Süßwassserfisch-Steckbrief #10: Quappe

Quappe
Quappe
[Public Domain] via Wikimedia Commons

Der Süßwasserfisch diesen Monats war mir bis vor Kurzem gänzlich unbekannt. Dabei ist dieser (nur optisch dem Aal ähnliche) Fisch ein exzellenter Speisefisch, allerdings ein in Vergessenheit geratener.

„Aalraupe ist ein Fisch, welcher mit seiner Farbe, und schlüpfrigen glatten Haut, und der Bewegung seines Leibes, dem Aal sehr nahe kommt; am Kopfe, Leber und Größe aber um ein merkliches von demselben unterschieden ist.
Sie soll im December am besten zu verspeisen seyn, zu welcher Zeit eben ihre große Leber, welche für das delicateste am ganzen Fische, ja noch über die Hecht-Leber, gehalten wird, am besten und gesundesten seyn soll, da dieser Fisch ausserdem von vielen, die von dem herrlichen Geschmack der Leber keine sonderliche Wissenschaft haben wegen… und der ungestallten Figur seines Kopfes, der einer Kröte ähnlich ist, ganz verachtet wird. Sonst ist sein Fleisch weiß, zart und lieblich am Geschmacke; doch sind, die in lautern Wassern gefangen werden, besser, als die aus sumpfigen kommen. “

KRÜNITZ

Die Quappe, Trüsche oder Rutte mit vielen weiteren folkloristischen Namen ist ein in den meisten Gewässern unserer Breitengrade heimischer Raubfisch und der einzige Vertreter der Dorsch-Familie im Süßwasser.

Meine erste (und bisher einzige Sichtung) einer Quappe erfolgte beim Tag der offenen Tür beim Fischer in Blankensee. Die im Bassin ausgestellte Quappe wollte man mir aber nicht verkaufen, weil sie ja eigentlich nicht befischt wird, weil keiner danach fragt und holt man doch mal eine aus dem Wasser (wie eben jene im Bassin) ist sie garantiert schon Jemandem versprochen. *Grummel*

Einfach sind sie also nicht zu haben, diese edlen Tiere. Noch nicht einmal in Berlin und Brandenburg, wo sich der Bestand erholt und Quappen ab 30 cm Länge das ganze Jahr über befischt werden dürfen (im Gegensatz zur Hälfte der Bundesländer, wo die Quappe rund um’s Jahr Schonzeit hat). Ich sitze hier also quasi an der Quappe, äh Quelle…

Quappe

Namen:

latein: Lota lota (früher: Gadus lota)
deutsch: Quappe, Trüsche, Trische, Treische, Rutte, Ruppe, Aalrutte, Quappaal, Aalquappe, Aalraupe
englisch: Burbot

Stammbaum:

Gruppe: Knochenfisch (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Ordnung: Dorschartige (Gadiformes)
Familie: Dorsche (Gadidae)
Unterfamilie: Quappen (Lotinae)
Gattung: Lota
Art: Quappe (Lota lota)

Die Quappe ist der einzige Fisch aus der Ordnung der Dorschartigen, der im Süßwasser vorkommt.

Aussehen:

  • schuppenloser, langer Körper
  • flacher, breiter Kopf
  • hinten seitlich abgeflacht
  • gelbbraun marmoriert
  • 2 gleich hohe Rückenflossen
  • 1 Bartel am Unterkiefer
  • weites, leicht unterständiges Maul
  • nach hinten gebogene Zähne
  • Länge: 30 bis 60 cm
Quappe
Quappe
Creative Commons License, via Wikimedia Commons

Gefährdung:

In der Internationalen Roten Liste (IUCN) wird die Quappe als nicht gefährdet eingestuft.

Auf der Nationalen Roten Liste gilt die Quappe steht die Quappe wegen langfristigen Rückgangs auf der Vorwarnliste. (Anm. Fehler korrigiert am 09.01.14)

Ihre winterliche Aktivität und ihr Ruf als Laichfresser machten die Quappe bei Bewirtschaftern von Salmonidengewässern unbeliebt. Aus diesem Grund wurde sie häufig gezielt entfernt. Inzwischen gibt es vielerorts Bestrebungen zur Wiedereinbürgerung, wie zum Beispiel in der Ruhr, der Oste oder am Neckar. Teilweise werden für Besatzmaßnahmen mit Quappen im Rahmen von Artenhilfsprogrammen auch Mittel aus der Fischereiabgabe bereitgestellt, welche bei der Ausstellung von Fischereischeinen erhoben wird.
Die Quappe ist in vielen Gewässern sogar geschützt und darf weder gezielt beangelt noch dem Gewässer entnommen werden.

Als Gefährdungsursache gilt neben Gewässerverschmutzung in erster Linie die Fragmentierung ihres Lebensraums. Durch Querverbauungen wie Schleusen und Wehre werden Populationwn isoliert und das Aufsuchen geeigneter Laichplätze erschwert. Darüber hinaus deutet Einiges darauf hin, dass der Aal als Nahrungskonkurrent den Rückgang der Quappenpopulation verursachen kann. (Tesch 1986)

Schonzeiten:

Sofern die Übersicht korrekt/vollständig ist, gelten in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, in Sachsen, Schleswig-Holstein (Elbe und Nebengewässer) und in Thüringen ganzjährige Schonzeit für die Quappe.
Weiterhin:

Baden-Württemberg
01. 11. bis 28. 02.

Mecklenburg-Vorpommern
01. 01. bis 15.02.

Vorkommen:

Die Quappe ist in der Region zwischen dem 40. und 70. nördlichen Breitengrad zu finden, wobei man 3 geographische Rassen unterscheidet. Als eurotype Fischart besiedelt die Quappe Fließgewässer von der Brackwasser- bis zur Forellenregion und größere Stillgewässer. Dabei bevorzugt sie kühle Gewässer. Hier lebt sie unter Steinen u. in Uferlöchern.

Nördlich der Pyrenäen und des Balkans kommt die Quappe in allen Flüssen vor. In Brandenburg sind Vorkommen in 205 Stillgewässern und 151 Fleißgewässerabschnitten dokumentiert. (Brämick 1998)
Nach Von Dem Borne (1882) gehörte die Quappe Ende des 19.Jh. zu den häufigsten Fischarten im Einzugsgebiet von Havel und Spree.

Die Quappe gehört zu den wenigen heimischen Fischarten, die in den Wintermonaten laichen. Während der Laichzeit von November bis März ziehen die Quappen in flacheres Wasser oder stromaufwärts in kleinere Flüsse. Die Laichgebiete werden individuell aufgesucht, wobei die Männchen versuchen, vor den Weibchen anzukommen.

Nahrung:

Quappen leben bodenorientiert und fressen wirbellose Bodentiere und Fisch. Auch Fischlaich wird aufgenommen. Bei der Auswahl ihrer Beute sind Quappen recht opportunistisch, bevorzugen aber bodenlebende Arten, wie beispielsweise Gründlinge. Die Nahrungssuche findet vorwiegend in den Dämmerstunden und in der Nacht statt.

Nutzung:

In Finnland, Schweden und den europäischen ehemaligen Sowjetrepubliken kommerziell gefischt, ist die Quappe hierzulande als Speisefisch weitestgehend in Vergessenheit geraten. Die erzielten Erträge sind für die kommerzielle Fischerei nur von regionaler Bedeutung.
Dennoch besteht großes Interesse an der Zucht dieses exzellenten Speisefischs in Aquakultur. Hierzu werden bereits Verfahren entwickelt, wie man in diesem Bericht sehen kann. In Brutanlagen wie dieser, werden Besatzfische für Aquakultur und Gewässerbesatz herangezogen.

Kulinarisch:

Die Quappe gilt als hervorragender Speisefisch. Ihre vor der Laichzeit fettreiche, große Leber war bereits im Römischen Reich von Feinschmeckern sehr begehrt.
Quappen-Leber wird laut Krünitz mit Muskatblüte und Zitronenschale in Butter gebraten, mit Wein abgelöscht und Semmelbröseln gebunden.
Als weitere Zubereitungsmethoden für die Quappe selbst wird braten und sieden (als Erbs-Brühe, als Pohlnische Brühe, mit Zitronensoße oder Sauerkraut), sowie mit Kräutern und Baumöl eingelegt empfohlen.

Rezeptvorschläge:

Quappe mit Thymian gebraten
Trüsche in Bärlauchkruste
Trüschen nach Luzerner Art
Gefüllte Trüsche mit getrockneten Pilzen

Quellen und weiterführende Links:

Quappe auf Wikipedia
Quappe auf fishbase.org
Quappe bei der FAO
Namen der Quappe im catalogue of life
Quappe auf der Roten Liste IUCN
nationale Rote Liste der Süßwasserfische und -Neunaugen (Stand 2009; PDF)
Fischbestände in Deutschland (interaktive Karte)
Schonzeiten Deutschland

Literatur:

Zeitschrift für Fischkunde – Fische und Fischerei in Berlin (Supplementband 2; 2003) vom VNW Verlag Natur & Wissenschaft
Krünitz

Eventdetails und Teilnahmebedingungen
Steckbriefe
Rezepte
Süßwasserfisch-Event auf Facebook

veröffentlicht am: 10.11.2013

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5 Kommentar(e)

  • Die Quappe ist nicht selten (teilweise schon eine Plage). Sie wird nur selten gefangen, weil sich wenige Leute im November/Dezember nachts hinsetzen um sie gezielt zu fangen (etwas anders ist da abends nicht möglich) und sehr häufig im Gewässer übersehen.
    Ich bevorzuge sie heißgeräuchert und noch warm gegessen. Im Winter ist sie schön fettig wie ein großer Aal gleichen Gewichts, im Sommer allerdings muß man aufpassen, daß sie nicht zu trocken wird. Das Lebendgewicht beim Fang ist meist anderthalb bis 2 Pfund.
    Die Leber friere ich ein (soll ja sehr delikat sein), habe aber bis jetzt noch niemanden gefunden, der sie mir entsprechend zubereiten kann (habe jetzt schon anderthalb Pfund davon in der Gefriertruhe und hoffe auf einen Koch der sich damit auskennt).

  • War heuer zweimal am Lech in Bayern und gezielt Abends bei klirrender kälte auf Quappe zu angeln.

    Belohnt wurde dies mit fünf schönen Quappen zwischen 40-60 cm!
    Diese Angelei ist wahrlich die härteste und anstrengenste. Von 16-22 Uhr sitzen und auf den Biss warten, je kälter desto besser die Bissrate. Kommt noch Schnee und Wind dazu optimal! 3-4 Lagen warme Kleidung das mindeste. Aber spannend dennoch.

  • Bei Kälte so lange ohne Bewegung am Fluss ausharren, stelle ich mir auch äußerst ungemütlich vor. Toll, daass sich die Mühe für dich gelohnt hat! Irgendwann komme ich bestimmt auch mal in den genuss von Quappe. Ich hoff’s zumindest. 🙂

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