
Langsam kommt neben der Freude am Kochen auch das Interesse an Essbarem aus der Natur zurück. Beim Herumradeln habe ich nun wieder Behältnisse dabei, um eventuelle Funde sicher heimtransportieren zu können. Bei der letzten Ausfahrt kam ich mit einer Schale voller knackiger Hagebutten zurück.
Den Großteil der Hagebutten habe ich zu Hagebuttenmus gekocht. Eine Hand voll fein gehackte rohe Hagebuttenschale warf ich spontan in einen Gurkensalat mit Dill. Als ungewohnte Zutat am klassischen Gurkensalat ist Hagebutte somit das X in Überschrift und Rezept. Die Hagebutte ist Farbtupfer, knackige Konsistenz und feinsäuerlicher Geschmack in einem. Zugegeben, man schmeckt die Hagebutte in dem eh schon sauren Essig-Fluidum nicht heraus. Dennoch hat mir diese knackig-frische herbstliche Gurkensalatvariante sehr gefallen.
Wie immer bei Beiträgen in Rubrik KlassiX, stelle ich die Zutat, die im angewandten Kontext eher ungewöhnlich ist, näher vor:
Hagebutte – Männlein im Walde und noch viel mehr
Hagebutten sind die Früchte ungefüllt wachsender Wild- und Heckenrosen. Bekannteste Vertreterin ist die Hundsrose (Rosa canina), deren Früchte als Männlein im Walde von Hoffmann von Fallersleben lyrisch besungen wurden. Wie Erdbeeren, sind Hagebutten botanisch gesehen keine Beeren, sondern Scheinfrüchte mit Nüsschen (Sammelnussfrüchte). Bei den Hagebutten werden die Nüsschen zusammen mit den fies juckenden Härchen vom fleischigen becherförmigen Blütenboden umschlossen.
Als Hagebutten werden landläufig auch die Sträucher bezeichnet, an denen die roten, orangen oder schwarzen Früchte wachsen. Der Namensbestandteil „Hage-“ stammt vom althochdeutschen Wort für Dornstrauch – hagan – ab. Dass Hagebuttensträucher nicht ohne Kratzer zu beernten sind, kann jeder bestätigen, der das versucht hat.
Da Hagebuttensträucher schon seit Menschengedenken in der Botanik herumstehen, mit ihrem dichten Wurzelgeflecht losen Böden Halt und Vögeln Nistplätze, Nahrung und Verstecke geben, sind sie auch im Brauchtum und in mannigfaltigen Varianten in der Sprache verwurzelt. So wird die Hagebutte auch als Häge, Hagebutze, Haneputtchen, Buddeln, Bottel, Hahnedorn, Jöbke, Jeepkes, Hānebutten und weiteren Versionen, bezeichnet.
Die Hundsrose blüht im Juni mit schalenförmigen, duftenden Blüten. Auch die Blüten kann man sammeln und für allerlei Köstliches verwenden. Die Früchte bilden sich im Anschluss und färben von dunkelgrün über orange zu rot oder von grün zu schwarz. Die Fruchtreife ist im September und Oktober erreicht. Je älter sie sind, desto süßer und weicher werden sie. Es empfielt sich, die Hagebutten, die teilweise am Strauch überwintern, vor dem ersten Frost zu ernten.
Kulinarische Verwendung von Hagebutte
Die Früchte der Hagebutte können zu Mus oder Konfitüre, auch Hagebuttenmark oder Hiffenmark genannt, verarbeitet werden. Fränkische Krapfen werden mit gesüßtem Hagebuttenmus gefüllt. Man kann aber auch Wildgerichte mit Hagebutten verfeinern. In Schweden gibt es süße Hagebuttensuppe. Nach dem Entfernen der Nüsschen und Härchen, können Hagebutten auch roh verzehrt werden. Für den Gurkensalat, habe ich rohe Hagebutten verwendet.
Doch damit nicht genug. Hagebutten lassen sich auch in flüssiger Form als Fruchtwein, Likör und Tee genießen. In Slowenien und Kroatien hat die Hagebutte, bzw. das darauf basierende Erfrischungsgetränk Cockta Karriere gemacht und kann auch in Deutschland in diversen Onlineshops oder bei REWE bestellt werden. Cockta kommt auf meine Das-muss-ich-mal-probieren-Liste.

Hagebutte als Superfood
Hagebutte, die schon immer gesund und vitaminreich war, ist als getrocknetes Pulver zu neudeutsch modernes Powerfood. Auch für unsere Vorfahren war die Hagebutte, die neben reichlich Vitamin C auch einen hohen Anteil an Provitamin A und zudem die Vitamine B und E, sowie Gerbstoffe und Pektine enthält, eine Vitaminquelle. Hildegard von Bingen empfahl:
Die Hagrose ist warm und bezeichnet die Zuneigung. Wenn jemand im Grunde gesund ist und nur einen schwachen Magen hat, sollte er Hagebutten kochen und möglichst oft davon essen. Das reinigt den Magen und entfernt den Schleim. Wer sehr krank ist, sollte keine Hagebutten essen. Wer aber körperlich ganz gesund ist, dem schadet die Hagebutte weder roh noch gekocht.
Das Wissen der Hildegard von Bingen – Zitat aus Physica
Für gesunde Tees werden meist die getrockneten Schalen der Hagebutte verwendet. Das Trocknen soll sehr schnell geschehen, rät Apotheker Palow. Künstliche Wärme bis 40°C ist dabei erlaubt. Die getrockneten Hagebutten sollten in gut schließenden Behältern aufbewahrt werden.
Zur Erkältungszeit wirkt der wohlschmeckende Hagebuttentee vorbeugend. Das Vitamin C steigert die Abwehrkräfte gegen Infekte.
Bei Fieber wird Vitamin C im Organismus besonders schnell aufgebraucht, ein Zeichen dafür, dass der Körper es bei seinem Abwehrkampf benötigt und wie wichtig es ist, dem Körper Vitamin C zuzuführen.
Das Große Buch der Heilpflanzen von Apotheker M. Pahlow
Zudem hat Vitamin C positive Wirkung auf die nebennieren und die dortige Hormonproduktion. Auch bei der Wundheilung ist Vitamin C unentbehrlich. Hagebutten-Tee empfielhlt sich also bei Infektionen und Fieber, bei allgemeiner Schwäche und bei schlecht heilenden Wunden, weiß Apotheker M. Pahlow zu berichten.
Wegen des hohen Gehaltes an Pflanzensäuren und Pektinen wirkt der Aufguss aus Hagebuttenschalen leicht harntreibend und abführend. Er eignet sich daher für die unterstützende Therapie bei Blasen- und Nierenleiden. In Erkältungszeiten wirkt ein Tee aus gleichen Teilen Hagebutte und Lindenblüten besonders gut und schmeckt auch noch toll. Hagebuttentee behält über mehrere Stunden seinen vollen Gehalt an Vitaminen. Deshalb empfiehlt M. Pahlow ihn für die Thermoskanne.
Hagebuttenmarmelade wirkt Appetitanregend und wird in der Volksmedizin Teelöffel-weise gegen Apptitlosigkeit gegeben.
Auch aus den steinharten Nüsschen lässt sich mit Langzeitextraktion ein gesunder Aufguss (Kernlestee) bereiten. Der Kernlestee soll bei Blasen- und Nierenbeschwerden, zur Blutreinigung, Entwässerung und bei Rheuma helfen. Die Kerne sind nicht nur reich an Vitaminen, sondern auch an Omega-3-Fettsäuren. Aus ihnen kann Hagebuttenkernöl gewonnen und zur Hautpflege verwendet werden.
meine Rezepte mit Hagebutte
Kartoffeln aus dem Backofen mit Hagebutten-Mayo
Apfelkuchen mit Hagebutten-i-Tüpfelchen
Gulasch mit Fenchel und Hagebutte
Hagebuttenbrot
Blumenkohlsuppe mit Hagebuttenmark
Wirsingroulade mit Hagebuttensoße
Hagebutten-Kichererbsen mit OHNE
Weitere KlassiX:
KlassiX sind Klassiker mit kleiner aber wirkungsvoller Abwandlung. Ein Kniff hier, ein Tüpfelchen da und eine Prise dort… Lass dich überraschen!
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Rezept
Gurkensalat mit Hagebutte und Dill
Quelle: Klassiker abgewandeltVorbereitungszeit: 20 min
Zubereitungszeit: 5 min
Zutaten
für 2 Personen1 Hand voll Hagebutten
1 grüne Gurke
1 rote Zwiebel
1 Zweig Dill
Salz
schwarzer Pfeffer (frisch gemahlen)
Weißweinessig
Olivenöl
Zubereitung:
Von den Hagebutten die Stielenden und schwarzen Häubchen abschneiden. Die Hagebutten längs halbieren und mit einem Löffelstiel die Kerne und Härchen entfernen. Dabei Handschuhe tragen. Anschließend die Hagebuttenhälften gründlich waschen (vor allem die Innenseiten auswischen). Die Hagebuttenschalen fein hacken.
Die rote Zwiebel schälen und fein hacken.
Die grüne Gurke schälen und die Enden abschneiden. Die Gurke in dünne Scheiben hobeln.
Vom Dillzweig das zarte Grün abzupfen und fein hacken.
Gurke, Dill, Hagebutte und Zwiebelwürfel in eine Schüssel geben, mit Salz und Pfeffer würzen. Essig und Öl dazugeben. Alles verrühren und durchziehen lassen. ggf. nachwürzen.




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