Eingerührt: Berlin Riesling Cup

Berlin Riesling Cup - Große Gewächse 08
© courtesy of Martin Zwick

Weinkenner und -autor Martin Barz, der übrigens gar nicht mehr Martin Barz, sondern inzwischen Martin Zwick heißt, veranstaltet gelegentlich hochkarätige Weinver-
kostungen in privatem Rahmen. Bei diesen Events versammeln sich namhafte Weine und Weinschmecker in gemütlich-genüsslicher Runde…

Als Nachlese zur Gutswein, einer Veranstaltung, bei der der VDP am 5. und 6. September am Berliner Potsdamer Platz 360 Große Gewächse aus 143 Weingütern präsentierte, veranstaltete Martin Zwick den so genannten

‚Berlin Riesling Cup – Große Gewächse 08‘

.
In welchem Rahmen und mit welchem Ergebnis, dieser ablief, berichtet er selbst:

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Berlin Riesling Cup – Große Gewächse 08

Am Tag der dt. Einheit fand in der Hauptstadt zum zweiten Mal der „Berlin Riesling Cup“statt. Als Gastgeber präsentierte ich einer kompetenten Jury die besten Große Gewächse des Jahrgangs 2008. Darunter auch Weine die zum ersten Mal in der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Die 36 trockenen Rieslinge wurden blind in 2er flights serviert und jeder Verkoster hatte 2 mundgeblasene „Universal“ Gläser der Firma ZALTO zur Verfügung.

Definition von „Grosse Gewächse“
Bei den Großen Gewächse handelt es sich um trockene Spitzenweine. Die Weine kommen aus ERSTE LAGE, die höchste Weinklasse im VDP. Vergleichbar mit den Grand Crus in Burgund. Folgende Kriterien sind damit verknüpft:

Die Weine stammen aus den besten Weinbergen Deutschlands
Die Weine werden ausschließlich aus regional festgelegten und eng definierten traditionellen Rebsorten erzeugt
Maximaler Restzuckergehalt sind 9g/l
Die Erntemenge ist auf einen Ertrag von maximal 50 hl pro Hektar beschränkt.
Das natürliche Mostgewicht muss mindestens Spätlesequalität haben.
Die Trauben werden selektiv von Hand geerntet
Die Weine werden ausschließlich mittels traditioneller Produktionsverfahren erzeugt
Neben der üblichen VDP Betriebsprüfung unterliegen die Weine zusätzlicher Kontrolle und Prüfung
Die Flaschen tragen die VDP Kapsel mit dem Traubenadler
Die Vermarktung der Weine erfolgt nicht vor dem ersten Septemberwochenende des auf die Ernte folgenden Jahres

Vegetationsverlauf in 2008
„Der Austrieb der Reben begann in 2008 deutlich später, als wir das in den letzten Jahren gewohnt waren. Insbesondere der kühle und regnerische April (mit mehr als 80 mm Niederschlag) führte zu einem nahezu zehntägigen Vegetationsrückstand im Vergleich zum Vorjahr, aber sorgte gleichzeitig für wichtige Wasserreserven im Boden. Doch der etwas zögerliche Start war bald vergessen, die Monate Mai und Juni zeigten sich dann schon fast hochsommerlich warm, und die Vegetation entwickelte sich im Zeitraffer. Im August wurde es zunehmend feuchter und kühler, die Reifeentwicklung der Trauben verzögerte sich. Der September blieb kühl, die Traubenreife ging sehr langsam voran, durch die kalten Nächte wurde nur sehr wenig Säure in den Beeren veratmet. Zur optimalen Reife trug entscheidend der regenarme Oktober bei. Mit nur 12mm Niederschlag fielen nur 25% der normalen Oktobermenge – bei Tagestemperaturen zwischen 10 und 15°C kam es zu einer langsamen Ausreife der Trauben und die Beeren bildeten besonders feine und komplexe Aromen aus. Zahlreiche Riesling- Lagen erreichten ihre volle physiologische Reife sogar erst im November. Das stabile Säuregerüst in Kombination mit den sehr hohen Extraktwerten dürfte ideale Voraussetzungen für einen besonders langlebigen und lagerfähigen Jahrgang bieten. Allerdings nur dort, wo die Winzer das Risiko eingingen die Vegetationsperiode bis in den November hinein voll auszureizen. “
Klaus Peter Keller&Philipp Wittmann, Top-Winzer aus Rheinhessen

Aber zurück zu dem Event in Berlin. Klarer Gewinner des „Berlin Riesling Cup“ war 08 Forster „Kirchenstück“ GG vom Weingut Dr. Bürklin-Wolf aus der Pfalz. Hier das Siegerpodest:

08 Dr. Bürklin-Wolf „Kirchenstück“ GG (70 Euro ab Hof)

08 Schäfer-Fröhlich „Felseneck“ GG (29 Euro ab Hof)

08 Kühling-Gillot „Rothenberg“ GG (45 Euro ab Hof, Release Frühjahr 2010)

Dicht gefolgt von 08 „Halenberg“ GG von Schäfer-Fröhlich, 08 „Morstein“ GG von Wittmann aus Rheinhessen, 08 „Kastanienbusch“ GG von Rebholz, sowie 08 „Morstein“ GG von Keller aus Rheinhessen. Wie man gut erkennen kann, die Gewiner-Regionen in diesem Jahrgang sind eindeutig Rheinhessen, Pfalz und Nahe.

2008 Dr. Bürklin-Wolf, Forster „Kirchenstück“ GG, Pfalz
WOW, absoluter Traumstoff! Ein echter Gänsehaut-Wein von Anfang bis Ende. Ein Riesling der berührt mit seiner brillianten Komplexität und Wahnsinns Länge. Üppige teils ins exotisch gehende Frucht gepaart mit einer bombastischen Mineralität und insgesamt sehr straff strukturiert.
Der Boden dort ist ein „heterogener Mix aus Basalt, Sandstein, Kalkgeröll und Ton mit einer mächtigen Tonschicht im Mittelbau und einer stark ausgeprägten Kalkplatte in einer Tiefe von 2m.“ Erwähnen sollte man außerdem, daß das Weingut mit seinen 110 Hektar Rebflächen seit 2005 bio-dynamischer Weinbau praktiziert. Zudem haben die Rieslinge von Bürklin-Wolf ein hervorragendes Lagerpotenial. Dieser Riesling sollte in keinem Weinkeller fehlen! 95-96+/100

Keine Frage, der Schlüssel zum Erfolg im Jahrgang 08 war eine sehr späte Lese. Die Rieslinge präsentieren sich puristisch&geradlinig&rassig mit einer prägnanten Säure&Mineralität und sind insgesamt sehr anspruchsvoll. In der Spitze sind die 08er sogar noch besser als in 07. Aber Vorsicht, die Rieslinge aus 08 sind keine „Schmusekätzchen“. Gerade die kräftige Säure macht vielen Weinfreunden sehr zu schaffen. Darüberhinaus sind die Weine auch nicht so süffig und zugänglich wie noch im letzten Jahr. Auf der anderen Seite haben sie ein sehr langes Lagerpotential.
In vino veritas

veröffentlicht am: 28.10.2009

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