Die einfallsreichen Fotografien von Florian Bolk, der die Protagonisten auf Dächern, in Putz-bröckelnden Kellergängen, in Hausfluren oder auf offener Straße in Szene setzt ohne dies inszeniert aussehen zu lassen, reduzieren die Götter in Weiß auf menschliche Größe.
Ob mit oder ohne Stern, international anerkannt, Kiezgröße oder Geheimtipp, die im Buch portraitierten Gastgeber sind Meister ihres Faches und Botschafter der hiesigen rasant gedeihenden Genussszene.
Gastro-Journalistin Eva-Maria-Hilker und Florian Bolk, Fotograf und Herausgeber des LeSchicken Magazins, die seit Jahrzehnten den kulinarischen Puls der Stadt fühlen, bringen dies mit ausgesuchten Worten und knackigen Fotos auf den Punkt. Wie ein perfektes Steak. Außen brutzelnd, innen rosa Saftigkeit… Na gut, ein paar winzige Rechtschreibfehler gibts auch, aber irgendwie passen die zu dieser Stadt.
Vermutlich habe ich aber einfach nur ein Probedruck-Exemplar als Rezensionsbuch bekommen. Denn selbst dem Namen der Autorin auf dem Cover fehlte noch ein i… 😉
Berlin ist hip. Zumindest noch solange, bis auch die letzte kreative Lücke zuzementiert und der letzte Ton von ruhegestörten Eigentumswohnungsbesitzern zum Schweigen gebracht wurde. Aber der Berliner nimmt’s wie es kommt. Der Höhenflug samt Touristenschar und internationalem Zuzug wird weitestgehend freundlich zur Kenntnis genommen und in das bunte Geschehen integriert.
Mit den neuen Menschen kommen neue Ideen, Konzepte und Rezepte in die Stadt. Dieser frische Wind ist insbesondere in der Gastronomie zu spüren. Fast täglich eröffnen neue vielversprechende Adressen mit qualitativ hochwertigen Produkten, gern vom Erzeuger umme Ecke.
Neben den heraus kristallisierten neuen bemerkenswerten Adressen, u.a. Matthias Gleiß, dessen wundervolles Restaurant VOLT samt Menü ich neulich kennen lernen durfte, beweisen gestandene Top-Adressen langen Atem bei gleichbleibend guter Qualität. Unter ihnen Sonja Frühsammer, Christian Lohse, Michael Kempf, Stefan Hartmann, Kolja Kleeberg, Marco Müller, Tim Raue und Sigi Danler.
Unkonventioneller und geselliger wird in einem der vielen Berliner Supper Clubs gespeist. Im Buch werden stellvertretend der Speisenclub Neukölln und Mother’s Mother vorgestellt. Anna und Tobias von Big Stuff Smoked Barbeque stehen beispielhaft für die bunte Vielfalt kuliarischer Angebote in der Markthalle IX , Mekka für verantwortungsvollen Genuss.
Die Autoren kennen sie alle, waren mit wachem Auge und gesundem Appetit vor Ort, um die Signatur jeder Location, jedes Küchenchefs, Patisseurs, Sommeliers, Kaffee-Rösters, Baristas oder Club-Gastgebers heraus zu arbeiten und in ‚Die Stadt kocht‘ festzuhalten. Eine kulinarische Momentaufnahme…
‚Die Stadt kocht‘ ist auch Kochbuch. Jedes Küchenportrait kommt mit ein oder zwei Rezepten, die durchaus für den ambitionierten Hobbykoch nachkochtauglich scheinen. Selbst ich werde mich an das eine oder andere Detail aus den Kompositionen wagen… Die Portraits der Weinprofis sind um Weinempfehlungen ergänzt und als Absacker werden Cocktailrezepturen vom Kräuter-affinen Andreas Künster gereicht.
Neben den kurzen Portraits, die nicht Restaurants, sondern mit Leidenschaft ihrem Handwerk nachgehende Menschen vorstellen, kommen Berliner Prominente zu Wort. Die Meinungen von Dunja Hayali (Journalistin) , Michael Schenk (Schauspieler), Cookie (Clubbesitzer), Pepe Danquart (Filmemacher) und DJ Swanee zur gastronomischen Szene, zum Lieblingskiez und -lokal sind zu Beginn jedes Kapitels eingestreut, während sich das Buch generell wie folgt strukturiert:
- Der Kiez kocht
- Hot & Urban
- Berlin Classics
- Future Food
- Sweet Dreams
- Wein & Bar
- Foodies & Tools
Im Bereich Foodies & Tools bekommt der Leser einige Produktempfehlungen mit auf den Weg, sowie ein paar Adressen für den Einkauf an die Hand.
‚Die Stadt kocht‘ ist ein rundum gelungenes Buch, das Lust zum Ausgehen und zum selber Kochen macht. Vor allem aber macht es Lust auf die Menschen hinter den Töpfen, Flaschen und Tassen. Ich hoffe auf die eine oder andere Begegnung der kulinarischen Art.
Diese Buchrezension kommt spät aber von Herzen und nimmt in letzter Minute an der wunderbaren Blogger-Themenwoche ‚Jeden Tag ein Buch‚ teil. Puh, geschafft! Ich auch.
Wer Appetit auf Berlin bekommen hat, kann das Buch bestellen
oder herkommen und via Berlin Food Info seine eigene kulinarische Momentaufnahme starten…
Ich muss gerade sooo lachen – als ich die Überschrift von Deinem Post gelesen habe, dachte ich: „In Berlin muss es wohl sehr heiss sein“