Sommer, Sonne, Paprika. Zu diesen köstlichen gefüllten Paprika kam ich durch Zufall. Ich wollte mir von der Nachbarin ein Ei leihen und bekam rote Paprika dazu. Ich nahm drei Stück und retournierte eine der gefüllten Paprikaschoten zur Nachbarin.
Schon als Kind habe ich gefüllte Paprikaschoten geliebt. Leider habe ich keine Erinnerung mehr, wie Mutti die jeweils leckere Soße, zustande gebracht hat. Ich weiß nur noch – und das mit Sicherheit –, dass die mit Hackfleisch gefüllte Paprika jeweils von allen Seiten kräftig angebraten wurde und dann bis zum gewünschten Gargrad in Flüssigkeit vor sich hin schmorte.
Für Soßen-Inspiration habe ich im Internet gestöbert und fand diverse Rezepte für gefüllte Paprika mit Tomatensoße. Auch wenn ich mir sicher bin, dass wir damals keine Tomaten bei der Paprika hatten, schon aus logistischen Gründen, denn es war recht unwahrscheinlich, beide Gemüse zeitgleich erstehen zu können, wollte ich diesen Ansatz für meine Paprika ebenfalls verfolgen. Für mehr Deftigkeit gab ich Kapern an die Hackmasse und auch an die Soße, die übrigens am nächsten Tag nochmal so gut geschmeckt hat. 🙂
Zusätzlich hatte ich frisch gesammelten Dost und einige Blütenstände der Kanadischen Goldrute herumliegen.
Wer oder was ist Dost?
Dost ist eine Pflanzengattung der Familie der Lippenblütler. Zu dieser Gattung gehören zwei wichtige Gewürzpflanzen, Echter Dost (Oregano) und Majoran.
Gemeiner Dost, der eigentlich Echter Dost ist und bei uns wild wächst, was ihn zum Wilden Oregano macht, aber nicht zum Wilden Majoran, als der er auch bezeichnet wird, ist zugleich unser allseits bekanntes Küchengewürz Oregano (Origanum vulgare). Verwirrend? 🙂
Echter Dost und Majoran (Origanum majorana) sind zwar verwandt, aber Majoran ist im Mittelmeergebiet beheimatet. Natürliche Vorkommen von Echtem Dost sind hingegen in fast ganz Europa, Asien und im nordwestlichen Afrika vorhanden.
Gemeiner Dost ist dir mit seinen aufrechten Stängeln und den hübschen rosa-lila Blütenständen bestimmt schon mal beim Spaziergang begegnet. Die mehrjährige krautige Pflanze wächst bevorzugt an warmen Standorten auf kalkhaltigem Untergrund. Ich zupf mir jeweils ein paar Stengel ab und lasse sie trocknen. Die getrockneten Blätter und Blüten brösele ich an Bratkartoffeln oder wo immer es mir passend scheint. Nicht nur ich lasse mich gern von den hübschen Blüten anlocken. Der Gewöhnliche Dost blüht bis in den September und ist von großer Bedeutung für fast alle heimischen Schmetterlingsarten. Zu den Arten, die ihn zum Trinken von Nektar aufsuchen, gehören beispielsweise das Große Ochsenauge, der Distelstelfalter und der Hauhechel-Bläuling. Weil der Gewöhnliche Dost nektarreich ist, zieht er auch zahlreiche andere Insekten wie Honigbienen und Schwebfliegen an. Ein guter Grund, sich Echten Dost in den Garten zu holen.
Kanadische Godrute
Zur Kanadischen Goldrute (Solidago canadensis), diesen, zarten, den Sommer hindurch leuchtend gelb wippenden Wedeln am Wegesrand, hatte ich im Zusammenhang mit sommerlichen Tomaten-Chicoree schon mal ein paar Worte geschrieben. Die Pflanze ist in Nordamerika natürlich verbreitet und gilt in Europa, Australien und Neuseeland als eingebürgerter Neophyt. Die wuchsfreudige Kanadische Goldrute breitet sich auf Trockenrasen- und Brachflächen, etwa entlang von Bahnstrecken, stark aus und verschiebt an manchen wärmeren Standorten, z. B. in Ackerweinbergen oder Magerrasen, das ökologische Gleichgewicht. Ich finde jedoch, dass die bevorzugt Brachen besiedelnde Pflanze gerade dort ihren Reiz hat. Die einen halben bis 2 m hohe Kanadische Goldrute kann mit der, meist kleineren, Riesen-Goldrute (Solidago gigantea) verwechselt werden. Diese hat bis kurz unter den Blütenstand einen kahlen Stängel, während die Kanadische Goldrute spätestens ab dem Bereich der ersten Blätter behaart ist. Verwandt ist die Kanadische Goldrute mit der seltenen heimischen Gewöhnlichen Goldrute (Solidago virgaurea), die als Heilpflanze Bedeutung hat.
Diese lebensstarken Pflanzen haben auch andere Eigenschaften als ihre Invasivität. Die kanadischen Goldruten zum Beispiel können medizinisch vergleichbar eingesetzt wie die echte Goldrute werden und bergen großes Potenzial, wie hautpflegende Eigenschaften bei Irritationen, Pilzerkrankungen und Strahlenschäden. Kulinarisch können im Frühling die Sprossen genossen und im Frühherbst die Blüten in Getränken verarbeitet werden. Zudem besteht die Möglichkeit, aus den Blüten einen stabilen, goldgelben Pflanzenfarbstoff zu gewinnen.
Wildpflanzenmagazin Ausgabe 127/128 – August/September 2021
Wie wäre es, wenn wir diese Pflanzen, welche so viele Ressourcen bieten, nutzen anstatt sie zu bekämpfen? Wenn wir kreative, freudige, konstruktive Projekte damit umsetzen und somit den Bestand dieser Pflanzen in Schach halten?
Bin dabei! Ich sammle jeweils die hübschen gelben Blütenstände für die sommerliche Blumenvase und verwende die fruchtig riechenden und schmeckenden zarten Blüten an herzhaften und süßen Speisen.
Paprika
Zur Paprika muss man nichts sagen. Oder doch? Man könnte meinen, es gibt genau 3 Varietäten und zwar grün, gelb und rot. 😉
Die Pflanzengattung Paprika (Capsicum) gehört zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) und umfasst neben den milden Gemüsepaprika eine riesige Vielfalt scharfer Vertreter. Je nach Größe, Farbe und Geschmack sowie Schärfe werden für viele Sorten besondere Namen wie Chili, Spanischer Pfeffer, Peperoni, Peperoncini oder Pfefferoni gebraucht. Die am weitesten verbreitete Art, zu der auch die meisten in Europa erhältlichen Paprika, Peperoni und Chilis gehören, ist Capsicum annuum. Fast alle Paprika enthalten – in sehr unterschiedlicher Konzentration – den Stoff Capsaicin, der die Schärfe erzeugt.
Die im Rezept verwendete klassische rote Paprika enthält nur wenig Capsaicin, was sie als Gemüsepaprika qualifiziert. Gemüsepaprika kann gefahrlos roh oder gegart verzehrt werden. Man unterscheidet Blockpaprika (wegen der breiten, gedrungenen Form) und Spitzpaprika. Zum Füllen sind beide Formen geeignet, wie beispielsweise meine vegetarisch gefüllte rote Spitzpaprika oder das indische Rezept für Paprika mit Käse-Frühlingszwiebel-Füllung und afghanischer Soße, und auch die kleinen grünen Pimentos.
Wie hältst du es, wenn es zu gefüllter Paprika kommt? Bist du Team Tomatensoße? Falls nicht, wie bereitest du deine gefüllten und geschmorten Paprika zu?
Für meine Version habe ich die drei besonderen Zutaten Kapern, Goldrutenblüte und Blüten des Gemeinen Dost, sowohl an die Füllung als auch an die Soße gegeben. Zudem waren noch Senf, Ajwar und schwarze Oliven im Spiel bzw. in der Soße. Ich hatte die Oliven und den Senf erst nach 20 Minuten Garzeit zugesetzt, denke aber, dass sich der Geschmack noch besser entfaltet, wenn alle Player gemeinsam am Start sind. Wie beim Fußball. So habe ich es im Rezept auch angegeben. Alle Elfe…
Wir waren begeistert. Die Nachbarin auch.
Weitere KlassiX:
KlassiX sind Klassiker mit kleiner aber wirkungsvoller Abwandlung. Ein Kniff hier, ein Tüpfelchen da und eine Prise dort… Lass dich überraschen!
Rezept
Blumige mit Hackfleisch gefüllte Paprika
Quelle:Vorbereitungszeit:
Zubereitungszeit: 1h
Zutaten
für 3 Personen3 rote Paprika
2 EL Butterschmalz (zum Braten)
Füllung
500 g Rinderhack1 EL Kapern (aus dem Glas)
1 rote Zwiebel
2 Knoblauchzehen
1 rohe Kartoffel (frisch gemörsert)
1 Ei
500 g schwarzer Pfeffer (frisch gemörsert)
2 Blütenstände Dost (alternativ ½ TL getrockneter Oregano)
Soße
4 Tomaten½ TL Chiliflocken
1 Lorbeerblatt
300 ml Wasser
2 EL Ajvar
2 TL Senf
Meersalz
8 Oliven (schwarz gefärbt)
1 bis 2 Blütenzweige Kanadische Goldrute
2 Blütenstände Dost (alternativ ½ TL getrockneter Oregano)
½ EL Kapern (optional)
Zubereitung:
Die Kapern abtropfen lassen und fein hacken. Zwiebel und Knoblauch schälen und fein hacken. Die rohe Kartoffel auf der feinen Reibe reiben.
Das Hackfleisch mit den gehackten Kapern, der geriebenen Kartoffel, Zwiebel und Knoblauch, sowie dem Ei vermengen. Mit Meersalz (vorsichtig, da die Kapern ebenfalls eine gewisse Salzigkeit mitbringen) und Pfeffer würzen.
Die Paprika waschen, den Deckel abschneiden und das Innere samt Samen entfernen. Die Hackfleischmasse einfüllen.
In einer Bratform Butterschmalz zerlassen und die Paprika rundherum kräftig anbraten. Vom Herd nehmen und etwas abkühlen lassen.
Inzwischen die Tomaten achteln und den Stielansatz herausschneiden. Die Tomaten in die Bratform zu den Paprika geben. Die Chiliflocken und ein Lorbeerblatt hinzugeben und 300 ml Wasser angießen. Ajvar und Senf einrühren. Salzen. Oliven halbieren und ebenfalls mit in die Backform geben. Wer es noch deftiger mag, gibt noch gehackte Kapern dazu.
Den Deckel auflegen und im Backofen bei 240 °C schmoren bis die Paprika eine angenehm weiche Konsistenz hat (30 bis 40 Minuten).
Zum Abschluss von einem Goldrutenblütenzweig die Blüten von den einzelnen Rispen abstreifen und über Paprika und Soße bröseln. Einen Blütenstand vom Dost fein zerrebeln und ebenfalls über das fertige Gericht streuen.
Guten Appetit!
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