Eigentlich mag man gar nichts Alltägliches bloggen, wenn im selben Moment im mittleren Osten 12-jährige Mädchen als Sexsklavinnen misshandelt werden, bei Nachbarn hassgetriebene Idioten in eine fröhliche Menschenmenge rasen, Familien im Mittelmeer ertrinken und unsere EU einen neuen kalten Krieg mit Russland provoziert. Andererseits habe ich festgestellt, dass gerade alltägliche Rituale und Banalitäten helfen, den galoppierenden Wahnsinns unserer Zeit halbwegs zu verkraften. Insbesondere Kochen und anschließendes Genießen hat mir schon durch so manche Krise geholfen. In diesem Sinne …

Das Odor stammt von unserer Kaffirlimette, die im Sommerquartier – Balkon – vor sich hin wächst. Ich hatte die zerzupften Kaffirlimettenblätter an das Blumenkohl-Kochwasser gegeben. Dazu gab es mit Gado-Gado (süßlich schmeckendes Erdnuss-Pulver) und Limettensaft gepimpte schnelle Hollandaise. Damit die Sauce Hollandaise nicht zu schwer wird (und vor allem zum Aufditschen nicht zu wenig – wir lieben Soßen) und um das Kaffirlimettenaroma auf die Sauce Hollandaise zu übertragen, hatte ich den Blumenkohl-Sud mit unter die Soße gemengt. Das macht sie dünner, was womöglich nicht jedem gefällt.

Deshalb empfiehlt es sich – falls man den Sud nicht zur Sauce Hollandaise geben mag bzw. zur Intensivierung des Aromas insgesamt – Kaffirlimettenblätter nicht nur an den Kochsud, sondern auch an die zerlaufende Butter zu geben und später wieder raus zu fischen. Über die bevorzugte Löslichkeit der flüchtigen Aromastoffe in Kaffirlimettenblättern bin ich leider nicht im Bilde.

Es besteht also noch Optimierungs-Potential. Aus diesem Grunde hatte ich nicht vor, das Rezept ohne Wiederholung zu veröffentlichen. Aber bei Facebook kam bereits die Idee so gut an, dass ich ermutigt bin, den Blumenkohl mit Kaffirlimettenblätterparfüm der gewogenen Öffentlichkeit zu präsentieren. Lasst mich gern wissen, was ihr anders bzw. besser macht, falls ihr den aufgedonnerten Blumenkohl nachkocht.