© Wildkraut & Wanderschuh
Am Sonntag lockte das Wochenende der Offenen Ateliers zu einer Spritztour ins Umland. Es wurde ein bunter Tag mit Zwischenstopps zum Maiglöckchen gucken, Wildkräuter pflücken, Sonne tanken und Kunst anschauen.
Bild: Anja Budach
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Das frische Grün, die bunten Blüten und das Sonnenglitzern der Havel labten die Seele und der auf der Wiese gepflückte Beinwell am Montag den Gaumen. Das so simple wie schmackhafte Rezept für Beinwell habe ich aus meinem Wald- und Wiesenkochbuch vom Heyne-Verlag.
Foto: CC BY-SA 2.0 flickr/Armin S Kowalski
Schade, dass Beinwell Substanzen enthält, die an die Nerven gehen. Man sollte ihn deshalb nicht in enormen Mengen bzw. regelmäßig verzehren. Schwangere und Stillende vorsichtshalber überhaupt nicht. So steht es zumindest in einem meiner Kräuterbücher.
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Die anderen vor der Massenspektroskopie aufgelegten Bücher schwärmen von der kulinarischen Vielfalt, die der Beinwell, auch Wellwurz oder Beinwurz genannt, aus der Familie der Borretsch-Gewächse, zu bieten hat. Die jungen Triebe lassen sich geschält wie Spargel zubereiten und die wohlschmeckenden Blätter gibt man roh an Salat (wäre mir persönlich zu rauh auf der Zunge) oder genießt sie in Sahne gedünstet bzw. in Teig ausgebacken. Auch die Wurzel lässt sich ähnlich wie Schwarzwurzel zubereiten. Auch seien bei Beinwell-Vielessern trotz erwähnter Substanzen keine Fälle von Vergiftungs- oder Lähmungserscheinungen zu beobachten gewesen.
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Die Wiese bei Ketzin war mit Beinwellpflanzen übersät, so dass ich beherzt zugriff. Zum Kochen kam ich allerdings erst am Montag wieder, was meinen Plan, die Beinwellblätter in Teig auszubacken zunichte machte. Denn die waren erschlafft. Stattdessen griff ich die Empfehlung aus dem Wald- und Wiesenkochbuch auf, schwenkte die gestückelten Blätter in Butter, löschte mit Sahne ab und konnte mich schon beim Kochlöffel ablecken vor mmmhs nicht mehr einkriegen. Wirklich köstlich dieser Beinwell!
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Ich freue mich, mit ein paar Frühlingsimpressionen und diesem simplen, aber genussvollen Frühlingsgericht endlich mal wieder bei Zorras Eventserie mitmachen zu können. Ist immerhin der 130. Blog-Event, ausgetragen von Jeanette von Cuisine Violette mit dem Thema ‚Genuss des Frühlings‘.
Rezept
Beinwell mit Sahne, Kartoffeln und Ei
Pfannengerührte Beinwellblätter in Sahnesoße, flankiert von pochiertem Ei und Salzkartoffeln
Quelle: Buch Feld-, Wald- & Wiesenkochbuch
Rezept: Eve Marie Helm
Zubereitungszeit:30 min
500 g Kartoffeln
Salz
Blätter von 5 jungen Beinwell-Pflanzen
2 EL Butterschmalz
1 – 2 EL Mehl
100 ml Sahne
Essig
2 Eier
Zubereitung:
Die Kartoffeln schälen und in Salzwasser weich kochen.
Die Blätter des Beinwells waschen und in Stücke schneiden. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Blätter frisch oder vom Vortag (angetrocknet) verwendet werden. In einer Pfanne das Butterschmalz erhitzen und den Beinwell zugeben. Den Beinwell anbraten, salzen und mit Mehl überstäuben. Anschließend die Sahne angießen. Nun solange sanft köcheln lassen, dass insbesondere bei Verwendung trockener, Beinwellblätter, diese komplett mit Flüssigkeit vollgesogen und weich sind.
In einem Topf Wasser mit einem Schuss Essig und leicht gesalzen zum Kochen bringen. Eier bereit legen. Wenn das Wasser kocht, mit einem Schneebesen kräftig rühren, bis sich ein Strudel bildet. In diesen jeweils ein aufgeschlagenes Ei gleiten lassen und, sobald alles Eiweiß geronnen ist, das Ei mit einem Schaumlöffel heraus heben. Anschließend das nächste Ei ebenso pochieren. Den Beinwell mit der Sahnesoße und den Kartoffeln anrichten. Obenauf das pochierte Ei platzieren.
Appetit bekommen? Pflückst du Beinwell!
Ich freue mich auch über jede Neuentdeckung. Das fängt beim Erkennen an, geht übers Kennenlernen – was sagen Bücher und Internet dazu – bis hin zum ausgiebeigen Ausprobieren. Wenn eine Neuentdeckung dann auch noch bemerkenswert gut schmeckt, macht es doppelt Freude.