Süßwasserfisch-Steckbrief #12: Wels

Waller aus dem Ossiacher See
Waller aus dem Ossiacher See
[Public Domain] via Wikimedia Commons

Süßwasser­fisch #12 im Event-­Teich ist der Größte.

Als freund­li­cher Wal der Mosel bezeich­net, sorgte der sagen­umwo­bene größte reine Süßwasser­fisch Europas, der Euro­päische Wels, in letzter Zeit für Aufsehen. Möglicher­weise durch verbesserte Wasserqualität in hiesigen Fluss- und Seenlandschaften, werden vermehrt sehr große Tiere gefangen.

Welse sind keine Kostverächter und hören zeitlebens nicht auf zu wachsen. Meyers Großes Konversationslexikon sagt über den Appetit des Welses:

„er bevorzugt ruhige Tiefen mit Schlammgrund, lockt hier hinter Steinen, Holz etc. durch seine spielenden Barteln Fische herbei, frißt aber auch Krebse, Frösche, Wasservögel etc., greift größere Tiere an und verschlingt selbst Gänse, Hunde und badende Kinder.“

Wels

Namen:

latein: Silurus glanis
deutsch: Wels, Flusswels, Waller, Schaidfisch, Schait, Scheidel
englisch: Wels catfish

Der Europäische Wels, auch Flusswels genannt, ist der größte ständig in Süßwasser lebende Fisch Europas. Größer wird nur der Stör, der als Wanderfisch lediglich zum Laichen in Süßwasser aufsteigt.
Der Europäische Wels und der in Griechenland beheimatete Aristoteleswels (Silurus aristotelis) sind die einzigen europäischen Vertreter der Familie der Echten Welse (Siluridae).

Der Europäische Wels ist sehr langlebig. Ein ausgewachsener Wels hat keine natürlichen Feinde und kann bei optimalen Lebensbedingungen ein Alter von bis zu 80 Jahren erreichen.

Stammbaum:

Gruppe: Knochenfisch (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Ordnung: Welsartige (Siluriformes)
Familie: Echte Welse (Siluridae)
Unterfamilie: Cyprininae
Gattung: Silurus
Art: Europäischer Wels (Silurus glanis)

Aussehen:

  • vorn horizontal hinten seitlich abgeflachter Körper
  • braun-schwarz-grau marmoriert
  • glatte, schleimige, schuppenlose Haut
  • breites Maul
  • 2 lange bewegliche Bartlen am Oberkiefer
  • 4 unbewegliche Bartlen am Unterkiefer
  • kleine Augen hinter den oberen Barteln
  • sehr kleine Rückenflosse
  • kleine, flache, nach hinten gerichtete Bürstenzähne
  • Länge bis >3 m
  • Gewicht bis 150 kg (max. 350kg)
Wels
Wels
Foto: biopix.dk

Gefährdung:

In der Internationalen Roten Liste (IUCN) und nach Nationaler Roter Liste wird der Europäische Wels als nicht gefährdet eingestuft. Die Bestände sind weitestgehend stabil, teilweise aber auch vom Besatz durch den Menschen abhängig.

In Berliner Gewässern deuten die Zahlen einen Rückgang an.
Wesentliche Ursachen für den Rückgang der Welsbstände sind monotoner Uferausbau in Flüssen und damit einhergehend fehlende Versteck- und Einstellmöglichkeiten, sowie Dezimierung von als Laich-Substrat benötigter Wasserpflanzen.

Schonzeiten:

Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein:
01. 05. bis 30. 06.

Hessen:
15.05. – 15.07.

Außerdem habe ich gelesen, dass in manchen Bundesländern von den Landesfischereiverbänden (vermutlich wegen der Angst vor’m Wels als Fressfeind) das Schonmaß für Welse aufgehoben wurde, was die Entnahme noch nicht geschlechtsreifer Welse begünstigt. (siehe Schonfristen- und maße in Bayern).

Vorkommen:

Welse bewohnen größere Fließ- und Stillgewässer mit als Verstecken und Einständen geeigneten Uferstrukturen. Dort sind Welse überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv am Gewässergrund unterwegs.
Die Eiablage erfolgt bei Temperaturen über 20°C auf Wasserpflanzen im Uferbereich. Ab Wassertemperaturen von sieben bis vier Grad Celsius stellen die Tiere die Nahrungsaufnahme ein. Sie überwintern in Flüssen in Uferspalten oder Gruben in Ufernähe, in Seen im unteren Drittel der Wassersäule oder auf schlammigem Grund liegend.

Im Einzugsgebiet von Oder und Elbe gehört der Wels zu den autochtonen Fischarten, die ursprünglich häufig vorkamen.
Im Einzugsgebiet von Havel und Spree wurden die Bestände im 19. Jahrhundert durch eine Epidemie dezimiert (von dem Borne 1882). Durch Besatz kommt der Wels mittlerweile auch in Weser und Rhein vor.

Das Verbreitungsgebiet des Europäischen Welses reicht heute vom Einzugsgebiet des Rheins im Westen und der Donau im Süden bis nach Asien (siehe Karte). Er kommt außerdem im Kaspischen Meer, sowie Brackwasserbereichen von Ostsee und Schwarzem Meer vor.

In einigen Regionen, in denen der Wels ursprünglich nicht vorkam, wird er heute als Schädling angesehen, da er die einheimischen Fischbestände bedroht.[

In den Wasserstraßen der norddeutschen Tiefebene gehört er mit wenigen bekannten Vorkommen zu den Nebenfischarten (Wolter & Vilcinskas 2000). In den urbanen Berliner Gewässern findet der Wels weder geeignete Reproduktions- und Aufwuchshabitate noch Unterstände und Verstecke. In einigen Seen wird der Bestand durch Besatz gestützt.

Nahrung:

Welse fressen überwiegend lebende und tote Fische, Amphibien, Krustentiere, Insekten, Würmer und andere Wirbellose, junge Wasservögel und Kleinsäuger (insbesondere Nager).
Im französischen Fluss Tarn wurden Tauben fangende Welse beobachtet.

Nutzung:

Auf Grund seiner Größe und auffälligen Gestalt ist der Wels ein bekannter Fisch, der besonders in Osteuropa Eingang in Sagen und Legenden gefunden hat. Sein Fleisch und Fett wurde mancherorts zu Heilzwecken eingesetzt. Neben der Verwendung als Speisefisch können zudem Schwimmblase und Knochen zu Leim oder Gelatine und die Haut zu Leder verarbeitet werden. Welse wurden mindestens seit dem zweiten Jahrhundert mit verschiedenen Methoden befischt.

Seit Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts werden Welse vor allem in Ungarn in Teichkulturen gezüchtet. In der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhundert wurde die Zucht von Wels in Aquakultur auch in anderen Ländern Ost-, Südost- und Mitteleuropas eingeführt. Neben der Haltung in Teichen hat hier die Kultur in Netzen innerhalb größerer Gewässer und in modernen Kreislaufanlagen zunehmende Bedeutung. Welse können in Gefangenschaft halbkünstlich oder künstlich vermehrt werden.
Der Umfang der Aquakultur Europäischer Welse betrug etwa 2000 Tonnen jährlich außerhalb Russlands, wovon etwas über die Hälfte auf Bulgarien entfiel.

Unter Fischern hierzulande gelten Welse eher als potentielle Schädlinge, die die wirtschaftlich genutzten Karpfen- und Schleienbestände reduzieren.

Gelegentlich werden Welse zur biologischen Kontrolle von Karpfenfischen eingesetzt, wozu sie sich allerdings auf Grund ihres relativ breiten Beutespektrums schlechter eignen als andere Raubfische. Außerhalb der kommerziellen Fischerei ist der Wels ein beliebter Sportfisch.

Bei Wels-Filets im Handel handelt es sich häufig nicht um den weiß-fleischigen Europäischen Wels mit mildem Geschmack, sondern um derberen rot-fleischigen afrikanischen Wels, eine anpassungsfähige Welsart, die in Aquakultur kostengünstiger und in großen Mengen produziert werden kann.

Kulinarisch:

Jüngere Europäische Welse haben weißes schmackhaftes Fleisch, welches grätenarm ist und über einen Fettgehalt von sechs bis acht Prozent verfügt. Das Fleisch älterer Tiere schmeckt tranig.
Wels kann frisch, getrocknet, geräuchert oder gesalzen erworben und verarbeitet werden. Am Kaspischen Meer werden teilweise auch die Eier als Kaviar verarbeitet.

Rezeptvorschläge:
Waller (Wels) im Wurzelsud
Sellerie-Crémesüppchen mit zitronigen Wels-Spießen
Wilder Räucherwels im Erdäpfellaibchen mit Palmkohl
Welsfilet mit Rosenkohl und Clementine
In Thymian und Senf marinierter Wels kross gebacken
Wels-Wirsing-Terrine
Welsfilet mit Meerrettich-Risotto
Filet vom heimischen Waller mit Vulcano-Schinken und Prosecco-Weintraubenkraut

Quellen und weiterführende Links:

Europäischer Wels auf Wikipedia
Europäischer Wels auf fishbase.org
Namen des Europäischen Welses im catalogue of life
Europäischer Wels auf der Roten Liste IUCN
nationale Rote Liste der Süßwasserfische und -Neunaugen (Stand 2009; PDF)
Fischbestände in Deutschland (interaktive Karte)
Schonzeiten Deutschland

Literatur:

Zeitschrift für Fischkunde – Fische und Fischerei in Berlin (Supplementband 2; 2003) vom VNW Verlag Natur & Wissenschaft
Meyers Großes Konversations-Lexikon (1905)

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veröffentlicht am: 10.01.2014

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