Fransushisch

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Wer hätte gedacht (oder gewusst), dass an Volkshoch-
schulen nicht nur Töpfer-
scheiben und Computer heiß laufen, sondern auch so manche Herdplatte? Ich nicht. Bis vor Kurzem.

Ich muss gestehen, dass ich das absolut schätzens- und nutzenswerte Angebot der hiesigen Volkshochschulen leider viel zu wenig genutzt habe. Warum eigentlich? Abgesehen von ein paar Kursen, um Fachwissen aufzupolieren, plus Fotografie-Workshop war ich viel zu selten in einer der Berliner Volkshochschulen.
Seit Februar ist das anders. Ich besuche nun einmal wöchentlich die nächstgelegenste VHS, um eine mir sehr sympatische Sprache zu lernen, die ich schon immer mal lernen wollte. Beim Unterricht kam es gelegentlich vor, dass unsere mit Vokabeln beschäftigten Hirne von köstlichen Düften in ganz andere Gedankenbahnen abgelenkt wurden. Das roch eindeutig nach Essen! Nach leckerem Essen! Beim Blick auf den Kursplan stellte sich heraus, dass zeitgleich mit unserem Kurs ein Falafel-Kochkurs lief. Mhmm!

Wie es der Zufall wollte, lud mich Claudia vom Blog Holy Fruitsalad ein, mit Ihr einen Sushi-Kurs an der Volkshochschule zu besuchen. Warum nicht? Zumal ich Sushi liebe…

So hatte ich dann letzte Woche Volkshochschule im Doppelpack, nämlich Fransushisch (farnzösisch u. Sushi).
Für den Sushi-Kurs war zwar eine kleine Weltreise vonnöten, da ich von jwd (janz weit draußen) im Süden nach jwd im Norden reisen musste. Aber die Anfahrt lohnte sich allemal, da ich in netter Begleitung von Claudia und einer charmanten Japanerin mit appetitlichem Namen (‚Schoko‘ ausgesprochen) so allerlei Nützliches über Sushi-Reis, Zutaten und Herstellung der beliebten Rollen und Päckchen lernte. Zum Abschluss verspeisten wir unsere selbstgebastelten California rolls, Nigiri-Sushi und Maki-Sushi in gemütlicher Runde.

Natürlich kann ein Kochkurs an der Volkshochschule – schon wegen des geringeren finanziellen Einsatzes – nicht den Standards einer Kochschule entsprechen. So gab es statt edler Weine z.B. landestypischen Getreidetee und statt festlich eingedeckter Tafel in hübschem Ambiente einen nüchternen Raum ohne Schnick-schnack.
Aber das sind Äußerlichkeiten, auf die man unter Umständen verzichten kann. Das Wesentliche, nämlich die Qualität der Produkte und die Vermittlung der Fertigkeiten, stimmte. Auch war die Anzahl Personen im Kurs nicht zu hoch, wie landläufig gern behauptet wird.
Klar, konnte nicht Jeder jeden Handgriff persönlich üben, zumnindest was die Vorbereitung der einzelnen Zutaten anging. Aber jeder hatte die Gelegenheit, seine eigenen Sushi-Rollen und Päckchen zu kreieren und wurde mit einem Teller voller Köstlichkeiten belohnt.

Mein Fazit: Für Kochinteressierte, die wie ich mit jedem Euro rechnen müssen oder für Diejenigen, denen reguläre Kochschulen für den Einstieg eine Nummer zu groß sind, sind Kochkurse an der Volkshochschule eine lohnende Alternative.

Ich habe mal recherchiert, inwieweit auch außerhalb Berlins an Volkshochschulen gekocht wird und bin auf über 1000 Kurse gestoßen. Eine interessante Auswahl möchte ich hier beispielhaft erwähnen:

Pilze finden und bestimmen in Wurzen,
Pralinen selber machen in Riedlingen,
Männerwirtschaft in Mosbach,
Bärlauch sammeln und zubereiten in Bad Zwesten,
Fingerfood in Ganderkesee,
Käse & Quark selber machen in Sonneberg,
Balkanküche in Wehr,
vegetarischer Grillabend in Sulz,
Kaffee- und Schokoladenträume in Radebeul,
Wildkräuter in Selm,
Schnitzelvielfalt in Eislingen/Fils,
Korsische Küche in Gerlingen,
Tropische Früchte in Dresden,
Pilze selber züchten in Fulda,
Festtagstorten in Gießen,
Nachtische für Grundschulkinder in Süßen,
Niedrig-Temperatur-Garen in Balingen,
Brotbacken mit Sauerteig in Schkeuditz,
Rohkost und Salate in Salzgitter-Lebenstedt,
Opera Stars in the Kitchen in Berlin,
Die Kunst des Bierbrauens in Aurich,
Rum in Görlitz,
1001 Saucen in Neuenburg am Rhein,
Kochen mit Schokolade in Hanau,
Kochen mit Wein in Delbrück,
Null Bock, aber Hunger in Selters-Niederselters,
Kochen und Essen wie im Mittelalter in Lorsch,
Fondue Abend in Hünfeld,
Eltern-Kind-Kochkurs in Wetzlar,
Molekulares Kochen mit dem Wow-Effekt in Pattensen,
Ayurvedische Kochkunst in Kiel,
Männer kochen für Frauen in Pirna,
Kochen und Backen mit dem Thermomix in Weilheim,
Kochkurs für Jugendliche in Hockenheim,
Cuisine Française A1 in Laatzen,
Koreanisch Kochen – Schnelle Gerichte für jeden Tag in Nürnberg,
Winterliches Wildmenü in Berlin,
Radfahren und Kochen auf Usedom in Arnstadt

Besonders nett fand ich folgende Kursangebote:

Senioren/innen und Singles kochen gemeinsam in Neustadt,
Kochkurs für Menschen mit geistiger Behinderung in Viernheim,
Ausländische und deutsche Frauen kochen gemeinsam in Würselen

Die komplette(?) Übersicht gibt es bei emagister.

Gibt es in Österreich und der Schweiz ähnliche Angebote?
Ich habe mir vorgenommen, wieder öfter die Volkshochschule zu besuchen. Der eine oder andere Kochkurs wird sicherlich auch dabei sein…

veröffentlicht am: 18.03.2010

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2 Kommentar(e)

  • Da hast Du recht. Die Themen-Kochkurse sollten nicht zu banal gehalten werden. Für den Einstieg, gibt es ja Koch-Grundkurse.
    Andererseits kan man nicht erwarten, dass die Kurse mit denen für fortgeschrittene Hobbyköche konkurrieren können.

    Ich sehe die VHS-Kochkurse als eine Art Trittbrett, um sich mit einer Materie erstmals vertraut zu machen.

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