© courtesy of Todd Hobert
Am Wochenende lief ein 3-tägiger Fotografie-Workshop mit der aus dem Food-Magazin SAVEUR und von National Geographic bekannten Food-Fotografin Penny De Los Santos aus Texas (USA).
Für den Workshop hatte Penny aus vielen eingesandten Bewerbungsvideos 6 Arbeiten ausgewählt und deren Macher zum Workshop nach Seattle eingeladen. So weit so gut.
Die ganze Aktion war von CreativeLIVE initiiert worden, einer Plattform, die online-Kreativ-Kurse in alle Welt überträgt (sogar doppelt mit Rücksicht auf die verschiedenen Zeitzonen). Einige Kurse, so auch dieser mit Penny De Los Santos, sogar kostenfrei. Der Hammer!
Jeder, der bereit war, sich 3 Nächte lang jeweils 7 Stunden um die Ohren zu schlagen, konnte also auch in Deutschland bequem vom Bürostuhl aus Penny Live erleben.
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Es war eine Freude, dieser quirligen Frau zuzuschauen. Obwohl ihre Augen und Gedanken beruf(ung)sbedingt permanent mit Bildern beschäftigt waren, war ihr Herz ganz bei ihrem Publikum. Offen, ehrlich, inspiriert und inspirierend. Und das widerum, ließ die 7 Stunden wie im Flug vergehen…
Am ersten Tag gab Penny Einblick in ihre fotografische Laufbahn. Für das SAVEUR-Magazin fotografiert sie redaktionell, sprich erzählt mit ihren Bildern Geschichten. Für Kochbücher dagegen fotografiert sie im Studio mit Assistenz von Foodstylist, Props und Köchen.
Penny beschrieb, worauf es ihrer Meinung nach, beim Fotografieren ankommt: Verletzlichkeit, Offenheit, Einfühlungsvermögen, Respekt für Menschen und für Kulturen, Geduld, Motivation, Inspiration plus das esentielle Toolkits jedes Fotografen: Licht, Komposition, Bewegung, zentraler Punkt, Farben, Texturen, grafische Wirkung…
Auch Pennys Chefs und Mentoren, James Oseland, Redakteur beim SAVEUR-Magazin und Larry Nighswander, Foto-Editor bei SAVEUR, waren per Skype eine Zeit lang zugeschaltet und rundeten das Bild ab.
© courtesy of Todd Hobert
Am zweiten Tag wurde ein Kochbuch-Shooting im Studio simuliert. Penny De Los Santos arbeitete eng mit Köchin Anne Treanor Miska, Food-Stylistin Karen Shinto und Prop Stylist Kaleo Quenzer (verantwortlich für’s Drumherum; Tischdecken, Schalen, Schüsseln, Teller, Leuchter, Tische, Vasen, etc.) zusammen, um Nudeln, Muscheln, Fleischspieße und Zitrusfrüchte jeweils optimal in Szene zu setzen und fotografisch festzuhalten.
Die Live-Studenten kamen hier leider etwas kurz. Sie konnten lediglich zuschauen. Zum Ausprobieren fehlte die Zeit und die störrischen Pampelmusen vom Anfang waren Schuld 😉
Impressionen dieses Fotoshootings finden sich auf Penny’s Blog ‚Appetite‘.
© courtesy of Todd Hobert
Am 3. und letzten Tag regnete es. In gewisser Weise war das gut so. Es unterstrich Pennys Message, die sie anhand einer schwierigen Situation in Beirut illustriert hatte:
„Even if everything goes wrong, think about the potential in every situation. You can take great pictures even if the light goes off, it rains or it’s risky.
(Selbst wenn alles schief geht, denke über das Potential in jeder Situation nach. Es ist möglich, großartige Bilder zu machen, selbst wenn das Licht ausgeht, es regnet oder gefährlich ist.)
Selbstredend, dass der erste Satz nicht nur auf’s Fotografieren zutrifft…
Außerhalb des Studios waren am 3. Tag Live-Szenarien aufgebaut. Lokale Streetfood-Anbieter hatten ihre Stände (open-air-unterm-Zelt-Austern-Grill, sowie Burger-Grill-Truck) aufgebaut und Penny De Los Santos gab ein Beispielshooting. Sie hat sich allergrößte Mühe gegeben und dies auch mit Bravour gemeistert, ihr Publikum über ihre Gedanken, Emotionen, Handlungen und Absichten auf dem Laufenden zu halten. Mega-Spannend und inspirierend!
Auf 2 m2 im verqualmten Taco-Truck mit Kameramann (der mit der Filmkamera) und Taco-Koch gute Bilder zu machen, dürfte auch für Profi Penny eine Herausforderung gewesen sein…
Abschlussszene des Workshops war ein Mahl an einem hübsch eingedeckten Farmtisch mit einem Dutzend Esser. Denen sollte über Schultern, in’s Gesicht und auf die Teller geschaut werden.
Nun durften die Live-Studenten auch für 10 Minuten hinter die Linsen, um ihre Assignments (wahlweise Momentaufnahme, Portrait, Food oder Detailaufnahme, jeweils mit einem Sense-of-Place-Shot verbunden) zu erfüllen. Trotz Nervosität, ungewohnter Kameras und Situation machten diese ihren Job schon recht gut. Und Penny war stolz wie Bolle…
Ich bin kein Fotograf. Noch nicht mal semi-professionell. Leider, obwohl ich Fotografie schon immer liebe.
Überrascht hat mich, dass entgegen meiner Erwartung für tolle Aufnahmen nicht viel mehr als eine Kamera, geeignetes Geschirr, Untergrund und gutes Licht (vorrangig Tageslicht) benötigt wurden. Zusätzliche Hilfsmittel waren lediglich Diffusoren, weiße Kartons zum Aufhellen und kleine Pappen zum Licht blocken.
Zum Abschluss in unsortierter Abfolge Bruchstücke (übersetzt) des Workshops. Vielleicht motivieren Sie Euch – wie mich – zu besseren Beobachtern und (hoffentlich) Fotografen zu werden. Ggf. auch zum Kauf der Videoserie, mit welcher der tolle Service von Creative LIVE finanziert wird. Die Videos gibt es für 149$ bei Creative Live zum Download.
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– Stelle sicher, die Leute sehen, du bist offen und mit den allerbesten Intentionen dort.
– Ich bleibe auf der Stelle und warte. Wenn nichts passiert, ziehe ich weiter. Ich pose keine Situationen.
– Du gehst hoch (auf Leiter) und runter (in die Hocke). Du hälst von überall nach deinen Bildern Ausschau. Positioniere dich, nicht die Linse. Komme deinem Fotoobjekt nahe. Umkreise es.
– Trainiere Sehen. Jeden Tag. Schaue Fotobücher, Kochbücher und Magazine an. Was berührt dich oder verschlägt dir den Atem? Denke darüber nach. Ist es Farbe, Struktur, eine bestimmte Emotion, Licht? Mache diesen Aspekt zur Übung, indem Du eine Runde um den Block gehst und nach diesem Wort Ausschau hälst und im Bild festhälst.
– Je mehr dieser Worte Du in einem Bild wiederfindest, desto mehr bist Du gewachsen.
– Man muss keinen Ozean überqueren, um spannende Stories zu finden.
– Es ist einfach, Leute von hinten zu fotografieren. Aber Du wächst nur, wenn Du über das Bequeme und Gewohnte hinaus denkst & gehst.
– Respektiere den Moment. Respektiere den Ort. (Mr. Oseland)
– Es ist schwierig, Lebensmitteln Emotionen zu geben. Benutze Farbe und Komposition um Leben einzuhauchen. Es ist gut, Food etwas Raum zum Atmen zu lassen, aber viele Fotografen sind entweder zu weit entfernt oder viel zu nah.
– Ich kann nicht einfach nur hingehen und Food fotografieren. Als Fotograf muss ich alles erforschen.
– Ich muss ein Gefühl für den Ort bekommen, wo ich gerade bin. Wenn ich dies visuell nicht vermitteln kann, habe ich meinen Job schlecht gemacht.
– Ich versuche, den Betrachter direkt in die Situation mit hinein zu nehmen.
– Lass dir mehr Zeit. Erforsche. Finde den passenden Rahmen und warte auf den richtigen Moment.
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Gut gemacht Penny! Vielen Dank, dass Du deine Gedanken, Erfahrungen und Emotionen mit uns geteilt hast. Danke auch für alle Ermutigung, an der Verwirklichung von Träumen zu arbeiten, auch wenn es hart ist und zeitweise aussichtslos scheint…
Großes Lob und Dankeschön auch an das CreativeLIVE-Team, das diesen Workshop kostenlos in alle Welt ausgetrahlt und in jedem Aspekt (Technik, Moderatrion, Aufzeichnung, Streaming) – selbst zu nachtschlafender Zeit – zu einem angenehmen Erlebnis gemacht hat.
Penny De Los Santos (Blog)
Penny De Los Santos (Website)
CreativeLIVE
Fotos vom Workshop
Bericht bei Dunkelkammerartistik
Pennys Gedanken über den Workshop (engl.)
Danke für die schöne Zusammenfassung. Ich habe gerne die drei Abende vor dem Laptop verbracht und einfach nur zugehört. Es war für mich inspirierend und motivierend. Dinge die wieder Vergessen waren, wurden wieder in Erinnerung gerufen. Penny und das ganze Team haben das ausgesprochen symphatisch und professionell gemacht.