© Wildkraut & Wanderschuh
Letztes Jahr schon, aber da war er bereits hinüber. Nur das schlanke graue Skelett ragte über die herbstlich matte Flur. Ich hatte mir den Standort gemerkt und bin neulich zwecks Kopf frei kriegen hin geradelt. Obwohl so ein Wiesenbärenklau von kniehoch bis mannshoch so ziemlich jede Wuchshöhe erreichen kann und meiner fast so groß war wie ich, hatte ich Mühe, ihn im üppigen Grün nahe des DAV-Angelteichs wiederzufinden. Immer noch allein. Also der Bärenklau.
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Findet man nur eine oder wenige Pflanzen einer Art verbietet es sich, diese zu zerstören oder aus der Erde zu ziehen. Ich habe meinem einsamen Wiesenbärenklau lediglich ein paar der jüngeren Blätter stibitzt. Sicherheitshalber sollte man Wiesenbärenklau nicht bei Sonnenschein oder aber mit Handschuh anfassen. Er hat, wie der aggressive Riesenbärenklau, ebenfalls eine gewisse Photo-Toxizität und kann Irritationen auf der Haut hervorrufen.
Beim invasiven wuchtigen Riesenbärenklau, der 2 bis 5 m groß wird, ist wegen seiner photo-toxischen Wirkung – bei Sonneneinwirkung schwere Verbrennungen auf der Haut – unbedingt Vorsicht und Arbeitshandschuh angebracht. Zudem sollte die auch Herkulesstaude genannte Pflanze an der Ausbreitung gehindert werden. Hierfür kann man die Dolde nach dem Aufblühen mit einem Plastiksack umwickeln und zur Samenreife abschlagen (ohne Samen zu streuen). Die Pflanze denkt dann, sie hätte sich erfolgreich fortgepflanzt und treibt nicht nochmals neue Blüten. Schlägt man früher zu, bzw. ab, bilden sich neue Stämme und Blüten die es auf bis zu 50.000 Samen pro Pflanze bringen können. (siehe auch Neobiota.de)
Unterscheidung Wiesenbärenklau und Riesenbärenklau
Beide Bärenklau-Arten haben gefurchte Stängel. Die des Riesenbärenklaus können unten herum bis zu 10 cm dick werden. Meist ist der untere Teil des Stängels rot gefleckt. Riesenbärenklau wird 2 bis 5 m groß, oft mit mehreren Blütendolden und Blättern von 1 m oder mehr Länge.
Der Wiesenbärenklau ist deutlich kleiner, kann aber auch bis zu 1,5 m hoch wachsen. Der Stiel ist schlank, aufrecht, längs gefurcht und borstig behaart. Wiesenbärenklau trägt meist eine zentrale zuerst blühende Blütendolde obenauf und ist kaum verzweigt. Rauh behaart sind auch seine Blätter. Zumindest obenrum. Auffällig und wichtiges Erkennungsmerkmal sind die bauchigen Blattscheiden, in denen sich die Blätter und Blütenstände bilden. Die typischen weißen Dolden sind aus vielen kleinen Doldenn zusammen gesetzt, bei denen jeweils die Randblüten größer sind als die Blüten im Inneren.
HINWEIS: Für genaue Bestimmung ein zuverlässiges Bestimmungsbuch konsultieren oder noch besser Jemanden, der sich mit der Unterscheidung weißer Doldenblütler auskennt. Weiße Doldenblütler nur ernten, wenn man 200%ig sicher ist, den Richtigen vor sich zu haben. Es gibt sehr giftige weiße Doldenblütler da draußen …
Wiesenbärenklau verwenden
Laut Bestimmungsbuch können die Blätter des Wiesenbärenklau als Wildgemüse bis in den August gesammelt werden. Man kocht sie dann aus und wechselt einmal zwischendrin das Kochwasser. Habe ich gemacht. Das Mark der Blattstengel schmeckt angenehm würzig und kann roh geknabbert werden.
Die Wiesenbärenklau-Blätter sind – auch nach dem Kochen noch – recht derb. Deshalb wollte ich sie gehackt verwenden, idealerweise als Füllung. Wen oder was sollte ich aber füllen?
Beim Inspiration suchenden Blick in den Vorratsschrank fielen mir die Spinat-Lasagneplatten auf, die wir freundlicherweise als Goodie beim Foodbloggercamp erhalten hatten. Diese fristeten zu Unrecht ein Schattendasein im Schrank. Große Mengen Wiesenbärenklau hatte ich keine, somit fiel die klassische Gemüse-Lasagne-Option flach. Könnte man Lasagneplatten nicht kurz kochen bis sie biegsam sind und eine Rolle daraus formen? Kam auf einen Versuch an! Außerdem wäre es – Gelingen vorausgesetzt – ein passender Beitrag für Susannes Dauerblogevent Schatzsuche im Vorratsschrank, der sich mittlerweile in Runde 9 befindet.
Eine passende schmale Auflaufform hatte ich schon mal zur Hand und den Hüttenkäse für die Füllung besorgte ich direktemang. Die Lasagneplatten musste ich zwei Mal kochen (zum Glück enthielt die Packung ja reichlich grüne Lasagneteigplatten). Beim ersten Versuch sind sie zusammen geklebt, bevor sie ihr Stichwort bekamen.
Beim 2. Versuch, beließ ich die Teigplatten nach dem Abschrecken im kalten Wasser, um zusammen kleben zu vermeiden. Diffizil ist die ganze Angelegenheit dennoch, so dass man ersatzweise immer ein zwei Teigplatten zusätzlich parat haben sollte, um Risse abzudecken. Der Optik tut dies keinen Abbruch, wird doch die Rolle im Anschluss in einem Bechamel-Bad versenkt.
Die Bechamelsoße habe ich aus einem Teil des Wiesenbärenklau-Suds und einem Teil Milch bereitet. Für etwas mehr Pepp habe ich klein gehackte getrocknete Tomaten und Chiliflocken untergemogelt.
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Rezept
Lasagnerolle mit Wiesenbärenklau-Füllung
Da der Wiesenbärenklau nicht genug Füllung für eine klassische Gemüse-Lasagne hergibt, wird hier die Lasagne als Rolle angelegt. Die vorgekochten Platten werden mit einer Füllung aus körnigem Frischkäse, Wiesenbärenklau und getrockneten Tomaten bestrichen, aufgerollt und mit scharfer Bechamel überbacken.
Rezept: Peggy Schatz
Zubereitungszeit:60 min
Lasagne-Rolle:
3 bis 4 etwa handgroße Wiesenbärenklau-Blätter
200 g Körniger Frischkäse
15 g getrocknete Tomate
5 Spinatlasagne-Platten ca. 18×18 cm (2 davon Reserve)
Salz
Butter für die Form
Bechamelsoße:
250 ml Milch
½ TL Chili-Flocken
15 g getrocknete Tomate
2 EL Butter
2 EL (leicht gehäuft) Mehl
1 Prise Salz
Zubehör
1 längliche Auflaufform/Pastetenform (1 l)
Zubereitung:
Die Blätter des Wiesenbärenklaus 10 Minuten in Salzwasser kochen. Das Wasser abgießen und erneuern. Die Blätter weitere 5 Minuten kochen. Den Sud abgießen und aufbewahren.
Die Lasagneplatten in einen großen Topf legen und mit Wasser bedecken. Eine Prise Salz dazu geben. Erwärmen (muss nicht kochen) und mit dem Holzlöffel testen, wann die Platten biegsam werden. Das heiße Wassser abgießen und die Lasagneplatten mit kaltem Wasser abschrecken. Die Lasagneplatten sollen zum Schluss mit kaltem Wasser bedeckt bleiben, damit sie bis zur Verwendung nicht zusammen kleben.
Die Wiesenbärenklau-Blätter grob hacken und in eine Schüssel geben.
Die getrockneten Tomaten (2 mal 15 g) hacken und die eine Hälfte zum Wiesenbärenklau in die Schüssel geben.
Den Körnigen Frischkäse ebenfalls mit in die Schüssel geben und alles gründlich verrühren.
Die Auflaufform buttern.
Den Backofen auf 200°C vorheizen.
Eine Lasgneplatte vorsichtig (zerreißt leicht) aus dem Topf angeln und auf die Arbeitsfläche bzw. Küchenbrett legen. Mit 3 cm Überlappung Lasagneplatte Nummer 2 anschließen., so dass sich eine rechteckige Fläche ergibt.
Die Wiesenbärenklau-Käse-Füllung auf die Lasagneplatte geben und vorsichtig gleichmäßig vertreichen. Dabei links außen ca 1 cm Rand frei lassen und rechts 3 cm. Nun vorsichtig die dritte Lasagneplatte auflegen, so dass ihr rechter Rand mit dem rechten Rand der Füllung abschließt. (siehe schematische Bauanleitung oben).
Den rechten Rand umklappen und vorsichtig von rechts die Rolle aufwickeln. Dabei muss Lasagneplatte 3 ab und an glatt gezogen werden, so dass sie sich gleichmäßig (fast) über die gesamte Füllung schiebt.
Eventuelle Risse der fertigen Rolle vorsichtig mit Material aus den 2 Ersatzplatten umwickeln (fällt nachher optisch nicht ins Gewicht).
Die ggf. geflickte Teigrolle in die gebutterte Form legen.
In einem Messbecher 200 ml des Bärenklau-Kochsuds mit Milch auf 450 ml auffüllen. In einem Topf Butter und Mehl verrühren und erwärmen.
Wenn sich aus Butter und Mehl ein Klumpen ergeben hat, nach und nach das Milch-Kochsud-Gemisch mit dem Schneebesen einruhren. Etwa 10 Minuten lang rühren, bis die Soße deutlich dicklich wird. Dann die 2. Hälfte getrocknete Tomaten und die Chiliflocken unterrühren und mit einer Prise Salz würzen.
Die Bechamelsoße über die Teigrolle in die Auflaufform gießen. Die Lasagnerolle bei 200°C backen, bis die Oberfläche appetitlich gebräunt ist. (etwa 30 Minuten)
Zum Servieren die Wiesenbärenklau-Rolle mittig durchschneiden und mit einem Pfannenwender die Hälften heraus heben.
Soße darüber löffeln, fertig.
Guten Appetit!
gezähmter Wilder …
Wiesenbärenklau!!! – Ich glaube, der wächst bei uns zwischen den Himbeeren am Zaun zur Straße… Ich wusste echt nicht, was das ist und hatte ihn in der Vergangenheit regelmäßig weggejätet… 😉
Dass man ihn essen kann… Ich glaube, die grünen Lasagneplatten habe ich auch noch… 🙂
Muss ich mir mal genau anschauen; falls der riesige ist, werde ich ihn am Aussamen hindern.