Bei einer kleinen Überland-Partie mit dem Fahrrad kam ich in Kleinziethen an einem gut bestückten Stand mit regionalen Produkten vorbei. Das war kurz vor dem ersten Schnee. Ich erbeutete frischen Grünkohl. Ich mag das Wintergemüse schon wegen der schrillen Krausfrisur, die an üble Dauerwellen mit zu kleinen Wicklern erinnert, sehr. Allerdings hatte ich noch keinen Schimmer, wie ich den Grünkohl zubereiten wollte. Grünkohl ist vielseitig verwendbar und es ist ärgerlich, dass er so selten frisch angeboten wird. Dabei ist er nicht nur schmackhaft, vorausgesetzt, man erspart ihm stundenlanges Totkochen, sondern auch noch gesund. Ich sollte mal versuchen, eine Friesische Palme im Hochbeet zu ziehen. Das hatte ich bislang nur mit dem verwandten Schwarzkohl probiert, der leider einer Armada weißer Läuse zum Opfer fiel, bevor ich auch nur einen Wedel ernten konnte.

Grünkohl hat zumindest in den USA eine Art Comeback gefeiert, wo Kale (englisch für Grünkohl) wegen gesundheitlicher Vorzüge als Superfood geadelt wurde.

Um die besonderen Vorzüge des Grünkohls wusste man auch schon 1955, wie folgendes Zitat aus dem damals erschienenen Buch ‚Nutze die Heilkraft unserer Nahrung‘ belegt:

Bemerkenswert ist der relativ hohe Karotin- und Vitamin-C-Gehalt im Grünkohl, der gleichzeitig nährstoffreicher ist als die übrigen Kohlsorten.

Buch: Nutze die Heilkraft unserer Nahrung (zehnte verbesserte Auflage)

Auch Vitamin K ist im Grünkohl reichlich vorhanden. Die Hauptfunktion von Vitamin K besteht darin, dass es für die Synthese bestimmter Proteine (Prothrombin) notwendig ist, die in der Blutgerinnung eine wichtige Rolle einnehmen. Deshalb sollten laut kochwiki Menschen, die Blutgerinnungsmittel einnehmen, Vorsicht walten lassen. Derlei Vorsichtsmaßnahmen brauchte es bei uns nicht, nur eine gute Idee für die Zubereitung des Grünkohls.

Beim Ex-Ede K. war der Wildlachs runtergesetzt und durfte mit. Dazu noch ’ne Packung Birnen. Eine Birne habe ich zusammen mit dem Grünkohl in der Pfanne gebraten, bis der Kohl zusammen fiel. Den Birnenkohl verfrachtete ich in ein Päckchen aus Alufolie (Backpapier hatte ich leider keines mehr da) und bettete den gesalzenen Fisch obenauf. Ein gezielter Spritzer Zitronensaft (damit nix auf die Folie geht) aufs Fischhaupt plus ein paar Chiliflocken und das Päckchen mit Luft nach oben verschließen und absenden… Inzwischen rösteten einige Erdnüsse in der Pfanne und eine Wildreismischung köchelte auf dem Herd. Beim Öffnen der Backofentür umspielte für einen Augenblick ein Hauch Zimtduft meine Nase. Nee, oder? Kakao am Karpfen war ja schon mutig. Aber Zimt??? Nach kurzem Zögern streute ich besagte Zutat auf den Fisch … und habe es keinen Moment bereut!