Wenn der seltene Fall eintritt, dass Ede K. winterliches Gemüse jenseits von Möhren und Kohl im Angebot hat, greife ich gern zu. Mein Herr Schatz und Mittagskocher rümpfte allerdings, angesichts des mitgebrachten Topinamburs und in Erwartung der unvermeidlichen olfaktorischen Begleitumstände, die Nase. Zugegebenermaßen mag er auch den Geschmack von Topinambur nicht sonderlich.
Deshalb gab ich mir bei der Verarbeitung besonders Mühe. Der auch Indianerknolle genannte Topinambur stammt aus Nord- und Mittelamerika und ist auch bei uns häufig verwildert anzutreffen. Topinambur macht im Spätsommer mit leuchtend gelben Blüten auf langen, kerzengeraden Stängeln auf sich aufmerksam. Solange sie im Erdreich bleiben, sind die essbaren Wurzelknollen frostbeständig und werden zwischen November und März/April geerntet. Man kann Sie roh in Salaten, in Scheibchen Pfannen-gebraten oder gekocht bzw. frittiert genießen. Allerdings lieber nicht, wenn man anschließend noch ins Theater oder Kino möchte. Denn dann müsste man sich den Abend lang statt auf Bühne oder Leinwand auf seinen Darmausgang konzentrieren … Das in den Rhizomen des Topinamburs eingelagerte Inulin ist zwar gut für die Darmflora (Präbiotikum), aber hat eine nicht zu unterschätzende blähende Wirkung …
Trotzdem mag ich ihn! Zusätzlich zum Topinambur hatte ich auch Räucherforelle gekauft, denn seitdem mir vor einigen Jahren Petra aka Foodfreak die Empfehlung gab, rohen geraspelten Topinambur mit Räucherforelle und Zwiebel als Salat zu essen, bin ich großer Fan dieser Geschmackskombi. Diesmal wurde aus den beiden Zutaten kein Salat, sondern ich kochte aus Kartoffeln und Topinambur – im Verhältnis 2:1 – ein Püree, gab Räucherforelle dazu und schob das Ganze auf kleine Förmchen verteilt in den Backofen. Mir hat das richtig, richtig gut geschmeckt, aber meinen Herrn Schatz konnte ich mit diesem feinen Gericht leider (noch) nicht zum Topinambur-Fan konvertieren.
Wer mag, kann das Ganze auch in ein Soufflé umwandeln, indem mit geschlagenem Eiweiß für Volumen gesorgt wird. Dann muss aber auf den letzten Schritt verzichtet werden, denn Soufflés sacken sofort gnadenlos in sich zusammen, wenn während des Backens die Backofentür geöffnet wird.
Momentan fühle ich mich mit meiner vor zwei Wochen angetretenen neuen Arbeitsstelle – bei der ich zumindest der Kulinarik und dem Computer treu bleibe – auch ein wenig wie ein Soufflé im Backofen. Es plustert, dampft und duftet und Oberhitze gab es auch schon mal. Nach anfänglicher punktueller Rauchentwicklung sieht es nun so aus, dass alle Aromen gut zusammenkommen und das Soufflé aufgeht. Ich für meinen Teil gewöhne mich bereits an die wochentäglich in S-Bahn und Bus vertrödelte Zeit. Ich habe heute extra zu diesem Zweck auf dem Trödelmarkt meinen Büchervorrat aufgestockt. Zudem werde ich peu a peu mit den vielfältigen Aufgaben am neuen Arbeitsplatz vertraut und so etwas wie ein erster Überblick stellt sich ein. Zum Bloggen komme ich wegen anderer Angelegenheiten trotz Teilzeit-Woche zurzeit kaum. Bitte habt also etwas Geduld mit mir.
Rezept
Überbackener Topinambur mit Räucherforelle
Quelle:Vorbereitungszeit: 15 Minuten
Zubereitungszeit: 60 Minuten
Zutaten
für 2 Personen bzw. 4 Vorspeisen200 g Topinambur
400 g Kartoffeln
30 g Räucherforelle
1 Ei
Salz
weißer Pfeffer (frisch gemahlen)
Olivenöl (zum Bepinseln)
Zubereitung:
Den Backofen auf 210°C vorheizen.
Die Topinamburknollen waschen, schälen und halbieren. (schälen wegen der Optik)
Die Kartoffeln schälen und halbieren bzw. große Exemplare vierteln.
Kartoffeln und Topinambur in Salzwasser in ca. 25 Minuten weich garen.
Das Kochwasser abgießen und das Gemüse in einer großen Schüssel mit einem Kartoffelstampfer zerdrücken. Die Räucherforelle zerpflücken und zum Gemüse geben. Die Forellenstücken mit der Gabel zerdrücken und unterrühren. Das Ei zugeben und alles zu einem glatten Püree verrühren.
Das Topinambur-Kartoffel-Püree mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Vier Förmchen innen mit Butter bestreichen und die Kartoffel-Topinambur-Masse auf die Förmchen verteilen. Das Ganze im Backofen auf der oberen Schiene ca. eine halbe Stunde backen. Für eine schön gebräunte Oberfläche das gebackene Püree mit Olivenöl bepinseln und für wenige Minuten den Backofengrill bei 250°C einschalten.
Das Rezept ist Klasse! Ich esse sehr gerne Topinambur, was leider nicht oft vorkommt. Hoffentlich schaffe ich es mal wieder Zeit fürs Nachkochen zu haben. Leider musste in letzter Zeit immer alles schnell gehen.
Viele Grüße
Paul