Süßwasserfisch-Steckbrief #4: Maräne

Maräne
von see Iduns kokbok (Iduns kokbok [1]) [Public domain], via Wikimedia Commons

Die Nummer 4 beim Süßwasserfisch-Event ist die Maräne.
Die Namen Maräne, Felche, Renke, Reinanke oder Coregone stehen für eine ganze Gattung von Fischen, Coregonus nämlich, die artenreichste der Lachsähnlichen noch dazu.
Ich hoffe, es gelingt mir, einen gewissen Überblick über die bekannteren und weniger bekannten Spielarten der Maräne zu geben, was einigermaßen schwierig ist, denn selbst Fachleute sind uneins und unsicher bei der Taxonomie der Coregonen. Macht uns aber gar nix, denn schmecken tun sie alle!!

Wie der legendäre Ruf der Maräne Angler-Novizen & Jung-Gourmet Jörn Kabisch allerlei Strapazen abverlangte beschreibt er in seinem exklusiv für den Fischevent verfassten Gastartikel.
Außerdem verrät er uns sein Lieblings-Rezept für Maräne, Felchen-Escabeche

Maräne

Namen:

latein: Coregonus
deutsch: Coregone, Maräne, Reinanke, Rheinanke, Renke, Felche, Schnäpel
englisch: Coregonus

Stammbaum:

Gruppe: Knochenfisch (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Ordnung: Lachsartige (Salmoniformes)
Familie: Renken und Verwandte (Coregonidae)
Gattung: Coregonus

Innerhalb der Ordnung der Lachsartigen ist die Gattung Coregonus die artenreichste.
Durch geographische Isolation resultiert eine Vielzahl lokaler Formen. Diese stellen nur teilweise verschiedene echte Arten dar. In vielen Fällen handelt es sich um Unterarten, die sich mehr im Aussehen als in den Genen unterscheiden.
Man unterscheidet zwischen Großer und kleiner Maräne, sowie alpinen Coregonen. Bei Letzteren handelt es sich um stark variierende Freiwasserfische des Alpengebiets.
Nahe verwandte Arten haben häufig unterschiedliche ökologische Nischen besetzt. Sie unterscheiden sich beispielsweise darin, ob sie ihre Nahrung primär im freien Wasser (zum Beispiel Schwebrenken) oder am Boden (so genannte Bodenrenken) aufnehmen.

Aussehen:

  • seitlich etwas zusammengedrückter Körper
  • mittelgroße, leicht abfallende Schuppen
  • dicht vor den Bauchflossen beginnende hohe, kurze Rückenflosse
  • kleine endständige Mundspalte
  • fast unbezahnte Kiefer
  • Große Maräne bis 60 cm lang und 8 kg schwer
  • Kleine Maräne im Schnitt 25 cm Länge
  • Blaufelchen bis zu 50cm Länge
Maränen [Renken, Reinanken]
von Dako99 (Eigenes Werk) Creative Commons License
via Wikimedia Commons

Gefährdung:

Viele Coregonen und Maränen gehören zu den gefährdeten Fischarten. Die Bestände wurden im 19. und 20. Jahrhundert stark überfischt. Darüber hinaus brachen aufgrund der Konkurrenz mit faunenfremden Fischarten die Bestände zusammen. Heute gilt vor allem die Gewässerverschmutzung als größte Gefährdung. Eine weitere Ursache für die Seltenheit dieser Fische sind die stark eingeschränkten Verbreitungsgebiete, die zum Teil nur ein bestimmtes Seengebiet umfassen.
12 Arten gelten als ausgestorben bzw. mutmaßlich ausgestorben. 19 Arten gelten als gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht.

Bodenseefelchen, Gangfisch, Albeli und Kleine Maräne sind auf der Internationalen roten Liste der IUCN als nicht gefährdet eingestuft. Der Bestand der Bodenseefelchen ist aber stark rückläufig.
Der Ammersee-Kilch ist in der IUCN Kategorie „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered) eingeordnet.
Die Große Maräne und der Riedling gelten als „gefährdet“.

Schonzeiten:

Blaufelchen & Gangfisch:
15. 10 bis 31. 12. (Bayern)

Große Maräne:
ganzjährig (Berlin & Brandenburg [in Fließgewässern])
01. 10. bis 31. 12. (Mecklenburg-Vorpommern, Berlin & Brandenburg [als Satzfisch eingebrachte]

Ostseeschnäpel:
01.11 bis 31. 01 (Schleswig-Holstein [Binnengewässer])
01.12. bis 28.02 (Schleswig-Holstein [Küstengewässer])

Nordseeschnäpel:
ganzjährig

Vorkommen:

Die Coregonen leben meist in tiefen Seen (ab ca. 50 m), zum Beispiel dem Bodensee und anderen Voralpenseen, oberitalienischen Seen, norddeutsche Seen, im Baltikum, sowie in den Flüssen Sibiriens.

Der Ostseeschnäpel (Coregonus maraena) lebt im Salzwasser und steigt zum Laichen in das Brackwasser der Flussmündungen, Haffe und in Flüsse auf. Der Nordseeschnäpel (Coregonus oxyrinchus) gilt als ausgestorben.
Die Kleine Maräne (Coregonus albula) bewohnt die Seen Norddeutschlands und findet sich wahrscheinlich auch in Skandinavien, Rußland und Schottland.
Die Große Maräne (Coregonus nasus) kommt in einigen größeren Seen Norddeutschlands, sowie Polens und Russlands vor. Der Brandenburger Schermützelsee, in dem früher Große Maränen heimisch waren, sie dort seit Jahren aber nicht mehr nachgewiesen werden konnten, wurde 2006 mit 10.000 Besatzfischen aus Mecklenburg-Vorpommern neu mit Großen Maränen besiedelt.
Der Bodenseefelchen (Coregonus wartmanni), auch als Blaufelchen bezeichnet kommt nur im Bodensee vor. Seine Bestände sind rückläufig.
Anders als der im Freiwasser lebende und im Tiefwasser laichende Bodenseefelchen lebt in den ufernahen Regionen des Bodensees der Gangfisch (Coregonus macrophthalmus), der ufernah und im zufließenden Rhein laicht.
Der Ammersee-Kilch (Coregonus bavaricus) bewohnt die tieferen Gewässer des Ammersees bis in Tiefen zwischen 60 und 85 Meter. 1909 wurde der Ammersee-Kilch noch als wirtschaftlich bedeutender Speisefisch beschrieben, aber wegen Überfischung der Jungfische und Zulauf-Begradigung brach die Population bereits im ersten Drittel des vergangenen Jahrhunderts stark ein.
Das Verbreitungsgebiet des Riedlings (Coregonus danneri) ist auf den Traunsee im österreichischen Salzkammergut beschränkt, wohingegen die Gravenche (Coregonus hiemalis; auch Kilch oder Kleine Fera genannt) im Genfer See und das Albeli (Coregonus zugensis) im Vierwaldstättersee beheimatet ist.
Die Stechlin-Maräne (Coregonus fontanae), auch Fontane-Maräne genannt, ist eine endemisch nur im Großen Stechlinsee Brandenburgs vorkommende Fischart. Sie zählt zu den zwölf Fischarten, die ausschließlich oder überwiegend in Deutschland vorkommen.

Nahrung:

Die Coregonen ernähren sich – je nach Art – von Plankton oder größeren Tieren.

Nutzung:

Maränen sind sehr wohlschmeckende, beliebte Speisefische.

Da sich insbesondere die als Speisefisch begehrten Schwebrenken (Blaufelchen, Edelmaräne) von Plankton ernähren, kann man sie nicht mit einer herkömmlichen Angel fangen, sodass ihnen traditionell mit dem Stellnetz oder großen Reusen nachgestellt wird. Dieser Fang ist zudem auf die Paarungszeit im Juni und Juli beschränkt, da sich die Fische in den anderen Monaten an tieferen Stellen aufhalten.

Die Fischerei nach Blaufelchen im Bodensee ist seit den 1970er Jahren rückläufig. Grund ist die zunehmende Reinhaltung des Bodenseewassers, da hierdurch das Algen- und Planktonwachstum durch fehlende Abwässer stark abgenommen hat. Somit sind die Bestände und die Körpergröße von Bodenseefelchen zurückgegangen.

Die kleine Maräne hat man seit langer Zeit in andere Seen versetzt und mit großem Erfolg gezüchtet. Auch Große Maränen und Ostseeschnäpel werden vereinzelt in Aquakultur erfolgreich gezüchtet. (siehe Bsp. Fischzucht Reese (PDF))

Kulinarisch:

Maränen haben ein helles, festes Fleisch und sind gebraten, gedämpft, pochiert oder geräuchert sehr schmackhaft. Aufgrund seiner groben Schuppenstruktur und der Fettflosse empfiehlt es sich jedoch, Haut und Flossen zu entfernen.
Das Fleisch von Bodenrenken ist weniger zart als das der ’schwebenden‘ Artgenossen.

Rezeptvorschläge:

Felchen-Escabeche
Felchen mit Pfifferlingen in Weinsauce
Renke auf Roter Bete mit Mandelsoße

Quellen und weiterführende Links:

Maränen auf Wikipedia
Namen der Kleinen Maräne im catalogue of life
Namen des Ostseeschnäpels im catalogue of life
Bodenseefelche in der IUCN Roten Liste
nationale Rote Liste der Süßwasserfische und -Neunaugen (Stand 2009; PDF)
Entdeckung der Fontanemaräne
Besatz des Scharmützelsees mit Großer Maräne
Erster Ostseeschnäpel in Aquakultur
Renke im Fischlexikon.eu
Fischbestände in Deutschland (interaktive Karte)
Schonzeiten Deutschland

Literatur:
Meyers Konversationslexikon
Fischkunde für Angler von W. Zeiske

Eventdetails und Teilnahmebedingungen
Steckbriefe
Rezepte
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veröffentlicht am: 10.04.2013

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