Für die einleitenden Worte zum Süßwasserfisch #2 des Süßwasserfisch-Blogevents lasse ich auszugsweise das Buch ‚Allgemeine Naturgeschichte für alle Stände‘ von 1833 zu Worte kommen:
„Der gemeine (Perca Fluviatilis), Perche, Persego, Perk, schwed. Aborre findet sich häufig in allen Flüssen, Teichen und Seen von ganz Europa und dem nördlichen Asten, und ist einer der besten Fische, welcher fast täglich auf den Markt kommt, gewöhnlich spannenlang und 1/2 Pfund schwer, oben grünlich-braun mit 6-8 dunklen Querbändern an den Seiten mit Goldschimmer; unten rötlich, die Ruder- und Steißflossen roth, die andern gelblich, hinten an der vordern Rückenflosse ein schwarzer Flecken. In der Steißflosse 11 Strahlen. …
Man rechnet ihn zu den Raubfischen, obgleich er nur kleine Fische und Wasserläufer zu fresssen pflegt; er schnappt jedoch sehr unvorsichtig nach Allem, was er bezwingen kann, selbst nach dem Stichling, der ihm aber nicht selten im Maul stecken bleibt, so dass er verhungern muss; er verachtet auch nicht junge Molche und Frösche. …
Er hat ein weißes, derbes und schmackhaftes Fleisch, ohne viel Fett, und ist daher auch Kranken zuträglich. Der Barsch war schon bey den Alten berühmt, und zwar unter dem heutigen Namen. Antonius singt von ihm in seiner Mosella 115
Dein will ich gedenken, oh Barsch, du Freude der Tafeln,
Böcking
Unter den Flußerzeugeten du Seefischen vergleichbar,
Einzig des Wettstreits fähig mit röthlichen Barben des Meeres,
denn unkräftig ist nicht dein Fleisch
und es schließen des derben Körpers Theil in Scheiben sich vest,
doch Gräthen durchzieh’n sie
Im südlichen Deutschland heißt er Bärsch und Bersich, in Österreich Berschling, in Bayern das Bürstel, im Bodensee im ersten Jahr Heuerling , im zweyten Fernderling, Krätzer und Stichling, im dritten Schaubfisch oder Raub-Egel, endlich Egli, welchen Namen er behält; er wird 1 ½ bis 2 Pfund schwer; im Zürichersee heißt er ebenfalls im ersten Jahr Heuerling, und etwas später Tränlein; im zweyten Jahr Egli, im dritten Stichling und sodann Reechling, wahrscheinlich von rau.“
Namen:
latein: Perca fluviatilis
deutsch: Barsi, Berschling, Berschke, Buntbarsch, Bürstel, Bürschling, Egli, Krautbarsch, Kretzer, Rerling, Schratz, Schranzen, Seebarsch (komplette Liste s.u. catalogue of life)
englisch: European perch, river perch
Stammbaum:
Gruppe: Knochenfisch (Osteichthyes)
Klasse: Stachelflosser (Acanthopterygii)
Ordnung: Barschartige (Perciformes)
Familie: Echte Barsche (Percidae)
Gattung: Perca
Art: Flussbarsch (Perca fluviatilis)
Barschartige Fische bilden die größte Fischordnung. Die meisten Barschartigen leben im Meer. Echte Barsche sind dagegen ausnahmslos Süßwasserfische. Der Flussbarsch gehört ebenso wie seine nahen Verwandten Zander und Kaulbarsch zu den Echten Barschen.
Aussehen:
- 2 graue, fast aneinander grenzende Rückenflossen, von denen die erste mit harten, spitzen Strahlen (Hartstrahlen) besetzt ist
und die zweite mit Weichstrahlen (typisch für viele Barschartige) - rötliche Färbung der Brust- und Bauchflossen
- dunkler Fleck am Hinterrand der vordere Rückenflosse
- dunkler Rücken
- gedrungener, hochrückiger Körper und stumpferer, kürzerer Kopf als beim Zander
- grünliche Seiten mit 5-8 dunkleren senkrechten Streifen
- minimal oberständiges Maul
- Länge im Schnitt 15 bis 30 cm
- Gewicht bis ca. 1kg
Das weite Maul und der im Vergleich zur Körperlänge relativ große Kopf kennzeichnen ihn als räuberisch lebende Fischart.
Gefährdung:
Der Flussbarsch wird in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN, sowie nationalen und regionalen Roten Listen als nicht gefährdet (Least Concern) eingestuft.
Vorkommen:
Das Verbreitungsgebiet des Barsches reicht von Frankreich im Westen bis nach Sibirien im Osten. In Mitteleuropa wird sein Verbreitungsgebiet im Süden von den Pyrenäen und den Alpen begrenzt.
Der in Hinblick auf Wassergüte, Strukturvielfalt und Laichsubstrate anpassungsfähige Flussbarsch besiedelt alle Gewässertypen und -bereiche und gehört in den meisten Gewässern zu den dominanten Fischarten. Angler unterscheiden:
- kräftig gefärbter so genannter Krautbarsch, der in der Nähe der Pflanzengürtel und des Ufers lebt
- hellerer und weniger stark gezeichneter Jadebarsch im Freiwasser
- dunklerer Tiefenbarsch, der in den tieferen Wasserschichten anzutreffen ist
Anzutreffen ist der Flussbarsch auch in Brackwasserzonen der Europäischen Flüsse wie Rhein, Elbe, Loire und Maas und in den Brackwasserbereichen der Ostsee.
Bemerkenswert ist, dass der Barsch in Gewässern mit monoton ausgebauten Ufern einen signifikant höheren Anteil am Gesamtfischbestand erreicht als in naturnahen, strukturreichen Gewässern.
Je nach Alter und Größe lebt der Flussbarsch als Jungfisch in großen Schwärmen und später in kleinen Gruppen, selten alleine.
Nahrung:
Als Larven ernähren sich Flussbarsche von Zooplankton. Bei Jährlingen stellt sich die Ernährung i.d.R. auf Kleinlebewesen (Insektenlarven, Muscheln, Schnecken, Würmer, etc.) um.
Ab einer bestimmten Größe tendieren Flussbarsche dazu, in Abhängigkeit vom Nahrungsangebot Räuber zu werden, die sich teils kannibalisch von kleineren Barschen, ansonsten aber von anderen jeweils „maulgerechten“ Fischen ernähren.
Der Flussbarsch jagt tagsüber, oft in Gruppen und verfolgt seine Beute gezielt über längere Strecken.
Nutzung:
Flussbarsche sind wegen ihres häufigen Auftretens beliebte Angelfische. Der Flussbarsch gehört aufgrund seines mageren und grätenarmen Fleisches zu den wichtigen, aber außerhalb Süddeutschlands, Österreichs und der Schweiz leider unterbewerteten Speisefischarten.
Sonstiges:
Der Barsch ist einer der kleinsten Raubfische. Flussbarsche sind teils sehr langsamwüchsig. Neben genetischen Faktoren orientiert sich das Wachstumspotential am Nahrungsangebot und weiteren Gewässerbedingungen.
In Berliner Gewässern können Barsche über 40 cm lang werden und dabei eine Körpermasse über 3 kg erreichen. Das beobachtete hohe Individualwachstum der Barsche in Berliner Gewässern ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die intensive Befischung im Rahmen der Gewässergütebewirtschaftung zurück zu führen.
Kulinarisch:
schmackhaftes, festes, weißes Fleisch mit wenig Gräten; guter, regional beliebter Speisefisch
altbewährte Zubereitungsmethoden nach der Oekonomische Encyklopädie von J. G. Krünitz:
– Barsche ganz gemein zu sieden
– Barsche zu backen
– Barsche mit Kapern-Soße
– Barsche mit Citronen-Soße
– Barsche mit Butter und Petersilien
– Barsche mit zerlassener Butter
– Barsche mit einer Fricassee-Soße
– mit einer Sardellen-Soße
– mit Sahne und Kümmel
– Barsche zu marinieren
– Barsche in einer Potage
– Barsche in einer Torte
(siehe Tipp)
Handling:
Fisch vorbereiten
Grundzubereitungsarten für Fisch
Rezeptvorschläge:
Eglifilet an Weißwein
Eglifilet an Bier
Quellen und weiterführende Links:
Flussbarsch auf Angler-Seiten.de
Flussbarsch im Fischlexikon.eu
Flussbarsch auf Wikipedia
Perca fluviatilis auf Fishbase.org (engl.)
Namen des Flussbarsches im catalogue of life
Flussbarsch in der IUCN Roten Liste
Flussbarsch in Aquakultur (engl.)
Vorkommen des Flussbarsches international (Karte)
Fischbestände in Deutschland (interaktive Karte)
Literatur:
Allgemeine Naturgeschichte für alle Stände (1833)
Krünitz Lexikon
Zeitschrift für Fischkunde – Fische und Fischerei in Berlin (Supplementband 2; 2003) vom VNW Verlag Natur & Wissenschaft
Fischkunde für Angler von W. Zeiske
Tipp:
Der Flussbarsch ist schwierig zu schuppen. In alten Quellen wird auf das Reibeisen als Werkzeug der Wahl verwiesen. Oder aber man zieht dem Flussbarsch nach dem Filetieren die Haut samt Schuppen ab.
Egli ist leichter zu beschaffen. Mal sehen, ob ich zu einheimischem Fisch komme.