Gleich nach meiner persönlichen Europa-Wahl gestern, hatte ich mich 14.10 Uhr auf den Weg gemacht, um der 15.00 Uhr beginnenden Wein- A(u)ktion ‚Wein hilft.‘ beizuwohnen. Dieses Unterfangen gestaltete sich allerdings weitaus schwieriger als gedacht.
Mal abgesehen vom Nieselwetter begannen die Schwierigkeiten bereits am hiesigen S-Bahnhof. Die Berliner Verkehrsbetriebe hatten sich nämlich entschieden, ausgerechnet an diesem Wochenende Einheimischen und den vom Flughafen Schönefeld kommenden Touristen das Leben schwer zu machen. Letztere verstanden nicht nur Bahnhof, sondern standen auch ratlos an Selbigem, angesichts pendelnder S-Bahnen, Schienenersatzverkehr und Durchsagen nur auf deutsch. (Dem Herdentrieb folgend und dank netter, englisch-bewanderter Zeitgenossen wie mir blieb aber niemand wirklich auf der Strecke). Also ging es mit Ersatz-Bus (der dann noch seltener fuhr als die S-Bahn an Wochenenden ohnehin schon), Pendel-S-Bahn und Wartezeiten zwischendrin nur langsam voran. Nach einer 3/4 Stunde war ich gerade mal 4 km Luftlinie von zu Hause entfernt.
Dann wurde es verkehrstechnisch wesentlich flüssiger, aber ich war noch lange nicht am Ziel. Gegen 16.00 Uhr endlich am Weinkeller in der Leipziger Strasse angekommen, war dort nämlich zappenduster. Laden zu und niemand in Sicht…
Bei der Vorankündigung im Internet stand nur ‚Mövenpick Weinkeller‘ und bei meiner Recherche nach ebendiesem war ich auf besagte Adresse in der Leipziger Straße gestoßen. Irgendetwas stimmte da nicht. Fakt war, dass die Veranstaltung statt fand, nur offensichtlich ganz woanders und ohne mich…
Hier war ich versucht umzukehren – wie auch schon ganz zu Beginn der Reise – ließ diesen Gedanken aber fallen, da es mir wichtig war, diese solidarische Wein-A(u)ktion zu besuchen und darüber zu berichten. Außerdem war ich neugierig darauf, eine lebende Legende – Herrn Stuart Pigott – in Aktion zu erleben und auf die Menschen, die ich treffen würde.
Da zu allem Übel zu diesem Zeitpunkt auch mein Handy-Akku leer war, blieb mir nix anderes übrig, als mich wieder den Berliner Verkehrsbetrieben anzuvertrauen und zur nächsten mir bekannten Mövenpick-Adresse am Ku’damm zu fahren. Leider fand sich auch hier nicht die erhoffte Wein-Auktion, aber hilfsbereite Mövenpick-Angestellte im gleichnamigen Restaurant im Europacenter. Diese wussten zwar auch nicht, wo die Auktion lief, konnten mir aber mit einer weiteren Weinkeller-Anschrift, einem Telefonat und – dank Internet – auch der Wegbeschreibung weiterhelfen. Inzwischen war es 17.00 Uhr. Nach weiteren U-Bahn-Kilometern und gefühlten 3 km Fußmarsch (zurückzu war es nur noch ein halber km) erreichte ich endlich etwas dehydriert gegen 17.30 die Ziellinie, den ‚Mövenpick Weinkeller‘ in der Forckenbeckstraße.
Die Auktion ‚Wein hilft‘ war natürlich in vollem Gange. Diese Initiative zur Unterstützung von AIDS-Projekten in Südafrika wurde vom Wein-Journalisten und -autor Stuart Pigott und Pauline Schneider in’s Leben gerufen. Gemeinsam mit renommierten Partnern führt ‚Wein hilft.‘ Veranstaltungen und Projekte durch, deren Erlöse an die deutsche AIDS-Stiftung gehen. Bei der gestrigen Auktion waren ca. 25 Wein-Fans versammelt (vermutlich zu früherer Stunde noch mehr), um diese gute Sache zu unterstützen, in den Pausen zu fachsimpeln und köstliche Weine für den Weinkeller daheim zu ersteigern. Als Auktionatoren wechselten sich die Herren Pigott, Lodde (Mövenpick Weinkeller) und Brügesch (Regionalleiter Nord Mövenpick Wein GmbH) ab.
© multikulinarisch.de
Diverse Winzer und eine Schnaps-Brennerei hatten köstliche Tropfen (besondere Jahrgänge; teilweise mit persönlicher Widmung) gespendet. Herr Pigott plünderte sogar seinen eigenen Weinkeller um 2 * 6 hochkarätige Flaschen und verschiedene weitere Unterstützer hatten Gutscheine für kulinarische und Wein-Reisen gestiftet. Auch Berliner Restaurants und die Weinbar Rutz waren mit von der Partie und offerierten Gourmet-Menüs für 2 Personen in ihren Häusern.
Als Highlight und um die Bieter bei Kräften zu halten, gab es neben köstlichem Weißbrot und Pesto eine Sonderedition Wein, genannt R8. Hierbei handelt es sich eine originelle Weisswein-Kreation, nämlich eine Riesling-Cuvee aus 8 Weinen von 8 Winzern aus 6 Anbaugebieten in 3 Bundesländern, entstanden als Gemeinschaftswerk der Winzergruppe SIMPLY WEIN und des Weinautors Stuart Pigott. Ein viel-schichtiger MULTI-TERROIR-WEIN, der laut Verkostung 2009 „richtig abgeht im Mund“…
Dieser R8-Wein ist bei diversen Weinhändlern, aber vor allem direkt bei SIMPLY WINE zu beziehen. Von jeder verkauften Flasche (Verkaufspreis 9,90 €) geht 1 Euro an die deutsche AIDS-Stiftung und deren Projekte in Südafrika.
Mein Fazit des zum Großteil in U- und S-Bahnen verbrachten gestrigen Nachmittages:
Trotz beschwerlicher Anreise in reichlich 3 Stunden mit sage und schreibe 9 Umsteigebahnhöfen hat sich der Aufwand gelohnt. Ich habe wunderbare Menschen, die sich mit großem persönlichen Engagement für andere Menschen einsetzen, kennen gelernt, nebenbei mein Weinwissen etwas aufpolieren können und durch diesen Artikel hoffentlich die Aktion ‚Wein hilft.‘ etwas unterstützen können. Als unerwartetes Dankeschön für mein Interesse bekam ich sogar eine Flasche des köstlichen R8-Weines geschenkt, auf dessen Genuss ich mich schon ganz besonders freue. Vielen Dank nochmals!
Gutes tun ist selten das Naheliegendste und Bequemste aber fast immer das (Be-)lohnendste.
Wenn mit dem Informationsfluss alles klappt, folgt noch ein zweiter Artikel, der detaillierter auf die Hintergründe der Aktion ‚Wein hilft.‘, Mitmach-Optionen und die gestrige Wein-Auktion eingeht…
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