© Wildkraut & Wanderschuh
selber kochen, statt selber kaufen
Dieser Rettungs-Truppe habe ich mich angeschlossen. In diesem Monat war das Thema Kartoffel angesagt. Mein erstes Mal. Also als Retter. Für Inspiration bin ich zu Ede K. gepilgert und habe geschaut, was es zum Thema Kartoffel alles an Fertigware gibt. Du glaubst es kaum. Sogar geschälte Kartoffeln im Glas!
Daneben Kartoffelsalat, Kartoffelgnocchi, Kartoffelnudeln (Schupfnudeln), Baked Potatoes, Bratkartoffeln und – in dem Gang, den ich normalerweise meide wie der Teufel das Weihwasser – Kartoffelbrei als 5-Minuten-Terrine und allerlei Tütenkrams für und mit Kartoffeln. In der Tiefkühltruhe dann noch die üblichen Verdächtigen: Pommes, Kartoffelecken, Kroketten und gefüllte Kartoffeltaschen.
Eine ellenlange Liste von Kartoffel-Beilagen, die man in vielen Fällen recht einfach und Zusatzstoff-frei selber machen kann. Aus dieser Parade des Grauens habe ich mir Schupfnudeln ausgesucht. Die wollte ich schon immer mal machen und erkor sie als persönliches Rettungsobjekt.
„Schupfnudeln oder Fingernudeln sind ein Gericht aus der süddeutschen und österreichischen Küche, die es in regional verschiedenen Namen, Rezepten und Variationen aus Roggen- und Weizenmehl, Ei sowie seit der Einführung der Kartoffel im 17. Jahrhundert auch mit Kartoffelteig gibt. Traditionell werden sie von Hand geformt.
(Quelle: Wikipedia)
Schupfnudeln selber machen
Um Schupfnudeln erfolgreich zu retten, bedurfte es eines zuverlässigen Rezepts. Eines fand ich in einem Kochbuch für schwäbische Küche. Dort schien mir der Mehlanteil allerdings recht hoch. Zum Vergleich zog ich das Schupfnudel-Rezept aus Österreich vegetarisch hinzu, welches ich bei Küchenlatein fand und das weniger Mehl und dafür zerlassene Butter, Zitronenabrieb und Muskat an Bord hat.
Noch bevor ich eines der Rezepte auslotete, stand für mich fest, dass ich gerösteten Fenchelsamen in meinen Schupfnudeln will. Der war schon am Kartoffel-Pü so geil, dass auch die ähnlich konstituierten Schupfnudeln damit schmecken sollten. Tun sie auch.
Wir haben für die Schupfnudeln Kartoffelreste vom Vortag eingesetzt. Klappt wunderbar und ist somit eine perfekte Resteverwertungs-Option für Kartoffeln, wenn man mal keinen Bock auf Bratkartoffeln hat. Den Zitronenabrieb habe ich fürs Erste weggelassen.
Eine der beiden Herausforderungen beim Schupfnudeln selber machen ist, den Teig in richtiger Konsistenz hinzubekommen. Er darf nicht zu klebrig, sollte aber auch nicht zu Mehl-lastig sein. Mein Teig war anfangs zu klebrig. Ich hatte 2 Eigelb auf 580 g Kartoffeln (Rest vom Vortag), statt auf 750 g wie in der Rezeptvorlage. Alle anderen Zutaten ließen sich entsprechend runter rechnen. Um die höhere Flüssigkeitsmenge im Teig zu kompensieren, gab ich etwa noch 2 getrichene EL Mehl zu (wegen Klebefingern nur geschätzt), bis sich der Teig gerade gut zum Ball formen ließ, ohne an Schüssel oder Händen zu kleben.
Mein Tipp: Die im Rezept angegebene Menge Mehl abwiegen plus eine Tasse mit Reservemehl bereit stellen, damit Sie nicht mit Klebefingern die Mehltüte angrapschen müssen.
Wir haben das Gro unsere Schupfnudeln langsam in der Pfanne ausgebraten.
Die gebratenen Schupfnudeln verspeisten wir als Beilage zu in Rotwein geschmorten Hähnchenherzen mit dicken Bohnen (aus dem Glas). Statt mit Anis, wie beim Hähnchenherz-Ragout mit Spaghettikürbis, wurden die Herzen diesmal – passend zu den Schupfnudeln – mit Fenchelsamen gewürzt. Köstlich.
Man kann Schupfnudeln aber genauso gut (nur weniger hübsch) in siedendem Wasser garen und später kurz in Butter schwenken. Die gegarten Schupfnudeln sind innen und außen weich, während die gebratenen außen fester sind.
Das Formen der typischerweise an den Enden spitz zulaufenden Schupfnudeln stellte eine weitere Herausforderung dar. Ich hatte zuerst die in ÖVEG empfohlene Variante des Formens fingerdicker Rollen, die in Stücken geschnitten und anschließend verzipfelt werden, probiert. Für mich ging es aber wesentlich schneller mit besserem Ergebnis, jeweils mit der Teigkarte kleine Kartoffelteig-Portionen abzustechen (etwa 1 EL voll) und zwischen den Händen auszurollen. Dabei ergaben sich die Zipfel ganz von selbst.
Rezept
Schupfnudeln
Schupfnudeln selber machen? Klar! Klassisch oder mit geröstetem Fenchelsamen gepimpt.
Quelle: Blog Küchenlatein bzw. Buch Österreich vegetarisch (abgewandelt)
Rezept: Peggy Schatz
Zubereitungszeit:40 min +1 h Kühlzeit
580 g gekochte Kartoffeln (geschält; ggf. Reste vom Vortag)
1 EL Fenchelsamen
45 g Butter
230 g Weizenmehl
2 Eigelb (M)
1 TL Zitronenabrieb (ich: ohne)
Salz
20 ml Rapsöl
ca. 20 g Butter
Zubereitung:
Die gekochten Kartoffeln durch eine Kartoffelpresse in eine große Schüssel drücken.
Den Fenchelsamen in einer Pfanne ohne Fett rösten, bis er duftet und sich bräunlich färbt. Die geröstete Fenchelsaat im Mörser zerstoßen.
Die Butter zerlassen und zusammen mit dem Mehl, den beiden Eigelb und dem Zitronenabrieb (falls verwendet) zu den Kartoffeln geben. Wurden Salzkartoffeln für den Teig verwendet, eine Prise Salz an den Teig geben. Bei Pellkartoffeln kräftig salzen.
Grob verkneten. Die Hälfte vom Fenchelsamen untermengen. Abschmecken. Je nach Geschmack weiteren gerösteten Fenchelsamen einkneten.
Die Masse zu einem glatten Teig verkneten, zum Ball formen und in Frischhaltefolie gewickelt 1 h im Kühlschrank bzw. 20 Minuten im Tiefkühlfach kühlen.
Anschließend entweder a) Teigabschnitte zu fingerdicken Rollen formen und diese in 7 cm lange Stücken schneiden und mit den Fingern an den Teigrollen Spitzen bilden oder b) Portionen von 1 gehäuftem EL abstechen und zwischen den flachen Händen zu Röllchen formen. Die Spitzen entstehen mehr oder weniger von alleine.
Die Teignudeln in siedendem Wasser garen und abgetrocknet in Butter schwenken bzw. direkt in einer Mischung aus Rapsöl und Butter bei mittlerer Hitze langsam in der Pfanne braten, bis sie goldgelb sind.
Was an Teig für die jeweilige Mahlzeit nicht benötigt wird, lässt sich für ein nächstes Mal einfrieren.
Schupfnudeln, klassisch oder mit geröstetem Fenchelsamen – selber machen lohnt auf jeden Fall.
Hier nun die gesammelten geretteten Kartoffel-Gerichte:
Barbaras Spielwiese – Kartoffelpuffer
Obers trifft Sahne – Kartoffelchips
Feinschmeckerle.de – Das perfekte Kartoffelgratin (für mich)
giftigeblonde – Erdäpfel-Speck Rösti
kebo homing – Kartoffelblattlen
Küchenliebelei – Kartoffelpuffer
Cuisine Violette – Kartoffelstampf
Sakriköstlich – Country Potatoes
magentratzerl – Ofenkartoffeln mit Guacamole und Kichererbsencreme
Food for Angels and Devils – Kartoffelknödel aus gekochten Kartoffeln
lecker macht laune – Smashed Potatoes & more
LanisLeckerEcke – selbstgemachte Schupfnudeln
Kochen mit Herzchen – einfache Kartoffelsuppe
Aus meinem Kochtopf – Tartiflette mit Reblochon. Ein Kartoffelauflauf
Prostmahlzeit – Erdäpfelknödel mit Fleischfülle
Genial lecker – Kartoffelsalat mit Saurer Sahne
Jankes*Soulfood – Selbstgemachte Kroketten
Nadine von SweetPie – Pastinaken Gnocchi
Kleine Chaosküche – Kartoffelwaffeln
widmatt- aus meiner Schweizer Küche – Ofenrösti mit Rüebli
Anna Antonia – Bratkartoffeln
Paprika meets Kardamom – Simples und vielfältiges Kartoffelgratin
auchwas – Spitzbuwe
German Abendbrot – Kartoffelpürree und ein Best of Kartoffel
multikulinarisches – Schupfnudeln mit geröstetem Fenchelsamen
Das Mädel vom Land – Vollkorn-Erdäpfelbutterteig-Krapferl
1x umrühren bitte aka kochtopf – Kartoffelwedges
Sandra von from-snuggs-kitchen – Kartoffelpuffer aus dem Waffeleisen
Bonjour Alsace – Kartoffelauflauf mit Sauerkraut
Meins! Mit Liebe selbstgemacht – Kartoffelmuffins mit Bärlauchpesto
Dynamite Cakes – Kartoffelkekse in süß & salzig
Verboten gut !- Grumbeer ~ Stupperte
Ich brate Schupfnudeln – meine Lieblingsverwertung für übrig gebliebene kartoffeln – auch meist direkt in der Pfanne aus. Das nimmt ihnen die Chance, sich im Kochwasser in Wohlgefallen aufzulösen 🙂
….und das mit den Fenchelsamen probiere ich aus.