Bisher war die Bärlauch-Saison für mich hier in Berlin eine eher frustrierende Zeit. Da meine Wahlheimat aus forst-politischen Gründen hauptsächlich von Kiefernwäldern umlagert ist, das Objekt der Begierde – der Bärlauch – im Frühjahr aber bevorzugt unter Laubbäumen campiert, standen die Chancen für Bärlauch-Ernten ziemlich schlecht.
Angespornt durch Bärlauchrezepte on-und offline, wollte ich mich in diesem Jahr aber nicht kampflos geschlagen geben und suchte den Bärlauch da, wo man heutzutage so ziemlich alles suchen und finden kann – bei Google.
Tatsächlich wurde ich dort fündig und lernte, dass der herkömmliche Bärlauch (Allium ursinum) in unserer Region wirklich selten anzutreffen ist, wir aber dafür mit einer ähnlich wohlschmeckenden Pflanze gesegnet sind. Diese Pflanze mit dem lateinischen Namen Allium Paradoxum (und den deutschen Beinamen ‚Wunderlauch‘, ‚Berliner Bärlauch‘, ‚Seltsamer Lauch‘) ist im Kaukasus beheimatet und hat es irgendwie an die Spree verschlagen.
Hier ist das Kraut für einheimische Pflanzen eine gewisse Plage, da es sich großflächig ausbreitet. Man muss (anders als beim echten Bärlauch, der in einigen Regionen Deutschlands schon auf der Liste bedrohter Arten geführt wird) also keinerlei Skrupel beim ernten haben. Selbstverständlich sollte man aber auch beim ‚Berliner Bärlauch‘ nicht die Pflanzenzwiebeln aus dem Boden reißen, sondern sich die winzige Mühe machen und die Blätter abschneiden…
In der Gartendatenbank, sind die Erkennungsmerkmale für ‚Berliner Bärlauch‘ sehr gut beschrieben und fotografisch festgehalten. Ein weiterer Tipp der Suchmaschine lautete ‚Plänterwald‘. Dabei handelt es sich um einen innerstädtischen Laubwald, wo die Natur noch sie selbst sein darf. Dort entdeckte ich kürzlich tatsächlich besagten ‚Berliner Bärlauch‘, hatte aber keine Zeit zum pflücken. Gestern – an einem wunderschönen, sonnig-warmen Frühlingstag – machte ich mich mit Schere, Fotoapparat und Stoffbeutel bewaffnet auf in den Bärlauch-Wald, ähhh Plänterwald.
Gleich beim Eintauchen in diesen urigen Stadtwald umgab mich eine Kokophonie hunderter Vogelstimmen. Balsam für die Städter-Seele… Nicht ganz so rosig gestaltete sich meine Bärlauch-Suche. Ich entdeckte zwar schnell welchen, aber in welch traurigem Zustand… Vermutlich hatten die schweren Gewittergüsse der letzten Nächte dem eh schon zu früh ge- und verblühten Kraut den Gar aus gemacht. Übrig blieben große Flächen gelber, schwächelnder Blätter.
Schade, aber ein schöner Spaziergang war es allemal. Ich durchkreuzte das Waldstück in alle Richtungen, genoss den vielstimmigen Vogelchor und die üppige, wilde Vegetation. Ich habe sogar doch noch ein Fleckchen unversehrten ‚Berliner Bärlauch‘ gefunden und geerntet.
Zum Abschluss meines Marsches begab ich mich auf den belebteren Uferweg, fand ein sonniges Plätzchen zum Füße und Seele baumeln lassen am Ufer der Spree mit Fernblick bis zum Fernsehturm und verwöhnte mich zum Abschluss dieses traumhaften Nachmittages noch mit einem Glas Riesling auf dem Sonnendeck des Klippers. Von dort entstand folgender Silhouetten-Schnappschuss der Brücke zur Insel der Freunschaft.
Was ich heute mit den gestrigen Fundstücken gekocht habe, gibt es morgen zu lesen… War lecker!!
Hallo,
Jau- ganz lecker das Kraut- habe eine gefüllt Ent damit letzte Woche gewürzt.
Die Brücke führt zur ehemaligen Insel der Jugend die heute Insel Berlin genannt wird und sogar einen eigenen Wikipedia- Artikel besitzt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Insel_der_Jugend