Süßwasserfisch-Steckbrief #13: Barbe

Barbe Steckbrief
Barbe
gemeinfrei – via Wikimedia Commons

Einst die häufigste Fisch­art in Fluss­ab­schnitten mit kiesi­gem Unterbau und starker Strömung, kämpft sich der Süß­wasser­fisch #13 heute Stau­stufen hinauf und zu alter Population zurück.

Während die Bestandsentwicklung inzwischen wieder postive Vorzeichen hat und der Leitfisch der Mittelläufe unserer Flüsse verlorenes Territorium großteils (auch dank unterstützender Besatzmaßnahmen) wieder erobern konnte, hapert es mit der Popularität.

Schade eigentlich! Denn die Barbe, #13 beim Süßwasserfisch-Mitmachevent, war trotz der vielen Gräten ein schon im Altertum geschätzter Speisefisch.

 
Barbe

Namen:

latein: Barbus barbus
deutsch: Barbe, Flussbarbe, Barbel, Barbine, Pigge
englisch: Barbel

Stammbaum:

Gruppe: Knochenfisch (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Ordnung: Karpfenartige (Cypriniformes)
Familie: Karpfenfische (Cyprinidae)
Unterfamilie: Barben (Barbinae)
Gattung: Barbus
Art: Barbe (Barbus barbus)

Die Barbe, europäischer Süßwasserfisch aus der Familie der Karpfenfische (Strahlenflosser) ist trotz ähnlichen Namens nicht mit der Rotbarbe verwandt, die ein barschverwandter Meeresfisch und Stachelflosser ist.

Aussehen:

  • gestreckter Körper
  • fast gerade Bauchlinie
  • 4 Barteln (2 vorn am Maul 2 hinten)
  • unterständiges Maul
  • wulstige Lippen
  • 3 Reihen nach hinten gebogener Schlundzähne
  • nach unten heller werdender grüner Rücken
  • bläulicher Rücken- und Afterflosse
  • rötlichen Brust- und Bauchflossen
  • weißer Laichausschlag bei Männchen während d. Laichzeit auf Kopf und Nacken
  • 30 bis 70 cm (max. 1 m)
  • Gewicht: bis 10 kg
Barbe
Barbem im Rhein (Iffezheimer Staustufe)
Creative Commons License Martin Dürrschnabel [geändert]
via Wikimedia Commons

Gefährdung:

In der Roten Liste der IUCN ist die Barbe als nicht gefährdet eingestuft.

Auch auf der nationalen Roten Liste wird die Barbe als mäßig häufig und ungefährdet eingestuft, allerdings mit Vorwarnung, da ein massiver langfristiger Bestandsrückgang zu verzeichnen war.
Der Bestand der Barben, die zu den Wanderfischarten zählen, war in den 70er und 80er Jahren in vielen Bereichen stark zurückgegangen.

„Durch Ausbau, Eindeichung und Regulierung der größeren Flüsse wurden die Strömungsund Habitatverhältnisse an diesen Gewässern entscheidend verändert. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts fungierten zahlreiche Flüsse der Barbenregion auch als Wanderrouten und / oder Laichgewässer für anadrome Arten wie Lachs (Salmo salar), Meerforelle (Salmo trutta, anadrome Form), Flussneunauge (Lampetra fluviatilis) und Meerneunauge (Petromyzon marinus). Insbesondere der Bau von Staustufen … hat den Charakter dieser Gewässer von der „Barbenregion“ (starke Strömung, steinig-kiesige Substrate) zur „Brassenregion“ (schwache Strömung bzw. Stillwassercharakter, schlammiges bzw. sandiges Substrat) verändert. Hinzu kommt, dass durch unüberwindbare Querbauwerke ohne bzw. mit nur eingeschränkt funktionierenden Fischaufstiegsanlagen den Barben – wie auch den anadromen Wanderfischen – der Aufstieg in stromauf gelegene Gewässerabschnitte (Wanderung zu den Laichplätzen und zur allgemeinen Ausbreitung, Wechsel zwischen Sommer- und Winterquartieren, etc.) auch heute noch vielerorts verwehrt wird. Hierdurch gingen weiträumig Lebensräume der Barbe sowie der genannten Wanderfischarten verloren.“
Quelle: Niedersächsische Strategie zum Arten- und Biotopschutz (s.u.)

Um auf ihre Situation aufmerksam zu machen, wurde die Barbe im Jahr 2003 als Fisch des Jahres gekürt.
Mittlerweile konnte sich die Art einigermaßen erholen und wichtige Teile ihres ehemaligen Siedlungsareals zurückerobern.

Schonzeiten:

Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Thüringen:
ganzjährig

Saarland:
15. 03. bis 15. 06.

Sachsen, Sachsen-Anhalt:
01. 04. bis 30. 06.

Berlin, Brandenburg:
01. 05. bis 31. 07.

Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz:
01. 05. bis 15. 06.

Nordrhein-Westfalen:
15. 05. bis 15. 06.

Vorkommen:

Das Verbreitungsgebiet der Barbe ist West- und Mitteleuropa, sowie der Südosten Großbritanniens.

Die Barbe lebt gesellig in sauerstoffreichen, klaren Fließgewässern mit sandigem oder kiesigem Bodengrund. Sie ist Leitfisch des Mittellaufs unserer Flüsse, der nach ihr benannten Barbenregion.
Barben befinden sich bevorzugt in der starken Strömung über dem Gewässergrund, wo sie sich zwischen Wasserpflanzen und im Winter unter Steinen oder in Höhlungen aufhalten.

Nahrung:

Die Barbe geht nachts auf Nahrungssuche. Sie frisst Fischlaich, Insektenlarven, Muscheln, Schnecken, Würmer und in geringem Maße pflanzliche Kost. Größere Barben fressen gelegentlich auch kleinere Fische.

Nutzung:

Die Barbe kam wegen ihrer Häufigkeit und wohlschmeckenden Fleisches schon bei den alten Griechen und Römern häufig auf die Tafel.

Die Barbenbestände hierzulande bildeten eine wichtige Stütze der historischen Berufsfischerei.
Mittlerweile hat die Barbe als Speisefisch leider an Bedeutung verloren. Neben Bestandsrückgang und Schutzmaßnahmen sind der bei allen Weißfischen vorhandene Grätenreichtum Ursache.
Als Angelfisch erfreut sich die Barbe allerdings großer Beliebtheit.

Kulinarisch:

Das Fleisch der Barbe ist schmackhaft, aber grätenreich.

„Diejenigen Barben, die in steinigten und reinen Ströhmen gefangen werden, sind wohlschmeckend, leicht zu verdauen und saftig, und ihr Fleisch ist weiß und zart. Den Kopf hält man für das delicateste Stück; wiewohl sie dabei voller Gräten sind.“
Quelle: Krünitz

Achtung! Der Rogen der Barbe ist giftig und verursacht Erbrechen und Durchfall. Auch die Bauchlappen sind während der Laichzeit ungenießbar und müssen bei der Zubereitung der Barbe entfernt werden.

Während ich kaum aktuelle Rezepte für Barben ausfindig machen konnte, weiß Krünitz von alters her gebräuchliche Zubereitungsarten zu nennen:

– Barbe mit einer gelben pohlnischen Brühe (mit Äpfeln, Rosinen, Mandeln)
– Barbe mit einer schwarzen pohlnischen Brühe (mit Ingwer, Pfefferkuchen, Nelken u. Zucker)
– Barbe mit einer weißen Buttersoße
– Barbe mit einer Capernsoße und Baumöl
– Barbe mit saurer Fricassée und gerösteter Semmel
– Barbe auf dem Rost gebraten
– Barbe in der Casserole
– Barbe zu backen
– Barbe in der Casserole
– Potage von Barben (mit Barbenleber, Champignons, Trüffel)

Quellen und weiterführende Links:

Barbe auf Wikipedia
Barbe auf fishbase.org
Namen deBarbe im catalogue of life
Barbe in Niedersächsische Strategie zum Arten- und Biotopschutz (PDF)
Barbe auf der Roten Liste IUCN
nationale Rote Liste der Süßwasserfische und -Neunaugen (Stand 2009; PDF)
Fischbestände in Deutschland (interaktive Karte)
Schonzeiten Deutschland

Literatur:

Meyers Großes Konversations-Lexikon (1905)
Krünitz Oeconomische Encyclopädie online


veröffentlicht am: 10.02.2014

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