Essbare Wildpflanzen mitten im Winter? Klar, warum nicht? Einige Wildkräuter, wie die Silberblättrige Taubnessel, sind immergrün und bringen (nicht nur) im Winter frisches Grün ins Haus.
Die aparte Silberblättrige Taubnessel (Lamium argentatum) ist eine Unterart der Goldnessel aus der Taubnessel-Gattung (Lippenblütler) – auch unter dem Namen Silberblättrige Goldnessel geläufig – und eine Wildpflanze in die ich mich als Küchenkraut regelrecht verliebt habe. Die Goldnessel wurde nach ihren besonders süßen leuchtend gelben Blüten benannt. Auch blütenlos ist die Silberblättrige Goldnessel beim Spaziergang nicht zu übersehen. Sie bildet auf Grund ihrer Ausläufer einen dichten, flachen Pflanzenteppich und fällt mit weißen Ornamenten auf der Blattoberseite ins Auge.
Im Gegensatz zur häufig an sonnigen Fleckchen anzutreffenden hochgewachsenen Gefleckten Taubnessel, deren ältere Blätter bitter schmecken, kann man die Silberblättrige Goldnessel (Lamium argentatum) das ganze Jahr über finden und auch im Winter verwenden. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Blätter jung und zart oder ausgewachsen sind. Der Geschmack hat eine harzige Note und erinnert an Pinienkerne.
Silberblättrige Taubnessel ist in der Küche ein Tausendsassa und mir ist unbegreiflich, warum sie keine Karriere als Küchenkraut gemacht hat. Weder in älteren Wildkräuterbüchern noch in Thomas Ruhls Buch Kräuter Kressen Sprossen* konnte ich einen Hinweis auf das wohlschmeckende Wildkraut finden.
weitere Infos zur Goldnessel: Wikipedia
Verwendung von Silberblättriger Taubnessel:
Sämtliche Pflanzenteile aller Goldnesselarten sind essbar.
Blüten: Die Nektar-gefüllten Blüten sind honigsüß und roh als essbare Blüten z.B. an Wildkräutersalat oder als zarte Blütendeko verwendbar.
Blätter: Von der Silberblättrigen Taubnessel verwende ich die harzig duftenden und schmeckenden Blätter (jüngere und ältere gemischt) für Eintöpfe und Suppen. Gekocht verlieren die Blätter ihre Pelzigkeit und werden milder im Geschmack, so dass sie unzerkleinert angenehm mitzuessen sind. Die Silberblättrige Taubnessel gibt mit ihrem herb-würzigen Aroma Brühen einen besonderen Kick.
Für grüne Soßen (zu Fisch und Gemüsegerichten oder Omelett) kann man die Blätter im Mixer mit Brühe oder Wasser fein hacken, nur kurz erwärmen (damit das frische Grün erhalten bleibt), salzen und binden.
Selbst Smoothie-Fans sollten Gefallen an dieser aromatischen Pflanze finden. Für rohen Verzehr an Salat sind die Blätter meiner Meinung nach weniger geeignet. Höchstens in kleine Streifen geschnitten und mit weniger dominantem Grünzeug gemischt.
Neben der Verwendung an Brühen, Suppen und Soßen kann ich mir die Blätter der Silberblättrigen Goldnessel mit anderen Zutaten gemischt auch als würzige Füllung für Ravioli & Co. vorstellen. Zunächst phantasiere ich aber erst mal von Goldnessel-Risotto.
Silberblättrige Taubnessel erkennen:
Die silberblättrige Unterart der Goldnessel wächst flächig an oberirdischen verzweigten Ausläufern und bildet einen ca. 10 bis 15 cm hohen Pflanzenteppich, aus dem im Frühjahr die Blüten tragenden Triebe empor wachsen. Blütezeit ist von Mai bis Juli. Die quirlförmig angeordneten Blüten mit großer Ober- und kleiner Unterlippe sind goldgelb bis blassgelb und teilweise mit oranger Zeichnung auf der Blüten-Unterlippe.
Lamium argentatum LC0034 von Jörg Hempel
Lizenziert unter CC BY-SA 2.0 de über Wikimedia Commons
Die Blätter aromatisch harzig duftenden Blätter stehen sich jeweils paarweise gegenüber. Sie sind herzförmig mit rundlich gezackten Rändern. An der rötlichen gemaserten Unterseite sind die Blätter flaumig behaart, während die hell- bis dunkelgrüne Blattoberseite ganzjährig silbrig gezeichnet ist (anders als die Gewöhnliche Goldnessel, die nur im Winter blass gezeichnet ist). Zwischen Stängel und Silberflecken ist die Mitte des Blattes häufig etwas dunkler als der Rest.
Die Stängel sind vierkantig, ein typisches Erkennungsmerkmal der Lippenblütler.
Silberblättrige Taubnessel ernten:
Silberblättrige Taubnessel gedeiht auf nährstoffreichen feuchten Böden in schattiger und halb-schattiger Lage. Man findet sie in lichtem Wald, am Waldrand und auf Lichtungen, sowie siedlungsnah auf Brachen.
Man erntet sie durch Abknipsen einzelner Blätter, bzw. ganzer Stängel. Blüten lassen sich leicht vom Stängel zupfen. Da Taubnesseln beliebte Nektarpflanzen sind, bitte nicht alle Blüten abzupfen bzw. Triebe abschneiden.
[Ergänzung: 02.03.2023]
Meine liebe Leserin Maria O. G. wies mich darauf hin, dass Silberblättrige Taubnessel wegen ihrer Wüchsigkeit invasiven Charakter hat und nicht in Gärten angesiedelt werden sollte. Auch sollte man das gejätete Kraut der Silberblättrigen Taubnessel nicht in der Natur oder hinterm Gartenzaun entsorgen. Der NABU hat das in einem Artikel zur Silberblättrigen Taubnessel ausführlicher erklärt. Vielen Dank für den Link, Maria!
Rezepte mit Silberblättriger Taubnessel: (Sammlung wird laufend erweitert)
Hier klafft noch ein großes schwarzes Loch. Außer meinen eigenen wenigen Rezepten konnte ich keine Rezepte online finden. Schickt mir gern eure Links (per Mail oder in den Kommentaren), wenn ihr dereinst Silberblättrige Taubnessel auf dem Teller und im Blog haben werdet. Würde mich freuen, diese hier ergänzen zu können.
würziger Goldnessel-Eintopf
Palmkohl-Suppe
Bin gespannt, ob dieses Wildkräutlein eure Begeisterung ebenso erwecken kann, wie meine.
—————————————————————
komplette PflückStück-Liste
*) Affiliate-Link: Das Buch erhälst du im lokalen Buchhandel oder per Klick auf den Link bei Amazon. Ich nehme am Partnerprogramm teil und erhalte bei Kauf eine kleine Provision.
Schön, wenn man merkt, dass man nicht ins Leere schreibt, auch wenn es sich oft genug so anfühlt.
Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob alle Goldnesselarten Ausläufer bilden und winterhart sind. Ich meine, gelesen zu haben, dass das nicht auf alle Goldnesseln zutrifft. Auch geschmacklich kann ich bei den anderen nicht exakt sagen, ob sie ideses bemerkenswerte harzige Aroma (ohne bitter zu schmecken) haben.