Puristisch, köstlich, komisch – Anonyme Köche auf Papier

Buch Anonyme Köche von Foodblogger Claudio Del Principe
Buch ‚Anonyme Köche‘
Quelle: Amazon.de

Seit einigen Wochen nasche ich hin und wieder.
Aus dem Kochtopf der ‚Anonymen Köche‘.
Jeweils eine kleine Kostprobe schnörkelloser Delikatessen, puristisch komponiert und knallhart serviert.

Um Verwirrung zu vermeiden: Die Rede ist vom im GU-Verlag erschienenen Buch ‚Anonyme Köche‘. Autor ist Claudio Del Principe, der im Internet zusammen mit seinen Kochkomplizen Patrick und Comenius den gleichnamigen Blog ‚Anonyme Köche‘ betreibt. Blog und Buch sind nichts für zarte Gemüter. Hier wird scharf geschossen (und gegessen).

Freilich soll dieser Text keine Carte Blanche sein, um sich seinen Gästen fortan im Feinripp und büchsenbiertrinkend zu präsentieren. Aber ein bisschen ungeschwollener darf es schon sein. Frei nach Brecht: „Zuerst das Essen, dann die Moral.“

Claudio ist seiner Aussage nach kein Hobbykoch sondern Amateur. Er sträubt sich gegen Rezepte und Pedanterie. Er ist der Meinung, Hobbyköche „betreiben das Kochen wie eine Modelleisenbahnanlage“ und fürchten Fehler.
Claudio Del Principe dagegen stürzt sich tollkühn in so manches kulinarische Abenteuer mit ungewissem, aber fast immer köstlichem Ausgang. In meinen Augen ein Koch-Junkie – ständig am Kochen, Essen und darüber Reden (bzw. Schreiben), mit Appetit, Leidenschafft und Rafinesse…

Zudem ist Claudio Purist, Hüter der Tradition und auch ein bisschen Küchen-Macho angesichts Aussagen wie „Richtig schlecht – und deswegen eigentlich fast schon wieder Kult – ist jene Tunke, mit denen die Mammis meiner Schulfreunde Spaghetti vergewaltigten.“ oder „Auf gar keinen Fall, nie und nimmer und unter keinen Umständen nicht würde ich Knoblauch dazugeben. Das wäre, mit Verlaub, liebe Extra-Knoblauch-Liebhaberin, wie wenn Sie dem Frühling in einer eleganten Seidenbluse Ihre Aufwartung machen würden und dann noch eine Faserpelzjacke darüber anziehen“ und weiteren absolutistischen Aus- und Ansprüchen. Aber er darf das, denn der exzellente Geschmack gibt ihm letztendlich recht.

Claudios Artikel zu lesen, lässt Einem nicht nur sämtliches Wasser im Mund zusammen laufen, sondern treibt auch Lachtränen in die Augen. Ich hatte neulich ein paar Kapitel ‚Anonyme Köche‘ gelesen, während im Hintergrund der Poznaner Knabenchor versuchte, weihnachtliche Stimmung im Wohnzimmer zu verbreiten. So kam es dass ich dauernd am heulen war. Immer abwechselnd vor Lachen und- wenn ein besonders eindrückliches Stimmchen tirilierte – vor Rührung…
Die Aufmachung des Buches ist passend zum Inhalt deftig, rustikal. Die Fotos und Illustrationen stammen vom Amateur-Chefkoch persönlich. Der GU-Verlag hat für diesen appetitlichen Schmöker eine Auswahl Blog-Memoiren zusammengestellt.

Egal ob Lobeshymne, Tatsachenbericht oder Kritelei. Claudios Artikel gehen runter wie Olio d‘ oliva extra vergine, sind deftig-würzig wie Sugo, bekömmlich wie Pasta und wecken die Lebensgeister wie Caffè Shakerato. Bei ihm wird gekocht und gegrillt – sehr häufig mit Pasta und schwergewichtigem allerfeinstem Fleisch, zartem Fisch oder Meeresgetier. Bloß kein XXL (außer beim Steak).
Zutaten besorgt sich der in der Schweiz lebende Claudio am liebesten in seinem Geburtsland Italien im Tante Emma-Laden (obwol Tante Emma in Italien wahrscheinlich nicht Tante Emma heißt).

Wenn er nicht gerade am Herd bzw. Grill steht oder textet, liebäugelt Claudio vermutlich gerade mit dem nächsten anmutigen Küchenutensil (‚Objekt der Begierde‘), treibt türkische Metzger in den Wahnsinn (‚Schulter zum Anlehnen‘), erklärt Deutschen den Unterschied zwischen Nudeln und Pasta (‚Plädoyer für Pasta‘), züchtet mit mäßigem Erfolg sein persönliches Suchtmittel Peperoncino (‚Red hot chili peperonchini‘), lauert in französischen Bistros auf Tarte à la rhubarbe (‚Beim Barte des Rhabarbers‘) , schaut in Urlaubslaune Moränen tief in die Augen (‚Catch me if you can‘) oder in der alten Heimat Pinocchios Nachfahren über die Pizzabäcker-Schulter (‚Unsere täglich Pizza‘)… Und danach einen Espresso. Aber Guten! Basta.

Mein Tipp! Zum Appetit holen und Abhärten einfach mal paar aktuellere Blogeinträge bei ‚Anonyme Köche‘ lesen. Achtung Suchtgefahr! Wer’s mag und nicht sowieso schon alle Blogartikel intus hat, sollte sich ernsthaft überlegen, noch rechtzeitig vor Weihnachten eine handvoll Bücher für sich und andere hartgesottene Gerne-Kocher zu bestellen…

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Anonyme Köche
von: Claudio Del Principe Claudio Del Principe
September 01, 2009
 
veröffentlicht am: 14.12.2009

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Senf dazu geben

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