Geniestreich oder nich, es schmeckt!
Bei Chicoree bin ich meist recht planlos. Dies hat in der Vergangenheit zu einigen eigenwilligen, meist gelungenen Kreationen geführt, wie jenem Chicorée mit Quittengelee, Szechuan-Pfeffer, Thymian und Senf, oder dem mit Paprikaöl, gemahlenen gerösteten Mandeln und Limettensaft. Der Chicoree mit Vogelbeer-Mirabellenmus war hingegen erst im 2. Anlauf genießbar. Fruchtiges war oft mit von der Partie und selten von Nachteil. Diesmal sollte aber alles anders werden…
Denn diesmal wollte ich keine fruchtige Komponente, sondern wie beim belgischen Klassiker, Chicoree mit Käse kombinieren. Im Kühlschrank fand sich Feta und im Hirn eine gewagte Idee. Sollte es nicht möglich sein, den knuffigen Gesellen zu füllen? Ohne Aufschneiden und OP-Narbe? Minimal-invasiv? Quasi dem Chicoree einen Einlauf verpassen? Die gute Nachricht ist, es lässt sich bewerkstelligen. Die Schlechte, es ist eine diffizile Angelegenheit. Nun stellt sich die Frage:
Wie füllt man Chicoree?
Mein erster Gedanke war die Verwendung eines Stopfenbohrers mit Handgriff, wie wir ihn dereinst im Labor zum Bohren von Löchern durch Hartgummistopfen benutzten. Aber wer hat sowas schon zu Hause rumliegen? Blieb Plan B, die brachiale Methode mittels Holzlöffelstiel. Ich habe den Chicoree hierfür an der Spitze kreuzweise eingeschnitten und dann sachte und mittig den Stiel des Holzlöffels in den Chicoreerumpf gebohrt. Auch ein Apfelentkerner könnte gute Dienste leisten, falls dessen Durchmesser nicht größer als 2 cm ist.
Steckt der Löffelstiel/Apfelentkerner weit genug im Chicoree, wird die Höhlung ausgeweitet – der Durchmesser sollte zumindet oben 1,5 bis 2 cm betragen – indem man das Bohrwerkzeug ordentlich tanzen lässt, und anschließend mittels Garnierspritze ohne Tülle(!) befüllt.
Freihändig ließ sich das schwerlich händeln, da die Masse nur widerwillig aus der Spritze quoll und gewissen Nachdruck erforderte. Deshalb Tülle weglassen und den Chicoree nach Möglichkeit in einem Gefäß fixieren, um beide Hände fürs Zielen und Füllen frei zu haben. Oder die Masse etwas geschmeidiger anlegen (siehe Rezept).
Keine Panik bei aus der Bahn geratenem ‚Bohrer‘. Auch Chicoree mit aufgeplatzter Seite lässt sich füllen (für euch getestet 🙂 ). Beim Füllen den kaputten Chicoree einfach fest mit der Hand umschließen, um die Naht abzudichten und den Chicoree in Form zu halten. Die Füllmasse muss sowieso recht kompakt sein, um nachher in der Waagerechten nicht auszulaufen. Dies erschwert zwar das Befüllen, aber ohne Fleiß kein Preis.
Für die Füllung habe ich meinen Feta mit Chili Schärfe eingehaucht. Zudem gab ich als Farbtupfer etwas vom gerade vorrätigen frischen Kurkuma dazu. Falls ihr das nachmacht, bitte nur im Notfall getrocknetes Kurkuma verwenden. Nicht, dass ich etwas gegen das gelbe Pulver hätte – es ist bei mir regelmäßig im Einsatz –, aber die frische Wurzel hat nochmal ein ganz eigenes, fast schon fruchtiges Aroma … womit wir unbeabsichtigterweise doch wieder eine gelinde fruchtige Komponente am Chicoree hätten. Passt! Der gefüllte Chicoree sollte aber auch ohne Kurkuma (falls ihr keinen auftreiben könnt) schmecken.
Ich hatte meine 3 Chicoree beidseitig mit Rinderhack – für etwas Knusper mit zerbröseltem Knäckebrot gemischt – angehäufelt. Das war zusammen sehr fein, aber auch vegetarisch, ganz ohne Hack, sollten die gefüllten Chicoree hervorragend schmecken.
Die Käsemasse schmeckt übrigens auch solo. Solltet ihr den Chicoree-Füllversuch abbrechen müssen, werft den Chicoree wie er ist in die Reine und esst den Kurkuma-Feta dazu. 🙂
Rezept
mit Kurkuma-Chili-Feta gefüllter Chicoree
Chicoreestauden werden ausgehölt und mit einer auslauf-sicheren Masse aus Feta, ggf. Joghurt, frischem Kurkuma und Chili befüllt und anschließend mit oder ohne Hackfleisch im Backofen gegart.
Rezept: Peggy Schatz
Vorbereitungszeit:30 min
Zubereitungszeit:50 min
3 Chicoree
150 g Rinderhack oder gemischt
500 g Kartoffeln
2 Scheiben Roggenknäckebrot
½ TL Rosenpaprika
Salz
1 EL Olivenöl für die Form
Füllung:
125 g Feta
etwas Joghurt (optional)
1 TL getr. Chiliflocken
½ TL (leicht gehäuft) Rosenpaprika
½ TL fein geriebene frische Kurkumawurzel
4 EL Olivenöl
Zubereitung:
- Den Backofen auf 225°C vorheizen.
In einem Schälchen den Feta, die trockenen Gewürze, den frischen Kurkuma und das Olivenöl vermischen, dabei den Käse mit der Gabel zerdrücken. Die Masse darf etwas unhomogen bleiben. Wer Sorge wegen des Befüllens (ohne Tülle) hat, kann seine Masse durch zugabe weiteren Olivenöls oder von etwas Joghurt geschmeidiger machen. Zu weich sollte sie allerdings nicht sein, um in der Reine nicht auszulaufen. - Die Chicoree an den Spitzen etwa 2 cm tief über Kreuz einschneiden. Mit einem Holzlöffelstiel vorsichtig und mittig ein Loch in den Chicoree bohren, aber nicht am Fuß durchstoßen. Die Röhre ausweiten, indem man den Löffelstiel tanzen lässt und dabei nach allen Seiten etwas ausschlägt. Die Öffnung oben sollte dann 1,5 bis 2 cm Durchmesser haben.
- Das Roggenknäckebrot in eine reißfeste Tüte (beispielsweise Gefrierbeutel) geben und mit dem Fleischklopfer pulverisieren oder aber in einem leistungsfähigen Mixer zerhacken. In einer Schüssel die Brösel mit dem Hackfleisch, dem Rosenpaprika und etwas Salz (ca. ½ TL) vermischen.
- Die Reine mit 1 EL Olivenöl auspinseln, die Chicoree mit Abstand einlegen und an deren Seiten das Hackfleisch gleichmäßig verteilen. Die Reine in den Backofen stellen und offen 30 Minuten lang den Chicoree braten. Anschließend den Deckel daruf setzen und weitere 20 Minuten garen.
- Während der Chicoree im Backofen ist, die Kartoffeln schälen und in Salzwasser garen..
Lass mich gern wissen, was du von der Idee, Chicoree zu füllen, hälst. Wie funktioniert es für dich und was könnte optimiert werden?
Lieber Felix,
das glaube ich dir gern! Dafür bist du ja mit einem Füllhorn anderer Genüsse gesegnet, die unsereins hier erschrocken ins Regal zurück packt. Wäre ja langweilig, wenn alle Regionen die selben Lebensmittel hervor brächten. 🙂
Es freut mich, dass dir meine Idee gefällt, dem Chicoree, einen Einlauf zu verpassen!