Süßwasserfisch-Steckbrief #14: Saibling

Saibling Steckbrief
Saibling
von Duane Raver, U.S. Fish and Wildlife Service [Public domain],
via Wikimedia Commons

Der heutige Süß­wasser­fisch beim Mitmach-Event kommt im Doppel­pack. Einer davon ist heimisch. Verwirrend sind drei. 😉 Schmecken tun sie alle!

 
Saibling

Namen:

latein: Salvelinus
deutsch: Saibling, Salm, Salmling, Sälmling, Schwarzreuter, Rotforelle, Rötel, Ritter
englisch: Brook Trout (Bachsaibling), Arctic char (Seesaibling Salvelinus alpinus)

Stammbaum:

Gruppe: Knochenfisch (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Ordnung: Lachsartige (Salmoniformes)
Familie: Lachsfische (Salmonidae)
Gattung: Saiblinge (Salvelinus)

Bachsaiblinge (Salvelinus fontinalis) sind in Europa nicht heimisch, sondern wurden Mitte des 19. Jh aus Nordamerika eingeführt. Sie werden größtenteils in Aquakultur gezüchtet, besiedeln aber auch Flüsse und Seen. In einigen Alpenseen und anderen europäischen kalten, klaren Gewässern heimisch ist dagegen der Seesaibling. Die in mitteleuropäischen Alpen-Seen heimische Art wurde ursprünglich als Salvelinus alpinus klassifiziert, wird allerdings mittlerweile als Salvelinus umbla geführt (Kottelat 1997).

Aussehen:

  • torpedoförmiger Körper
  • typische Fettflosse
  • große Maulspalte
  • je nach Lebensraum unterschiedliche Färbung
  • Bachsaibling: Seiten hell gepunktet, zum Rücken hin in Muster übergehend, weches sich in Rückenflosse fortsetzt
  • teilweise rötlicher Bauch (besonders während der Laichzeit)
  • bläulich-graue oder braun-grünliche Seiten und Rücken
  • Bauchflossen mit deutlichem weißen Rand
  • Größe: 35 bis 55 cm (in der Natur)
  • Gewicht 500 bis 800 g (max. bis 10 kg)
Saibling
Bachsaibling
von Engbretson, Eric (U.S. Fish and Wildlife Service) [Public domain],
via Wikimedia Commons
Seesaibling
Seesaibling
von Zouavman Le Zouave (Eigenes Werk)
[CC-BY-SA-3.0],
via Wikimedia Commons

Gefährdung:

In der Roten Liste der IUCN ist der Seesaibling als nicht gefährdet eingestuft. Für Bachsaibling gibt es keine Einschätzung.

In der nationalen Roten Liste wird Seesaibling als nicht gefährdet eingestuft. Der endemische Ammersee-Tiefseesaibling (Salvelinus evasus) ist extrem selten und der Königssee-Saibling (Salvelinus monostichus) nicht gefährdet bei relativ stabilem Bestand.
Allerdings wurde der Königssee im vergangenen Jahrhundert mehrfach mit Seesaibling besetzt.

Schonzeiten:

Baden-Württemberg
Bachsaibling, Seesaibling: 01. 10. bis 28. 02.

Bayern
Bachsaibling: 01. 10. bis 28. 02.
Seesaibling 01. 10. bis 31. 12.

Berlin
Bachsaibling: 01. 10 bis 30. 04.

Brandenburg
Bachsaibling: 16. 10. bis 15. 04

Hessen
Bachsaibling: 15.10. – 31.03.

Nordrhein-Westfalen
Bachsaibling, Seesaibling: 20. 10. bis 15. 03.

Rheinland-Pfalz
Bachsaibling: 15. 10. bis 15. 03. in Gewässern, die keiner Winterschonzeit unterliegen

Sachsen
Bachsaibling, Seesaibling: 01. 10 bis 30. 04.

Thüringen
Bachsaibling: 01. 10. bis 31.03.

Vorkommen:

Der Bachsaibling ist eine in Europa nicht natürlich vorkommende Art. Bachsaibling wurde 1884 aus Nordamerika eingeführt und besiedelt heute fast die gesamte Nordhalbkugel. Der Bachsaibling lebt in kalten und sauerstoffreichen Gewässern (fließend und stehend; z.B Gebirgsseen).
Da Bachsaiblinge nicht auf Unterstände angewiesen sind, können sie auch begradigte Gewässer besiedeln. Obwohl sie wegen ihrer ph-Wert-Toleranz und breitem Nahrungsspektrum als Besatzfisch geeignet sind, sollte kein Besatz mit den nicht einheimischen Saiblingen vorgenommen werden.
Aus einigen Ländern, in denen Bachsaiblinge angesiedelt wurden, werden negative Folgen für das ökol. Gleichgewicht berichtet.

Bachsaiblinge wandern teilweise, um in kühlere Gewässer zu gelangen. Einige von ihnen, Salter genannt, auch stromabwärts in’s Meer, wo sie sich allerdings nie weiter als ein paar Kilometer von der Flussmündung entfernen.

Seesaibling (alvelinus umbla) ist ein in Europa endemischer Süßwasserfisch. Entgegen dem vor allem küstennah weit verbreiteten Salvelinus alpinus lebt unser Seesaibling in alpinen Bergseen Italiens, Frankreichs, Österreichs, Deutschlands und der Schweiz.

Nahrung:

Saiblinge haben eine breite Nahrungspalette. Dazu zählen Würmer, Blutegel, kleine Krebse, Insekten, Weichtiere, und Amphibien Größere Saiblinge ernähren sich teils von Fischen (auch der eigenen Art).

Nutzung:

Als ausgezeichneter Speisefisch wird Saibling häufig in Aquakultur gezüchtet. Bereits in Meyers Konversationslexikon wird beschrieben, wie die Kälte und Strömung liebenden Saiblinge künstlich fortgepflanzt und in Teichhaltung zu halten sind:

„Während Karpfenteiche warmes Wasser haben müssen, erfordern Forellen und Saiblinge kühle Teiche mit reichlichem Durchfluß und werden am besten in oder an kleinen, schnell fließenden Bächen oder Flüßchen angelegt. Eine Trennung der verschiedenen Jahrgänge ist hier noch nötiger als bei den Karpfen, da die ältern den kleinern nicht nur das Futter fortnehmen, sondern sie selber auffressen.
Während die Fortpflanzung der im Sommer laichenden Fische, wie des Karpfens, der Natur überlassen werden kann, wenn man sie nur in geeignete geschützte Teiche bringt, wird für die der im Winter laichenden Lachse, Forellen, Saiblinge, Maränen besser durch die künstliche Fischzucht gesorgt.“

In Frankreich wurden Bachsaiblinge mitte der 80er Jahre bis zur Jahrtausendwende in Aquakultur gezüchtet (ca. 300 –  500 t/Jahr). In kleinerem Maßstab wurden zeitgleich auch Seesaiblinge gezüchtet (< 100 t/Jahr). Österreich produziert seit Ende der 90er Jahre Bachsaibling in Aquakultur mit steigtender Tendenz (Anstieg von 170 t 1997 auf 400 t im Jahr 2012). Ebenfalls gestiegen ist die Menge der in Aquakultur gezüchteten Seesaiblinge (150 t in 2012) Für Deutschland und die Schweiz liegen zu beiden Arten keine Zahlen vor. Seesaiblinge leben in den Alpenseen in großer Tiefe und sind daher nur zur Laichzeit fangbar, sagt Meyers Konversationslexikon. Kulinarisch:

Alfred Brehm geriet bei der Beschreibung des Wohlgeschmacks von Seesaibling in Verzückung:

„Das Fleisch des Saiblinges ist unbestritten das vorzüglichste, welches Süßwasserfische uns liefern können, steht daher verdientermaßen in höchster Achtung. Als die Benediktiner Admonts die ihrem Kloster zustehenden Rechte der Fischerei in Steiermark aufgaben, behielten sie sich ausdrücklich alle Seen vor, in denen Saiblinge leben. Wer Fleisch der letzteren genossen hat, erkennt die Weisheit dieser Maßregel an. Für den gebildeten Gaumen verhält sich der Saibling zur Forelle wie diese zum Lachse. Gern und willig bezahlt man daher selbst in den noch immer forellenreichen Alpen drei bis sechs Mark für das Kilogramm dieses köstlichen Fisches.“

Saibling hat zartes rosa Fleisch und zählt zu den beliebtesten Speisefischen. Er lässt sich wie Forelle zubereiten.

Rezeptvorschläge:

Saibling aus dem Päckchen mit Himbeersalz
Saibling mit Grünkohl
Marinierter Saibling auf heißem Stein
Saibling im Backpapier
Karottensuppe mit Saibling
Gebratener Saibling mit Krenmousse auf Rote Rübencarpaccio
Saibling auf Kapern-Wurzelgemüse in Krustentiersenfsauce, Petersilienpesto
Spargel, Saibling, Bärlauch

Quellen und weiterführende Links:

Bachsaibling auf Wikipedia
Seesaibling auf Wikipedia (Salvelinus alpinus)
Seesaibling auf fishbase.org (Salvelinus umbla)
Namen des Saiblings im catalogue of life
Artikel über den Einfluss von Seesaibling-Besatz auf die ursprüngliche Population in Königssee, Ammersee und Starnberger See (engl.)
Statistiken zur Fischzucht in Aquakultur (FAO)
Seesaibling auf der Roten Liste IUCN
nationale Rote Liste der Süßwasserfische und -Neunaugen (Stand 2009; PDF)
Fischbestände in Deutschland (interaktive Karte)
Schonzeiten Deutschland

Literatur:

Alfred Brehm (1884)
Meyers Konversationslexikon


veröffentlicht am: 10.03.2014

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