Recht spontan hat es mich am Mittwoch zu einer Wein-
verkostung in’s Kost.Bar in Berlin Prenzlauer Berg verschlagen. Geladen, eine Reihe roter Cuvees zu verkosten, hatte Steven William Kelly, einer der wohl jüngsten und ungewöhnlichsten Sommeliers Deutschlands.
Zum ersten Mal begegenet war ich Steven bei der Charity-Wein-Auktion ‚Wein hilft‘. Dannn liefen wir uns bei der GutsWein 2009 erneut über den Weg. Nach kurzem Gespräch und staunendem Blick auf seine interessante Kleiderwahl stand für mich fest, dass Steven zu der Sorte Mensch zählt, die jederzeit für Überraschungen gut ist und die man einfach gern haben muss…
„Exzentriker und etwas verrückt war ich schon immer. Langweilig geht anders. Ich provoziere auch gerne mal. Auch mit meinem Splin, bei allen öffentlichen Veranstaltungen, Reiterstiefel zu tragen. Auch mal mit Smoking, mal mit englischem Fischgrätanzug aus Wolle, mal mit karierten Golferoutfit. Brillen sind natürlich auch immer passend dazu.
Steven William Kelly hatte das Glück, dass sein Lehrherr in der Gutsschenke des Fürsten zu Münster (und „quasi Ziehpapa“ – Zitat), Dieter Gerhardt, Mitgründer der Sommelier-Union-Deutschland war. Dieser hat schon damals Stevens Interesse am Wein geweckt. Erste berufliche Anerkennung gab es damals schon mit der Ernennung zum Niedersächschischen Vizemeister in dem gastonomischem Ausbildungsberuf -Restaurantfachmann.
Später ist Steven nach Berlin gegangen um bei der Deutschen Wein-und- Sommelierschule-Deutschland (DWI) seinen Sommelier zu machen.
Parallel hat er im HABEL Weinkultur als Sommelier angeheuert und dort zwei Jahre als Sommelier den Berliner Gastrokluengel kennengelernt, sein Berliner Netzwerk aufgebaut und seinen Ruf erarbeitet. Nach der Trennung vom HABEL bot sich die Gelegenheit, das Restaurant eines guten Bekannten auf Fordermann zu bringen. Somit zog Steven William Kelly – nach eigener Aussage – als Geschäftsführer, Restaurantmeister, Sommelier, Einkäufer, Fensterputzer, Reinigungskraft, ‚Mädchen für alles‘ und Kreativgeist in’s Kost.Bar ein.
Das opulente Ambiente des Kost.Bar könnte in keinem krasseren Gegensatz zur Rockerseele (und angenehm unaufdringlichen) Exzentrik des Hausherren stehen. Und trotzdem passt alles wunderbar: Ein charmanter, beredter Hausherr und Sommelier, eine umfangreiche Weinkarte (die zweitgrößte in Prenzl’Berg) mit ausschließlich deutschen Weinen, sensationelle Küche von H. Afiffi, Stuck und Gold selbst auf’m Klo… Das hat schon was!
Zum Konzept des Restaurant Kost.Bar im Kollwitz-Kiez (am Wasserturm) gehört:
Deutschland mit regionalen TOP-Produkten (z.B. Slowfood-Blutwurst) auf unkomplizierte Weise zu vertreten. Und daraus Crossoverkitchen zu produzieren. Ohne Präpositionen und schnickschnack. Was würde besser passen als ausschließlich deutsche Weine zu kredenzen?
Nach einer Vielzahl bereits durchgeführter Weinverkostungen (teils auf Anfrage, teils öffentlich) reift nun der Plan, einmal monatlich im Kost.Bar eine Weinschule durchzuführen. Da sollte ich dann vielleicht auch mal hingehen…
Trotz aller Offenheit und Interesse am Thema erschließen sich mir die sensorischen Welten mancher Weine noch nicht so ganz… Im Gegensatz zu manchem Hobbyverkoster, der am Mittwoch versammelten Runde.
Es gab jeweils 2 Rotweincuvées parallel zu verkosten. Unser Gastgeber erklärte den Unterschied verscheidener Herstellungsverfahren für Cuvées und gab jeweils etwas Hintergrundinfo zum jeweiligen Weingut und Wein.
Zur Halbzeit (immerhin wurden 20 verschiedene Weine kredenzt) spazierte unser Gastgeber mit uns auf den Wasserspeicher (Hügel hinter dem Wahrzeichen des Kollwitzplatzes). Dort gibt es (im Dunkeln nur zu erahnen) auch ein paar unerschrockene Weinstöcke, sowie eine tolle Aussicht.
Als Highlight kamen wir zudem in den Genuss zweier exzellenter Speisen, von welchen ich in Bälde eine im Blog vorstellen werde…
Summa summarum waren wir 14 mehr oder weniger geübte Verkoster (davon 2 Profis), genossen das Miteinander, die Präsentation, die Weine und konnten gar nicht aufhören vom tollen Essen zu schwärmen. Die Bewertung der Verksotung wird es auf Steven’s Blog ‚Gastrowein‘ zu lesen geben.
Danke nochmals für die Einladung, Steven!
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