In Sachen Nachhaltigkeit gibt es die unterschiedlichsten Ansätze. Während der Eine seine Ernährungsgewohnheiten umstellt, krempelt manch Anderer sein ganzes Leben um. Oder zumindest den Vorratsschrank. Was dort für die Umwelt Unverdauliches zusammen kommt, ist erschreckend. Das Übel nennt sich Einwegverpackung.
Trotz Recyclings, das wir Deutschen ja vorbildlichst durchziehen, landet ein großer Anteil Plastik in Gewässern und letztendlich fein zermahlen an Stränden und in der Nahrungskette. Diesem weder von Industrie noch Politik angegangenen, noch vom Verbraucher zu beeinflussenden Problem, stellt sich der verpackungsfreie Supermarkt Original Unverpackt. Das Laden-Konzept wurde dank Crowd Fundings möglich und fand bereits in verschiedenen deutschen Städten Nachahmer.
Der erste Supermarkt Deutschlands Berlins, der komplett ohne Einwegverpackungen auskommt, bildet ein Bindeglied zwischen dem nur an wenigen Wochentagen möglichen Einkauf loser, frischer Ware auf dem Markt und dem Kauf im Bio-Supermarkt, der zwar ökologisch sinnvoll hergestellte Produkte vertreibt, aber an der Verpackungsfront kaum punkten kann.
Original Unverpackt bietet ein passables Spektrum Waren des täglichen Bedarfs, darunter diverse Sorten Pasta, allerlei Getreide, Saaten, Mehle, Grieß, Nüsse, Süßkram und am anderen Ende der Skala auch organische Waschmittel und Kosmetika. Frische Ware, wie Käse gab es zum Zeitpunkt meines Besuchs mangels Kühllagerkapazitäten jeweils nur an Samstagen.
Generell dürfte bei der Konzeption des Ladens die Lagerung und Präsentation der Ware eine logistische Herausforderung dargestellt haben. Schließlich soll die Ware frisch vorrätig gehalten werden, ohne pausenlos Container nachfüllen zu müssen.
Im Hauptraum von Original Unverpackt entdeckte ich, wie die Orgelpfeifen aufgereihte, durchsichtige Schüttbehälter mit köstlichem Innenleben. Hier wird klar, dass zur Verkaufssteigerung überhaupt keine reißerischen Lebensmittelverpackungen nötig sind. Die Farben und Strukturen machen Appetit auf die in den Röhren befindlichen Lebensmittel. Ich hätte am Liebsten alle Behälter angezapft … Glücklich, wer ein Schüsselchen dabei hat!
Aller Appetit nutzt am Ende nämlich nichts, wenn man nicht weiß, wie man die Objekte der Begierde abtransportieren soll. Wie der Name schon sagt, kommt die Ware bei Original Unverpackt ja unverpackt bzw. ohne Einwegverpackung daher. Der erfahrene Kunde bringt deshalb Gefäße von daheim mit. Hier kann endlich das 12-teilige Dosenset von Tante X. zeigen was es kann …
Lebensmittel bei original unverpackt
Auch ich hatte für meinen Erstbesuch prophylaktisch einige Behälter dabei. Ehemalige Eiscontainer und ein paar Plastikdosen, die in unserem Haushalt immer wieder verwendet werden und somit mein ökologisches Gewissen nicht belasten.
Wer ganz und gar auf Plastik verzichten möchte, greift auf die im Laden ausliegenden Tütle (umweltfreundlich produzierte, kompostierbare Papiertüten) oder Stoffbeutelchen zurück. Letztere sind aber nicht umsonst zu haben.
Für ambitionierte und gut betuchte Verpackungs-Einsparer stehen zudem edle Metallboxen zum Kauf bereit. Damit man weiß, was zu tun ist, illustriert folgende, nicht zu übersehende Tafel, wie der Einkauf mit mitgebrachten oder vor Ort gekauften Behältnissen funktioniert.
© Wildkraut & Wanderschuh
Macht Spaß, ist aber gewöhnungsbedürftig. Außerdem braucht es gutes Augenmerk und das Ein mal Eins. Lässt man sich nämlich von seinen Gelüsten treiben, kann es passieren, dass die geschätzte Dosis zur Überdosis wird. Ist uns beim Quinoa passiert, der plötzlich mit 9 Euro zu Buche schlug. Öhem.
Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob dieses Konzept auf längere Sicht und im größeren Rahmen funktioniert, ist es ein gelungener Ansatz in die richtige Richtung. Frisches Gemüse gibt es übrigens auch. Und was für Welches …
Mein Besuch bei Original Unverpackt erfolgte auf Anregung des ENTEGA-Blogs, für den ich hin und wieder über kulinarische Nachhaltigkeits-Themen schreibe. Sonst stünde der Laden wohl noch immer auf meiner ellenlangen To-Do-in-Berlin-Liste. Meinen Bericht für ENTEGA könnt ihr gern nachlesen, falls ihr mögt: Einkaufen ohne Verpackungsmüll
Kennen Sie eigentlich -Unverpackt -lose, nachhaltig, gut- in Kiel?
Das Konzept war zwar nicht neu, z.B. Catherin Conway in London (2006) oder zum Teil Biocoop in Frankreich. Jedoch existierte ein solcher Laden noch nicht in Deutschland. Unverpackt -lose, nachhaltig, gut- hat als erster Laden dieses Konzept im Februar 2014 nach Kiel gebracht.
Original Unverpackt ist allerdings der erste in Berlin.
Mehr Informationen finden Sie auf unserer Website.
Freundliche Grüße, Marie Delaperrière