Ich liebe Spaghetti mit ihrer sich auf dem Teller anmutig schlängelnden schlanken Gestalt, die mehr oder weniger elegant in den Mund flutscht, lieber als jede andere Pasta, egal ob diese gefaltet, gedreht, zur Muschel geformt, als plattierter Streifen, als Platte oder hohl daher kommt. Das muss wohl eine Kindheitsprägung sein. Soweit ich mich zurückerinnern kann, gab es in ostdeutschen Kaufhallen nur Spaghetti, Makkaroni und Spirelli, sowie Suppennudeln zu kaufen. Während eines Besuchs bei einem der vielen Italiener in Berlin Moabit vor mindestens zwei Jahrzehnten kam eine weitere Liebe hinzu. Die zu Spaghetti mit Lachs. Damals in einer recht Sahne-lastigen Tomatensoße mit Frühlingszwiebeln. Ab und an muss es also Spaghetti mit Lachs in Tomaten(sahne)soße geben.

Bei Tomatensoßen kann ich das Essperimentieren nicht lassen. Es gab schon Tomatensoße mit Wunderlauch (allium paradoxum), Tomatensoße mit Sojasauce, mit Kamillenblüten gewürzte Tomatensoße und auch Tomatensoße mit den Blütenköpfen der Wiesen-Margerite. Bei der Tomatensoße mit Lachs habe ich mich weitgehend an den Klassiker gehalten und lediglich mit Schwarzkümmel und zartem Fenchelgrün gepimpt, also ein KlassiX.

Ist Echter Schwarzkümmel dasselbe wie Schwarzer Zwiebelsamen?

Schwarzkümmel (Nigella) umfasst eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae), der beispielsweise auch die Jungfer im Grünen (Nigella damascena) angehört. Der Gattungsname Nigella, abgeleitet von nigellus = schwärzlich, weißt auf die schwarzen Samen dieser Pflanzen hin.

Der Echte Schwarzkümmel (Nigélla satíva Linné), auch Nigella-Samen oder Römischer Koriander genannt, wird im Asialaden als Kalonji, Schwarzer Zwiebelsamen, verkauft. Der Echte Schwarzkümmel ist wahrscheinlich in Südwestasien heimisch, sagt mein Lexikon der Küchen- und Gewürzkräuter. Er gedeiht auch in Südeuropa, Indien, Pakistan und Nordafrika.

Bei den dreikantigen schwarzen Samen, einem beliebten Gewürz – in Bangladesh als Kalojeera, in Nordindien als Kaale Til und bei uns als Katharinenblume, Kookäem, Kookämer, Schwarzkümmel, schwarzer Kreuzkümmel, (schwarzer) Zwiebelsame(n) sowie Brenn-, Brotwurz und Schabasamen benannt – handelt sich um die Samen eines einjährigen Krauts aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Sobald sie reif sind, werden die Fruchtkapseln des Echten Schwarzkümmels von Juni bis September geerntet und getrocknet, anschließend zerstoßen und die Samen herausgelöst.

Warum der Samen der Pflanze Nigélla sativa Linné im Deutschen Schwarzer Zwiebelsamen genannt wird, obwohl die Pflanze botanisch keine Zwiebel ist, wird wohl ein Mysterium bleiben. Ebenso die Betitelung als Schwarzkümmel bzw. als schwarzer Kreuzkümmel, denn mit Kümmel und Kreuzkümmel (Cuminum cyminum), beide aus der Familie der Doldenblütler, ist Nigella sativa ebenso wenig verwandt.

Wie verwendet man Echten Schwarzkümmel?

Im Orient wird Nigella sativa seit mindestens 3500 Jahren als pfefferartiges Gewürz und Medizin verwendet. Aus Mesopotamien wurde der Schwarzkümmel nach Ägypten eingeführt, wo er in uralten Gräbern nachgewiesen wurde. Spätestens seit römischer Zeit war er auch als Gewürz verbreitet. Selbst in der Bibel ist bei Jesaja (28, Vers 25–27) wohl vom Echten Schwarzkümmel die Rede.

Als Gewürz werden die winzigen schwarzen dreikantigen Samen verwendet, die anfangs bitter, später scharf-würzig schmecken und einen an Muskatnuss erinnernden Geruch haben.

Im östlichen Mittelmeerraum und im Orient als Gewürz beliebt, wird Echter Schwarzkümmel unter anderem als Pfefferersatz verwendet. Echter Schwarzkümmel wird blähenden Speisen und fetten Gerichten (Hammelfleisch) und Zubereitungen mit Hefe (z.Bsp als Brotgewürz) und Backwerken verschiedener Art zugesetzt.

Was ist der Unterschied zwischen Echtem Schwarzkümmel und Damaszener Kümmel?

Ein weiterer Schwarzkümmel im Handel ist Damaszener Kümmel. Im Gegensatz zum Echten Schwarzkümmel, den Samen der Katharinenblume ( Nigélla satíva Linné ), handelt es sich beim Damaszener Kümmel zwar ebenfalls um Nigella-Samen, allerdings jene der oben erwähnten Jungfer im Grünen, die wegen ihrer anmutigen Blätter und Blüten auch Braut in Haaren und Gretel in der Heck genannt wird und häufig in Bauerngärten anzutreffen ist. Der botanische Name ist Nigella damascena. Dieser Schwarzkümmel schmeckt intensiv nach Waldmeister und passt gut an Desserts, ist wegen enthaltener Alkaloide jedoch in größeren Mengen giftig.

Gesundheitlicher Nutzen von Echtem Schwarzkümmel

Einer großen Beliebtheit erfreut sich Echter Schwarzkümmel wegen der ihm zugeschriebenen gesundheitsfördernden Eigenschaften. Jeder hat schon mal vom Allrounder Schwarzkümmelöl gehört. In der islamischen Welt genießt der Echte Schwarzkümmel hohes Ansehen, denn ihr Religionsstifter soll folgendes Zitat geäußert haben:

Schwarzkümmel heilt jede Krankheit, außer den Tod.

überliefert in der Hadithensammlung al-Dschāmiʿ as-sahīh von al-Buchārī (via Wikipedia)

Schwarzkümmel kommt schon bei Paracelsus vor und hat auch im Orient eine lange Tradition als Heilmittel. Er wirkt krampflösend und Harn- und Galletreibend, beseitigt Blähungen und ist ein wirksames Mittel gegen Darmparasiten. In der Naturheilkunde wird reines Schwarzkümmelöl bei Allergien, Neurodermitis, Schuppenflechte, zur Regulierung des Immunsystems, gegen Asthma, in Begleitung von Chemotherapien zur Milderung der Nebenwirkungen, bei Verdauungsproblemen und Bluthochdruck verwendet, in der Tiermedizin unter anderem auch, um Zecken abzuschrecken.

In der indischen Heilkunde ist Echter Schwarzkümmel bevorzugtes Mittel zur Linderung von Schwangerschaftsbeschwerden.

2010 versuchte Nestlé, ein Patent auf die Verwendung von Nigella sativa als natürliches Behandlungsmittel gegen Lebensmittelallergien anzumelden. Wenn ich lese, wie Konzerne sich die frei verfügbaren Gaben der Natur aneignen wollen, um eben jene freie Verfügbarkeit auszuhebeln, krieg ich das Kotzen. Für mich ein weiterer Grund mehr, Nestlé-Produkte zu meiden…

Nach all den Lobeshymnen auf Schwarzkümmel und Schwarzkümmelöl, muss man fairerweise auch das ernüchternde Fazit bei Wikipedia lesen. Laut PubMed, gab es Stand 2020 zwar 1094 Artikel und Studien zur medizinischen Wirkung der Pflanze und ihrer Bestandteile, davon sind aber lediglich 4,1 % randomisierte kontrollierte Versuche. Diese Studien belegten keinen medizinischen therapeutischen Effekt und haben in der Regel einzelne Bestandteile in wesentlich höheren Konzentrationen eingesetzt, als sie durch die Aufnahme von Schwarzkümmel oder dessen Öl erreicht werden können. Die Wirkung des aus einer Fülle von Substanzen bestehenden natürlichen Schwarzkümmels ist zudem eine andere als die der einzelnen, reinen Wirkstoffe.

Am Besten man probiert selber aus, inwieweit einem Schwarzkümmel gutzutun vermag. Im Essen auf jeden Fall! 🙂

Übrigens sollen nur geringe Mengen Schwarzkümmel(öl) konsumiert werden, denn das enthaltene Saponin Melanthin ist ein starkes Fischgift und kann in größeren Mengen auch bei Warmblütern Vergiftungserscheinungen hervorrufen.

Soweit dazu. Wir benötigen für unsere Spaghetti mit Lachs-Sahnesoße ohnehin nur einen Esslöffel voll der aromatischen schwarzen Nigella-Samen. Völlig unbedenklich und krass lecker…