Besonders war das Krisenjahr 2020 ohne Frage. Für sehr Viele leider auch desaströs mit verlorenen Angehörigen, Arbeitsstellen oder geschäftlichen Existenzen. Für uns war 2020 – mit Gottes Hilfe und dank fürsorglicher Arbeit- und Auftraggeber – ein Jahr ohne nennenswerte Verluste, wenn auch emotional fordernd. Vllt. konnte ich sogar etwas zurückgeben und dem einen oder anderen Mut machen.
Was sich kulinarisch und im Blog getan hat, steht in der #foodblogbilanz, einem eingedampften Jahresrückblick. Der hat lange Tradition, seit Sabine von Schmeckt nach mehr dereinst die #foodblogbilanz mit vorab festgelegten Fragen ins Leben rief. In diesem Jahr wird die Foodblogbilanz 2020 erneut von Steffen vom Blog Feed Me Up Before You Go-Go betreut. Danke für deine Mühe!
1. Was war 2020 dein erfolgreichster Blogartikel?
Im Sinne der Statistik kann ich leider gar nichts dazu sagen. Ehrlicherweise habe ich die Besucherzahlen mehrere Jahre lang links liegen lassen, waren sie doch während der 12 Lebensjahre dieses Blogs nie großer Grund zur Freude. Um motiviert zu bleiben, hatte ich die Blogstatistik innerlich wie äußerlich ausgeblendet.
Es gibt aber trotzdem einen durchaus erfolgreichen Artikel, der mir in diesem Jahr viel Freude und Feedback, aber auch Unmengen Arbeit beschert hat. Das war die Ankündigung zu #trostkochen. Während der ersten Corona-Welle, die für Viele beängstigend daher kam, wollte ich während der Kurzarbeits-Phase von den eigenen Sorgen weg schauen und stattdessen anderen Mut machen. Alleine hätte ich das jedoch nicht gekonnt. So kam es, dass ich im Laufe zweier Staffeln ca. 90 Foodblogger motivieren konnte, mit ihren Rezepten bei Rezeptsammlungen mitzumachen, die jeweils ein stark von Covid-19 betroffenes Land im Fokus hatten. Positiver Nebeneffekt war eine Stärkung des Zusammenhalts und der Solidarität in Blogistan. Für mehr Zusammenhalt und Appetit quasi. Startschuss war am 4. April die #trostkochen-Rezeptsammlung für Italien, an der bereits über 40 Foodblogger beteiligt waren.
2. Welche drei deiner eigenen Blogartikel aus diesem Jahr haben dir persönlich am meisten bedeutet?
Das waren zum einen die mutigen Hähnchenherzen. Die sind nicht nur irre lecker, sondern sogar auch ausgesprochen fotogen geworden. Da war ich gleich doppelt geflasht. 🙂
Hingerissen war ich auch von den verdattelten Buchweizen-Rosenkohl-Bratlingen mit Duftkino. Es ist immer wieder faszinierend und ein Ansporn, aus sehr einfachen Zutaten spannende Gerichte zu zaubern. Und die Kombination aus geröstetem Buchweizen (nochmal nachgeröstet) und Rosenkohl finde ich schon seit dem ersten Versuch einer Buchweizen-Hackpfanne mit Rosenkohl ungemein köstlich und inspirierend.
Sehr viel bedeutet hat mir der Abschlussartikel der #trostkochen-Aktion. Hier ist mir noch einmal mehr bewusst geworden, dass wir Foodblogger ein großartiger Haufen sind und dass Geben seliger ist als Nehmen, wie schon die Bibel sagt.
3. Und welche drei aus anderen Blogs haben dich am meisten inspiriert?
Sehr cool fand ich Volkers Aufruf zu #kochmeinrezept. Volker vom Blog Volker mampft ist jemand, der sich ebenfalls Gedanken macht, wie wir miteinander füreinander sein können. Seine Aktion, die durch ‚Sing meinen Song‘ inspiriert wurde, hat zum Ziel, dass Foodblogger sich untereinander kennenlernen und gegenseitig unterstützen, indem sie jeweils innerhalb von 2 Monaten aus dem ihnen zugelosten Blog ein Rezept und den jeweiligen Blog(ger) vorstellen. Jetzt, wo ich mich halbwegs von #trostkochen erholt habe, bin ich da gern sporadisch dabei. Ich habe auch schon das erste Rezept nachgebaut und es war köstlich!
Ein Händchen für Gewürze, die sie beherzt in ihre Gerichte und Texte streut, hat Arthurs Tochter, wie beispielsweise beim Rauch-Karotten-Bohnen-Hummus mit grünem Ofenspargel und geschmelzten Tomaten. In Balkon-gärtnerischer Hinsicht bin ich von der Turbohausfrau mehr als inspiriert. Irre, was sie alles mit Erfolg mitten in Wien anbaut.
Ebenso wie in Astrid und Susi lese ich gern bei anderen mit mir in die Blog-Jahre gekommenen Blogs. Viele geschrieben von Menschen, die ich im Laufe der Jahre persönlich kennen und schätzen lernte, wie Ulrike, Barbara, Zorra, Petra I, Petra II, Jutta, Gabi, Dorothee, Claudia I, Claudia II und anderen, von denen ich mir wünschte, ich wäre ihnen persönlich begegnet wie Maja, Mel, Petra III, Nata, Aniko, Susanne, Andy und Robert, um nur einige zu nennen. Dank #trostkochen und #kochmeinrezept lerne ich ständig neue Food-Blogs kennen und wenn mir die Kombination aus Persönlichkeit und Rezepten gefällt, dürfen sie sich mit den Anderen in den Feed-Reader kuscheln.
Als Wildkräuter-Fan stöbere ich natürlich gern auch bei Gleichgesinnten. In 2020 besonders angelacht hatten mich die wilden Eis-Variationen von der Wildkräuterköchin.
4. Welches der Rezepte, die du 2020 veröffentlicht hast, hast du selbst am häufigsten gekocht – und warum?
Ich gebe zu, dass dies die Ampferpfannkuchen waren, auch wenn die natürlich nicht gekocht, sondern in der Pfanne ausgebacken werden. Die Kombiantion aus rustikalem Ampfersamen – vom Wiesensauerampfer, dessen rostbrauenen Blütenstände man im Spätsommer gar nicht übersehen kann – und passierten Tomaten, die statt der üblichen Milch in den Pfannkuchenteig kommen, ist herrlich umamig. Es benötigte aber 3 Anläufe, um die Kupfer-farbenen Pfannkuchen auch halbwegs stabil (also wendbar) hinzubekommen.
5. Welches Koch- oder Blog-Problem hat dich 2020 beschäftigt? Und hast du es gelöst?
Nach dem Blogumzug 2019 habe ich mich im vergangenen Jahr in erster Linie technisch mit meinem Blog auseinandergesetzt. Ich habe die interne Struktur aufgebohrt, um mehr als bisher zum Stöbern einzuladen. Am kniffligsten war der Rezeptfilter. Nun kann man (wie im alten Blog auch schon) in den mittlerweile 365 Rezepten nicht nur eines für jeden Tag des neuen Jahres finden, sondern nach Herzenslust Wildes, selbst kreiertes (Essperimente) oder nach Rezepttypen filtern. Jetzt fehlt nur noch die Filtermöglichkeit nach Saison und Hauptzutaten.
6. Was war deine größte kulinarische Neuentdeckung dieses Jahres – welches Lebensmittel, welches Rezept, welche Küchentechnik, welcher Geschmack hat dir eine völlig neue Welt eröffnet?
Überraschend war für mich die Feststellung, dass Rote Bete nicht nur in Europa für allerlei Gerichte (und fermentiert für Kwass) genutzt wird, sondern auch in der Küche Sri Lankas Tradition hat. Dort im Rote-Bete-Curry. Das musste ich unbedingt ausprobieren und fand es farblich und geschmacklich super (auch ohne, dass ich ganz am Original drangeblieben bin). Kreativität hin oder her, ich denke, ich möchte wieder mehr in andere Länderküchen schauen, denn die stecken voller Überraschungen für unsere Gaumen. Zudem habe ich festgestellt, dass sich Radieschen frittieren lassen und dabei eine sehr hübsche Marmorierung annehmen. Geschmacklich ist das dann aber eher so naja. Ein echtes Aha-Erlebnis war hingegen Klettenwurzel. Die habe ich zum ersten Mal ausgebuddelt und mit Butter gedünstet. Als Probebohrung quasi. Die Wurzel hat uns beiden so gut geschmeckt, dass wir uns fragen, warum sie nicht als Gemüse angebaut und angeboten wird. Ich brauch dringend einen Garten! In der Hoffnung, alternativ irgendwo einen üppigen Klettenstandort aufzutun, wird es später im Jahr dazu hoffentlich auch ein ausgefeilteres Rezept geben.
7. Was war der beste (oder lustigste) Suchbegriff, über den Besucher auf deinen Blog gekommen sind?
Warum man wie wird essen zur nebensache googelt, möchte ich eigentlich gar nicht wissen. Ist Essen doch die schönste Nebensache der Welt, vorausgesetzt, es wurde mit Liebe und halbwegs nachhaltig zubereitet.
Ich vermute, wer immer auf bengalisches feuer aus war, hat bei mir zwar ein feuriges bengalisches Rezept mit grünen Bohnen und Kartoffeln gefunden, aber nicht den erhofften Knalleffekt.
Die Person(en), die sto gram (100 Gramm – Synonym für einen Becher Wodka) suchten, fand(en) diesen in einer Wodka-Sojasoßen-Marinade für Kabeljau, was uns zum Thema Fisch bringt.
Bei den Suchanfragen ist zander ein süßwasserfisch und was ist ein saibling konnte geholfen werden, denn die Serie, die ich vor 8 Jahren laufen hatte, um eigene blinde Flecken in Sachen Fisch-Konsums zu füllen, beantwortet auch heute noch vielerlei Fragen rund um unsere heimischen Süßwasserfische.
8. Was wünschst du dir und deinem Blog für 2021?
Ganz ehrlich? Ich wünsche mir von Herzen, endlich mal einen positiven Trend bei den Leserzahlen erkennen zu können. Aber das wünschen wir uns ja alle. 🙂 Also was noch? Die Bao Zi– und Coxhina de Frango-Bastelstunden haben einmal mehr gezeigt, dass mir für feinmotorische Teigtaschen Geschick fehlt. Vielleicht auch nur Übung. Das möchte ich gern besser können. Außerdem wünsche ich mir wieder mehr Zeit für das Aufspüren und kulinarische Austesten essbarer Wildpflanzen und würde mich freuen, wenn ich es schaffe, das eine oder andere #PflückStück zu verfassen. Ob und wie die Pläne für #wildermeter aufgehen bleibt abzuwarten.
Jenseits meiner persönlichen Blogwelt wünsche ich mir, dass wir wagen, die Dinge so sehen, wie sie sind – oft nicht so einfach, wie wir sie buchstabieren und in den seltensten Fällen schwarz weiß. Möge die Corona-Pandemie ein Auftakt für mehr Authentizität und Nachhaltigkeit im Leben vieler sein. Nur Mut! Ich jedenfalls werde tapfer meine Träume weiter verfolgen … und danke allen, die mich dabei unterstützen.
Liebe Peggy – ich fand deine #trostkochen-Idee ganz wunderbar und habe gerne dabei mitgemacht. Wie du schon sagst: Schon, dass Miteinander auch noch ankommt…