Rindswürstchen vom Roten Höhenvieh
In Berlin hat sich die Markthalle 9 als Mekka für authentische, handwerklich gemachte Lebensmittel etabliert. Mit cleveren Ideen, großem Engagement und dank sozialer Medien omni-präsent.
Toll! Und immer voll. Wie Pilgerstätten das halt so an sich haben. Zumindest Donnerstags beim Streetfood-Thursday und bei besonderen Events, wie dem jüngst ausgetragenen Special zu Ehren des gemeinen Germanen geliebten Duetts Wurst und Bier, bekommt man kaum einen Fuß auf den heiligen Boden geschweige denn einen Sitzplatz an einer der Biergarnituren.
Falls doch, kann man Glück in Form einem Schwatz nicht abgeneigter, von Down-Under zugewanderter Sitznachbarn haben, die sogar unser beider Interessen (Food & Musik) teilen und mit sichtlichem Stolz (und österreichischem Akzent) fließend deutsch sprechen.
Oder man hat Pech und muss dem lauten Schwadronieren einer Neu-Berlinerin zuhören, die ihrer aus den USA angereisten Sippe erklärt, dass Berlin nicht Deutschland ist, weil ‚wir in Berlin alles ganz anders machen‘. Die Laune ging mit besagter Dame gegenüber endgültig in den Keller, als sie ihren Eltern erklärte, in der DDR hätte es nicht genug Arbeit gegeben und die Leute quasi ihre Zeit auf Arbeit vertrödelt. Sie muss es ja wissen! Zu höflich für eine Intervention habe ich mir Kommentare zu original-DDR-interfamiliären Erfahrungen mit 12-Stunden-Schichten und mit nach Hause gebrachter Arbeit in Form von Lochkarten-Stapeln und Endlos-Ausdrucken verkniffen und stattdessen versucht mir – ohne dies physisch zu tun – die Ohren zu zu halten.
Beim Wurst & Bier-Event hatten wir Glück. Wir sind spät genug hingegangen, so dass das schlimmste Gedränge bereits vorüber war. Nachdem wir kreuz und quer an allen feilgebotenen Wurstwaren und Zapfhähnen vorüber flaniert waren, den einen oder anderen köstlichen Happen gekostet und mit Viehzüchtern, Metzgern und Jung-Brauern Worte und Visitenkarten getauscht hatten, fanden wir sogar ein Plätzchen, um in Ruhe das Probierbier zu trinken und die gekaufte Rindersalami zu kosten.
Auch wenn ich den Hype um die Markthalle 9 nach wie vor nicht zur Gänze teile, finde ich das Engagement für bodenständige Lebensmittel, die Markttage und Veranstaltungen wie den Wurst & Bier-Event absolut begrüßenswert. Produzenten, die mit Sachverstand, Gewissenhaftigkeit und gutem Gewissen Tiere züchten, zum Erhalt alter Haustierrassen beitragen und Fleisch ohne industrielle Anlagen und Zusatzstoffe schmackhaft verarbeiten brauchen eine Bühne wie diese.
© Wildkraut & Wanderschuh
Zum Thema Wurst waren folgende Anbieter vor Ort (Quelle: Veranstaltungs-Flyer):
Altland Freilandschweine, Fürstenberg
Aufschnitt, Berlin
Backschwein-Tenne Gömnick, Gömnick
Biolüske, Berlin
Eugenio Finzi, Berlin
Gut Hirschaue, Rietz-Neuendorf
Gut Kerkow, Angermünde
Gut Temmen, Temmen-Ringenwalde
Herrmannsdorfer Landwerkstätten
Insel Öhe, Schaprode
Kantine Neun, Berlin
La Cazuela, Berlin
Landfleischerei Carsten Neumeier, Hessisch-Lichtenau
LandWertHof, Sundhagen
Marché de Catherine, Berlin
Meierei, Berlin
Meine kleine Farm, Berlin
Menze’s Spezialitäten, Berlin / Bregenzerwald
Metzgerei Schlossgut Storkau, Storkau
Monschein, Berlin /Steiermark
Naturland Biometzgerei Spahn, Frankfurt
Rotes Höhenvieh, Weserbergland
Schaufenster Uckermark, Berlin
Scheller Fleisch + Küche, Ronnenberg/Empelde
Sonja Moor Landbau, Hirschfelde
Spezialitäten aus dem alten Europa, Berlin
Vinibenedetti, Berlin
Vom Einfachen das Gute, Berlin
© Wildkraut & Wanderschuh
Weitere Termine, die man sich in den Kalender eintragen sollte sind die einmal jährlich stattfindende Cheese Berlin mit handwerklich gemachten Käsen aus der Region und von anderswo, sowie der Naschmarkt für Süßmäuler mit Neugier und Appetit auf regionale süße Happen ohne Zusatzstoffe und Nebenwirkungen (abgesehen von eventuellen Gewichtsschwankungen).
Und wenn ihr schon mal da seid, probiert unbedingt Ceviche oder Räucherfisch bei Glut & Späne!
Markthalle 9
Öffnungszeiten:
Do 17 – 22 Uhr Street Food Thursday
Fri – Sa 10 – 18 Uhr Wochenmarkt
kommentieren oder antworten