Das schöne beim Netzwerken ist, dass man immer wieder auf neue Menschen mit interessanten Stories bzw. Ideen trifft. Letztens bei Blog trifft Gastro machte ich Bekanntschaft mit Britta Pietschmann von Tafelzeit. Tafelzeit ist ein relativ junges Online-Portal, initiiert zu dem Zweck, dass genuss-affine Großstädter trotz Großstadt-Dschungel zum Kochen und/oder Schlemmen zueinander finden. Auf diese Idee gebracht hat Tafelzeit-Gründer Jörg Grube seine Tochter, als diese sich mit Freundinnen verabredete, um Promi-Dinner nachzuspielen.
Seit November vergangenen Jahres sind Portal und Mitarbeiter vorerst in den Städten Hamburg, Köln und Berlin aktiv dabei, ein Schlemmer-Netzwerk aufzubauen. Privatleute können über das Tafelzeit-Portal zu eigenen Koch-Events einladen. Egal ob Candlelight-Dinner, Frühstück oder Pizza-Party. Alles was schmeckt, gesellig ist und Spaß macht… Die vom Gastgeber kalkulierten Preise (+ kleiner Obolus zur Finanzierung des Projektes) werden über die Portalsoftware abgerechnet, so dass er/sie sich darum nicht kümmern muss. Interessenten für die jeweilige Runde melden sich über Tafelzeit.de an und der/die Gastgeber(in) können frei entscheiden, wen sie letztendlich am heimischen Tisch sitzen haben möchten.
Nette Idee, wenn auch nicht ganz neu. Das seit einigen Jahren von der CMA betriebene, florierende Portal ‚alleine-kochen-ist-doof.de‘ ist allerdings – wie die gesamte CMA offenbar in Auflösung begriffen.
Bei Recherchen bin ich noch auf ein weiteres ähnliches deutschsprachiges Projekt gestoßen, welches aber bei weitem nicht so einladend und professionell daher kommt wie ‚Tafelzeit.de‘. Britta meinte, andere, ähnliche Projekte seien meist auch weniger allgemein gehalten, sondern beispielsweise speziell nur für Singles oder Neu-Zugezogene oder, oder…
Alleinstellungsmerkmal bei Tafelzeit dürfte auch sein, dass nicht nur privat gekocht und gegessen wird, sondern einmal monatlich zu besonderen Events geladen wird. Wie am Freitag in Berlin. Exklusiv für Tafelzeit. Im fiedrich.
Ein Hummer-Menü zu einem sensationellen Preis, mitten in der Berliner Mitte. Passend zum stolz ‚Unter den Linden‘ thronenden Friedrich, residiert ein paar Meter weiter in der temporären Kunsthalle am Schlossplatz sein fast-Namensvetter Fiedrich, Gastronom & Caterer mit gleichnamigem Restaurant. Tagsüber reguläres Restaurant, ist das fiedrich am Abend nur für geladene Gäste und besondere Anlässe geöffnet.
Nachdem Claudia (vom Blog ‚Holy Fruitsalad‚, die an diesem Abend Fotos schießen sollte) und ich auf dem zur Zeit etwas unübersichtlichen Schlossplatz die temporäre Kunsthalle identifiziert und den rückwärtigen Eingang gefunden hatten, empfing uns ein freundliches in Kerzenlicht und rote Wände gekleidetes Ambiente. Mittig eine hüsch eingedeckte Tafel, und in zwei Lager verstreut diverse Leut‘. Ich mischte mich mit Weinglas bewaffnet schon mal direkt unters Volk, nichtsahnend, dass die von mir angesteuerte Menschengruppe einer Firma angehörte, die weder zum Hummer-Essen dort weilte, noch von einem Tafelzeit-Event wusste. Zum Glück klärte mich eine sehr nette junge Laura ziemlich unmittelbar nach meinem Eindringen in die Firmenrunde über diese Tatsachen auf. Das ersparte mir eine größere Peinlichkeit und war letztendlich auch nicht weiter schlimm, da es sich mit ihr sehr angenehm plauderte…
Dann jedoch füllte sich unsere Tafel mit über 20 Gästen. Köstlicher Weißwein und ein Hummer-Cocktail mit Safran Guidecca eröffneten das Menü. Zwischen den As und Os, mit denen der Geschmack des ersten Ganges unseres Hummer-Menüs gepriesen wurde, kam man schnell mit seinen jeweiligen Sitznachbarn in’s Gespräch. Schließlich geht es bei Tafelzeit ja darum, neue Menschen kennenzulernen und gemeinsam zu genießen…
Auf den Hummer-Cocktail folgten eine Hummercremesuppe mit flambierter Tahiti-Vanille und Basilikum-Kognac-Mascarpone, dann Salat mit Orangenfilets und Orangenvinaigrette, anschließend pochierter Hummer und Avocado-Staudensellerie-Salat mit geröstetem Sesam und Granatapfelvinaigrette und Coppa, als Hauptgang Hummerpasta (Spaghetti mit Kirschtomaten, Zuckerschoten und Hummer) und zum Abschluss ein Schokomousse mit hausgemachten Waffeln, Pistazien, Physialis und Schokohippe.
Leider komme ich nicht allzu oft in den Genuss von Hummer. Das letzte Mal war vor 12 Jahren in Neuseeland, wo ich auf den Geschmack gekommen bin. Um so mehr hat mich das köstliche Menü am Freitag in Erinnerungen schwelgen lassen und meinen Gaumen erfreut. Wirklich toll! Ein herzliches Dankeschön an Gastgeber Fiedrich, sowie Magda und Alex vom Service, die sich jeweils die Zeit nahmen, mir den gerade gelieferten Gang vorzubuchstabieren.
Noch ein kleiner Hinweis für die mitlesenden Gastronomen: Für die monatlichen special events werden weiterhin Kooperationspartner gesucht, die, ähnlich wie das fiedrich, für Tafelzeit-Mitglieder besondere Veranstaltungen anbieten möchten. Auf meine Frage, welchen Vorteil Gastronomen hätten, solche Specials anzubieten lautete die Antwort, dass die feste Menüfolge und zuvor feststehende Personenzahl eine günstige Kalkulation ermöglichten und dem Veranstalter bei Zufriedenheit neue Kundschaft und idealerweise auch Weiter-Empfehlung einbrächten…
Übrigens können Tafelzeit-Nutzer Ihre jeweiligen Gastgeber (egal ob privat od. gastronomisch) auf Tafelzeit.de bewerten. Das Hummer-Essen im fiedrich kriegt von mir volle Punktzahl!
Dass wir anschließend noch in der Saphire Bar im Prenzl’berg gelandet sind und ich erst früh nach 5 Uhr in meinem Bettchen lag und dann wegen pausenlos die Seite wechselnden Fußkrämpfen nicht einschlafen konnte und letztendlich schlaflos aufgestanden bin, um eine Tarte zu machen, gehört hier zwar nicht wirklich her, leitet aber prächtigst zum nächsten Thema über…
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Liebe Peggy, auch wenn vor dem Haus ein Friedrich, so heißt das Restaurant und der Caterer doch FIEDRICH!!!!