelder Hof in Begleitung eines mit 2 Ärschen bewerteten netten Silvaners und dem 18 Monate gereiften Ur-Bergkäse von der Käsküche Isny im Anschluss, der zusammen mit ungeschwefeltem Riesling probiert wurde, ging es den beiden Tulum aus Anatolien an den Pelz.
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Beide Exemplare waren in Ziegenfell eingenähte Schafskäse. Sie stammten aus unterschiedlichen Gegenden, demzufolge reiften sie auch unter verschiedenen Bedingungen, einer der beiden in einer für Käseproduktion berühmten Höhle. Offensichtlich gab es auch bei der Vorbereitung der Käse handwerkliche Unterschiede. Käse Nummer 1 erinnerte mit seiner matt-weißen Oberfläche mit glänzenden Einschlüssen entfernt an modernes Arbeitsplatten-Dekor.
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Die Konsistenz war bröselig und der Geschmack deftig salzig. Am erstaunlichsten aber war, dass dieser Tulum in Kombination mit dem unaussprechlichen Wein aus der selben Region – bezeichnenderweise als Rachenputzer betitelt – exzellent schmeckte. Der Wein dann auch. Wie füreinander gemacht.
Der zweite Schafskäse im Ziegenpelz hatte eine blassgelbe Farbe, war deutlich fester und glatter in der Konsistenz und hatte eine interessante nussige Note. Dazu gab es Wein mit noch unaussprechlicherem Namen. Ebenfalls ein gutes Match!
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Zum Abschluss kredenzte uns Ursula Chiriboga Blue, einen himmlischen Blauschimmelkäse von der Biokäserei Obere Mühle im Allgäu zusammen mit feinherber Scheurebe von Johannes Sinß.
Käsewolke 7!
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